Erschienen in:
09.08.2022 | Herzinsuffizienz | Schwerpunkt: Strukturwandel als ärztliche Aufgabe
Fachärztliche Selektivverträge – ein Erfolgsmodell in der ambulanten Kardiologie
verfasst von:
Dr. med. Norbert Smetak
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 9/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
In der kardiologischen Versorgung ambulanter Patienten haben sich neben der üblichen Abbildung im Kollektivsystem, das heißt im System der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), auch Selektivverträge etabliert. Beispielhaft ist hier der KardioExpert-Vertrag zwischen dem Berufsverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) und der Barmer Ersatzkasse und der Ford BKK. Dieser Zusatzvertrag erweitert die reguläre ambulante Betreuung von Patienten mit einer Herzinsuffizienz. Bundesweit sind inzwischen über 20.000 Patienten eingeschlossen. Ein anderes Beispiel ist ein Vollversorgungsvertrag nach § 73c bzw. § 140a Sozialgesetzbuch (SGB) V, der in Baden-Württemberg die gesamte kardiologische Versorgung der teilnehmenden Patienten alternativ zum Kollektivvertrag regelt. Der seit 2010 in Baden-Württemberg bestehende Vertrag wurde wissenschaftlich evaluiert; bei Patienten mit Herzinsuffizienz konnte eine Senkung der Mortalität innerhalb eines Jahres um 24 % und eine Senkung der Hospitalisierungsrate um 16 % aufgezeigt werden. Ferner wurden die Gesamtgesundheitskosten in der Interventionsgruppe gesenkt. Gleichzeitig profitieren auch die teilnehmenden Ärzte durch eine nichtbudgetierte Vergütung, die etwa 15–20 % über KV-Niveau liegt. Ähnliche Daten und Vorteile zeigt auch der KardioExpert-Vertrag. Insgesamt zeigen diese Verträge aus der Kardiologie modellhaft, dass eine bessere Versorgung kostengünstiger und mit einer Win-win-Situation für alle Seiten umsetzbar ist. Eine flächendeckende Ausbreitung, insbesondere der Vollversorgungsverträge, scheiterte bislang noch am Mut der Kostenträger. Hier könnte durch gesetzliche Regelungen, wie die Verpflichtung von Krankenkassen, solche Verträge abzuschließen, ein Anfang gemacht werden.