Chemotherapie senkt Risiko für Tumor im kontralateralen Hoden

Bei einem von 30 Patienten mit Keimzelltumor des Hodens ist innerhalb von 20 Jahren auch der gegenseitige Hoden betroffen. Das Risiko hängt u. a. von der platinbasierten Chemotherapie des Primärtumors ab. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Nach der Diagnose eines einseitigen Keimzelltumors (KZT) des Hodens bleibt das Risiko, einen metachronen Tumor im kontralateralen Hoden zu entwickeln, bis zu 20 Jahre erhöht. Das geht aus einer landesweiten Studie aus den Niederlanden hervor. Die Studie zeigt auch, wie Alter, Tumortyp und adjuvante Chemotherapie das Risiko beeinflussen, und liefert damit wichtige Daten für die Beratung der Patienten. Von 4755 Patienten, bei denen vor dem 50. Lebensjahr ein einseitiger KZT festgestellt worden war (zu 66% im Stadium I), erhielten 136 während der Nachbeobachtungszeit von median 17 Jahren die Diagnose eines kontralateralen KZT. Die Inzidenz an erneuten KZT lag damit etwa 15-mal so hoch wie die KZT-Rate, die in der altersgleichen männlichen Bevölkerung zu erwarten war. Mit einem Seminom als Primärtumor stieg sie sogar auf das 22-Fache der üblichen Rate, mit einem nichtseminomatösem Tumor war sie ungefähr verachtfacht. Dosisabhängiger Effekt Die meisten kontralateralen Tumoren traten in den ersten zehn Jahren auf, in dieser Zeit erkrankten 2,4% der Patienten; innerhalb von 20 Jahren erhöhte sich der Anteil auf 3,4%. Nach einem Seminom erreichte die 20-Jahres-Inzidenz 4,0%, nach nichtseminomatösem Tumor 2,6%; Letztere trugen damit ein signifikant niedrigeres Risiko (–42%). Empfehlung der Redaktion Tumoren des Urogenitalsystems – Themenseite Von Prostatakarzinom über Blasenkrebs bis zu Nierentumoren: Diese Themenseite deckt das gesamte Spektrum der urologischen Onkologie ab. Die mit 8,7% höchste 20-Jahres-Inzidenz hatten unter 25-Jährige, bei über 35-Jährigen betrug sie nur 1,0 %. Das Erkrankungsalter war damit ebenfalls ein eigenständiger Risikofaktor, das relative Risiko eines gegenseitigen Tumors sank um 7% pro zusätzlichem Lebensjahr. Als modifizierbarer Risikofaktor erwies sich eine platinbasierte Chemotherapie: Mit einer solchen lag die 20-Jahre-Inzidenz bei 1,7%, ohne kletterte sie auf 4,4%. Der Zusammenhang war dosisabhängig, mit jedem zusätzlichen Zyklus ging das Risiko um weitere 26% zurück. Die Studie liefere „akkurate und umfassende Daten“, um Patienten über ihr Risiko eines kontralateralen KZT beraten zu können, schreiben die Studienautoren um Joost Blok von der Universität Utrecht. Wichtig sei, die Patienten aufzuklären, dass ihr Risiko für einen kontralateralen Tumor bis zu 20 Jahre erhöht bleibe. Auf den Zusammenhang zwischen der Dosis einer platinbasierten Chemotherapie und dem Risiko eines zweiten KZT hatten zuvor schon kleinere Untersuchungen hingedeutet. Blok et al. betonen die klinische Relevanz dieser Beobachtung, weil immer mehr Patienten mit einem Hochrisiko-Stadium-I-Tumor nur ein oder zwei Zyklen einer platinbasierten Chemotherapie erhielten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Beeinflusst die platinbasierte Chemotherapie eines Keimzelltumors (KZT) des Hodens das spätere Auftreten eines KZT im kontralateralen Hoden? Antwort: Innerhalb von 20 Jahren entwickelt einer von 30 Patienten einen kontralateralen Tumor. Das Risiko ist umso geringer, je mehr Zyklen einer platinbasierten Chemotherapie erfolgt sind. Bedeutung: Eine platinbasierte Chemotherapie senkt dosisabhängig das Risiko für kontralaterale KZT. Einschränkung: Fehlende Angaben zu anderen Risikofaktoren für Hodenkrebs.

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Chemotherapie senkt Risiko für Tumor im kontralateralen Hoden

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