Wann treten Infektionen nach BCG-Instillation auf?

Die intravesikale Instillation von Bacillus Calmette-Guérin (BCG) ist eine anerkannte Strategie zur Reduktion des Rezidivrisikos beim nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinom (NMIBC). Wie lange nach der Instillation es zu Infektionen kommen kann, wurde von finnischen Forschenden ermittelt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Laut Ergebnissen einer früheren Veröffentlichung der finnischen Autoren um Pertti Nurminen, Urologe am Turku Universitätskrankenhaus, liegt die Rate von BCG-Infektionen nach intravesikalen Instillationen bei 2,5%, die Mortalität ergab 10%, bei einer systemischen Infektion sogar 17,5%. In der aktuellen Untersuchung widmete sich die Studiengruppe der Frage, wie lange nach einer BCG-Instillation Infektionen auftreten. Sie analysierte dazu Daten aus dem finnischen Krebs- und Infektionsregister aus den Jahren 1996 bis 2016. Die Infektionen wurden als systemisch, wenn sie nicht im Urogenitaltrakt lokalisiert waren, oder als urogenital kategorisiert. Insgesamt 100 Erkrankte, davon 98 Männer, wurden in die Studie aufgenommen. Das Follow-up lag im median bei 50 Monaten. 39% der Infektionen waren systemisch und 61% waren auf das Urogenitalsystem beschränkt. Im Median belief sich die Anzahl der verabreichten BCG-Injektionen vor der Diagnose einer Infektion auf zehn (insgesamt zwischen 6 und 14), bei den meisten Patienten kam es während der Erhaltungsphase zu Infektionen. Systemische Infektionen zeigen sich häufig zeitnah Systemische Infektionen entwickelten sich in 87% der Fälle sehr rasch nach einer BCG-Instillation, die Latenzzeit war in diesen Fällen hauptsächlich auf die Dauer der Anzucht der Mykobakterienkulturen und logistische Faktoren zurückzuführen. Die Infektionen, die sich unter den 100 Probanden am schnellsten manifestierten, waren allesamt systemisch, traten während der Induktionsphase auf und präsentierten sich mit anhaltend hohem Fieber, Septikämie und Multiorganversagen. In diesen Fällen lag die letzte BCG-Instillation im Median 19 (11–27) Tage zurück, im Median waren erst zwei (1–5) Instillationen eingebracht worden. Allerdings gab es auch fünf Fälle von systemischen Infektionen, die erst nach einer längeren Latenzzeit von über einem Jahr auftraten. Nurminen und Kollegen berichten sogar über einen Patienten, bei dem erst nach 9,6 Jahre durch den Nachweis von Mykobakterien im Sputum eine Infektion der Lunge belegt werden konnte. „Anhand dieser Beispiele wird die Fähigkeit von Mykobakterien veranschaulicht, sich in seltenen Fällen erst nach einer Latenzzeit von mehreren Jahren zu reaktivieren“, so die Studienautorinnen und -autoren. Die häufigsten Symptome bei Patienten mit systemischen Infektionen waren steigendes Fieber auf über 38 °C bei 77% der Patienten und allgemeines Unwohlsein bei 67%. War die Lunge befallen, dann häufig mit Zeichen eines miliaren Infekts im Röntgenthorax. Zu pulmonalen Infektionen kam es im Median 20 (12–25) Tage nach der letzten BCG-Instillation sowie im Median nach zehn (6,5–12) Instillationen. Von den 34 Patienten mit Lungenbefall standen bei 16 keine pulmonalen, sondern eher allgemeine Symptome im Vordergrund, wie Unwohlsein, Müdigkeit, Nachtschweiß oder hohes Fieber. Lokale Infektionen variieren Infektionen der Harnwege traten im Median nach 49 (10–232) Tagen auf, im Median waren zwölf BCG-Instillationen erfolgt. Am häufigsten wurden Zystitiden registriert, bei denen es zu einer allmählichen Verschlechterung von Symptomen bei der Miktion kam, ohne dass ein eindeutiger Zeitpunkt für die Infektion bestimmt werden konnte. Mykobakterienproben waren entnommen worden, da allgemeine Symptome wie Müdigkeit oder Fieber (bei 44%) vorlagen oder erythematöse Läsionen und Granulome bei der Zystoskopie festgestellt worden waren. Immerhin 15% der Patienten mit lokalen Infektionen gaben an, keine Symptome zu haben. 20% der Infektionen der Harnwege wurden mehr als ein Jahr nach der letzten Instillation diagnostiziert, darunter sieben Patienten mit Zystitis, vier mit Epididymitis und ein Patient mit granulomatöser Prostatitis. „Unsere Studiendaten unterstreichen, dass die meisten Infektionen im ersten Jahr nach der BCG-Instillation auftreten. Sie sollten aber immer dann vermutet werden, wenn ein Patient Symptome entwickelt, die auf eine Tuberkulose hindeuten, auch noch mehrere Jahre nach der BCG-Therapie“, so das Fazit der Forschenden um Nurminen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wann treten BCG-Infektionen nach BCG-Instillationen am häufigsten auf? Antwort: Die Mehrzahl der systemischen Infektionen tritt laut Ergebnissen der Studie von Nurminen et al. rasch nach der letzten Instillation auf, während sich 13% nach einer Latenzzeit von ≥ 1 Jahr entwickeln. Infektionen der Harnwege präsentieren sich heterogener, wobei 20% als Spätinfektionen in Erscheinung treten. Bedeutung: Trotz der Seltenheit ist es wichtig, an die Möglichkeit einer BCG-Infektion zu denken, wenn ein Patient nach einer intravesikalen BCG-Therapie Müdigkeit, Fieber oder Lungensymptome aufweist – selbst, wenn die BCG-Gabe mehrere Jahre zurückliegt. Einschränkung: Durch das retrospektive Design der Studie konnten keine genaueren Merkmale der Symptome und Manifestationen abgerufen werden.

Springer Medizin

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