Hodenkrebs: Wie sicher ist die organerhaltende Operation?

Die Orchiektomie gilt aktuell als Standard in der Therapie des Hodenkrebses. Doch gerade mit Blick auf das junge Alter der Patienten sucht man speziell bei sehr kleinen Tumoren nach sicheren, weniger radikalen Alternativen. Die organerhaltende Operation scheint eine solche Alternative zu sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Mit dem Fortschritt und der zunehmenden Verfügbarkeit bildgebender Verfahren steigt die Zahl der sonografisch diagnostizierten kleinen, nicht palpablen Hodentumoren. Die Inzidenz der Tumoren zwischen 10 und 15 mm wird mit 7,4% angegeben. Die Therapie kleiner Hodentumoren ist herausfordernd. Nicht zuletzt das junge Alter der Patienten sowie die gute Langzeitprognose hat die urologische Fachwelt dazu veranlasst, nach weniger radikalen Therapieoptionen zu suchen, um die durch den Verlust der testikulären Funktion bedingten Nebenwirkungen zu vermeiden. Einige Zentren bieten eine aktive Überwachung mit engmaschiger sonografischer Kontrolle des Tumors an. Außerdem wird der Nutzen ultrasensitiver mRNA-Biomarker für eine differenzierte Diagnose und für das optimale Management evaluiert. Ebenfalls eine Option könnte die organsparende Operation (TSS) sein, speziell bei nicht palpablen Tumoren unter einem Zentimeter oder bei beidseitigen Tumoren. Wie es um das onkologische, funktionelle und hormonelle Outcome der Patienten nach TSS bestellt ist, haben Urologen aus Kanada und den USA anhand eines Reviews zu klären versucht. In seiner Analyse berücksichtigt hat das Urologenteam insgesamt 32 Studien: Das onkologische Outcome war in zwölf Studien mit einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 57,8 Monaten untersucht worden. Daten zur Funktionalität und Fertilität lieferten 26 bzw. 10 Studien (durchschnittl. Follow-up 49,6 Monate bzw. 55,8 Monate). Nicht palpable Tumoren waren in 11 Studien berücksichtigt worden (durchschnittl. Follow-up 32,1 Monate). Geringere Radikalität prognostisch ohne Nachteil Die onkologische Kontrolle fiel in allen zwölf Studien hervorragend aus. Die größte Erhebung zur TSS bei malignen Keimzelltumoren (GCT) stammte von der German Testicular Cancer Group. Die Forschungsgruppe berichtete über insgesamt 101 Männer mit bilateralen oder solitären GCT, bei denen eine TSS durchgeführt worden war. Die Tumoren waren im Mittel 15 mm (5‒30 mm) groß. Bei 84% der Patienten war ein Keimzelltumor in situ (GCNIS) diagnostiziert worden, einer adjuvanten Strahlentherapie hatten sich 79% der Patienten unterzogen. Nach median 80 Monaten waren 100 Männer tumorfrei. Allerdings war bei zwei Patienten mit GCNIS direkt nach Bestrahlung ein lokales Rezidiv aufgetreten, ebenso bei vier Patienten, die die Bestrahlung aufgrund der Familienplanung aufgeschoben hatten. Alle sechs Patienten konnten durch eine inguinale Orchiektomie erfolgreich behandelt werden. Empfehlung der Redaktion Themenseite Hodentumoren Hodentumoren sind zwar gemessen an allen Krebserkrankungen eine eher seltenere Entität, doch bei Männern im jüngeren Lebensalter zählen sie zu den häufigsten Tumoren. Berichte zu Diagnostik und Therapie von Hodentumoren lesen Sie auf dieser Seite. Positiv wirkte sich die weniger radikale Operation erwartungsgemäß auf die postoperativen Hormonspiegel aus. In der aktuell größten Analyse mit 101 Krebspatienten hat sich nur bei 9,7% der Probanden im Anschluss an die TSS ein Hypogonadismus manifestiert. Fast nie war ein postoperativer Testosteronmangel bei Männern mit benignen Tumoren ohne adjuvante Therapie diagnostiziert worden. Auf die Spermaqualität scheint die organsparende Operation hingegen kaum Einfluss zu nehmen, wenn auch die Datenlage sehr schwach ist. Die bei den meisten Männern mit benignen oder malignen Hodentumoren auffälligen Spermiogramme blieben postoperativ weitgehend unverändert. Das Review legt nahe, dass nicht palpable, sonografisch detektierte Tumoren unter 2 cm vorwiegend benigner Natur sind. In den elf Studien mussten nur 19% der insgesamt 282 Tumore als maligne eingestuft werden. Engmaschige Nachsorge erforderlich Nach Ansicht der Studienautoren gewährleistet die TSS ein gutes onkologisches Outcome der Patienten und ermöglicht gleichzeitig den Erhalt der hormonellen Funktion. Die TSS sollte allen Patienten mit nicht palpablen Tumoren unter 2 cm angeboten werden. Aber auch im Falle maligner Tumoren könne mit der TSS bei Patienten mit beidseitigem Tumorbefall oder mit nur einem Hoden eine Anorchie vermieden werden. Trotz allem raten die Studienautoren bei der Nachsorge zu größtmöglicher Vorsicht und engmaschigen klinischen Kontrollen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Konsequenzen hat die organsparende Entfernung (TSS) von Hodentumoren für das onkologische, funktionelle und hormonelle Outcome der Patienten? Antwort: Die TSS gewährleistet eine gute onkologische Kontrolle sowie den Erhalt der hormonellen testikulären Funktion. Die bei Tumorpatienten meist bereits präoperativ eingeschränkte Spermaqualität bleibt unverändert. Bedeutung: Speziell bei kleinen, nicht palpablen Hodentumoren ist die TSS ein sicheres Operationsverfahren. Einschränkung: Überwiegend retrospektive, nicht kontrollierte Studien mit wenigen Probanden.

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