Hormontherapie: Geringes Hodenkrebsrisiko für Transpersonen

Ehemalige Männer haben nach einer feminisierenden Hormontherapie offenbar kein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs. Allerdings gibt es dazu bislang nur wenige Untersuchungen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Östrogene sind für die Hodenentwicklung und -funktion wichtig, zudem stimulieren weibliche Sexualhormone die Proliferation maligner Hodenzellen. Dies legt den Verdacht nahe, dass eine feminisierende Hormontherapie bei hodentragenden Transpersonen das Hodenkrebsrisiko steigern könnte. Nach einer Literaturrecherche von Epidemiologen um Dr. Jonathan Bensley von der Monash University in Melbourne in Australien gibt es dafür in der Literatur aber keine konkreten Hinweise: Im ungünstigsten Fall sei das Risiko ähnlich hoch wie bei Cis-Männern, im günstigsten deutlich geringer. Die Forscher um Bensley haben die bestehende Literatur nach Fallberichten und Untersuchungen zu Hodentumoren nach einer östrogenhaltigen Hormonbehandlung bei Transpersonen durchforstet. Sie fanden dabei eine niederländische Untersuchung mit über 3000 Transfrauen mit einer genderverstärkenden Hormontherapie. Während einer mittleren Nachbeobachtungsdauer von 2,3 Jahren diagnostizierten die Ärzte bei zwei Personen einen Hodentumor, einer davon wurde als Zufallsbefund nach einer Orchidektomie erfasst. Die Inzidenz solcher Tumoren sei damit nicht höher als bei Cis-Männern in der jeweiligen Altersgruppe gewesen. Zudem traten bei keiner Transfrau mit mindestens fünf Jahren Nachbeobachtung Hodentumoren auf, was die Autoren der Studie als weitere Bestätigung für das geringe Risiko einer Langzeittherapie mit weiblichen Sexualhormonen sehen. Reduziertes Risiko in US-Analyse In einer Registeranalyse aus den USA ergab sich für ehemalige Männer langfristig sogar ein reduziertes Risiko für Hodentumoren (minus 70%), allerdings bleibt hier unklar, wie viele der Transpersonen sich schließlich einer Orchidektomie unterzogen hatten. Die Epidemiologen um Bensley fanden insgesamt sechs Fallberichte zu Transpersonen, bei denen ein Hodentumor im zeitlichen Zusammenhang mit einer Hormontherapie aufgetreten war. Die meisten Patienten waren über einige Monate bis wenige Jahre mit Östrogenen und Antiandrogenen behandelt worden, hatten darauf aber nicht wie gewünscht angesprochen. Die Tumoren fielen dann meist bei Folgeuntersuchungen sowie Orchidektomien und weniger durch akute Beschwerden auf. Bei drei Personen fanden die Ärzte ein Seminom, je einmal ein Teratom, ein Chorionkarzinom und einen gemischten Tumor mit Seminom-, Teratom- und Embryonalkarzinomanteilen. Empfehlung der Redaktion Tumoren des Urogenitalsystems – Themenseite Von Prostatakarzinom über Blasenkrebs bis zu Nierentumoren: Diese Themenseite deckt das gesamte Spektrum der urologischen Onkologie ab. Insgesamt ergebe sich bei diesen Fallberichten kein gemeinsames Muster, das einen Zusammenhang mit der Hormontherapie nahelegt, berichten Bensley und Mitarbeiter. Alter der Transpersonen und Art der Tumoren seien ähnlich wie bei Cis-Männern mit Hodenkrebs. Da sich viele ehemalige Männer einer Orchidektomie unterziehen und auch davon auszugehen sei, dass solche Tumoren oft nicht gesondert in Registern und Statistiken für Transpersonen erfasst würden, könnte der Einfluss einer feminisierenden Hormontherapie auch unterschätzt werden, geben die Forscher aus Melbourne zu bedenken. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist das Hodenkrebsrisiko für Transpersonen mit Östrogentherapie erhöht? Antwort: Eine Literaturanalyse fand keine Hinweise auf eine erhöhte Hodenkrebsgefahr. Bedeutung: Das Hodenkrebsrisiko von hormonell behandelten Transpersonen scheint ähnlich hoch wie das von Cis-Männern zu sein. Einschränkung: Bislang gibt es nur wenige Untersuchungen zu diesem Thema.

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