Partielle Orchiektomie genügt oft bei Hodenkrebs

Ein kanadisches Zentrum meldet gute Erfahrungen mit der partiellen Orchiektomie bei Männern mit kleinen Tumoren, einseitigen Hoden und beidseitigem Befall. Nur ein Fünftel musste sich später einer radikalen Organentfernung unterziehen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine partielle statt einer radikalen Orchiektomie wird vor allem dann als Option gesehen, wenn die Betroffenen nur einen funktionsfähigen Hoden haben oder beide Hoden Zeichen eines Tumors aufweisen. Durch die partielle Op. soll dann noch eine gewisse Hodenfunktion erhalten werden. Doch auch bei Männern mit sehr kleinen einseitigen Tumoren und einem gesunden zweiten Hoden wird eine partielle Resektion diskutiert. Die US-amerikanische Urologenvereinigung AUA erachtet einen partiellen Eingriff hier für erwägenswert, wenn die Raumforderungen kleiner als 2 cm sind, der gesunde Hoden im Ultraschall keine Auffälligkeiten zeigt und keine erhöhten Werte für Tumormarker vorliegen – solche Patienten haben häufig benigne Tumoren. Ein Team um Dr. Gregory Nason vom Princess Margaret Cancer Centre in Toronto hat in der eigenen Klinikdatenbank geschaut, wie gut die partielle Orchiektomie für Männer mit Hodentumoren klappt. Wie sich herausstellte, benötigten die allermeisten hinterher keine radikale Op. Die Urologen fanden 77 Männer im mittleren Alter von 31 Jahren, die sich in ihrer Klinik zwischen 1983 und 2018 aufgrund eines Tumors zunächst einer partiellen Orchiektomie unterzogen. Eine radikale Orchiektomie veranlassten die Ärzte im selben Zeitraum bei 800 Männern – die organerhaltende Op. erhielt folglich nur ein Bruchteil der operierten Hodenkrebspatienten. Sie wurde primär Patienten angeboten, die nur noch einen funktionsfähigen Hoden hatten (29 Patienten) oder einen beidseitigen Tumorbefall aufwiesen (6 Männer). Die Hälfte der Männer (39 Personen) hatte jedoch einen gesunden zweiten Hoden. Sie wurden für die partielle Op. ausgewählt, weil sie eine kleine, gut tastbare oder im Ultraschall gut sichtbare Raumforderung hatten und sich zu engmaschigen Nachuntersuchungen bereit erklärten. Im Median wies die Raumforderungen einen Durchmesser von 14 mm auf, 90% der Männer hatten tastbare Tumoren, bei etwas mehr als der Hälfte war der linke Hoden betroffen. Die meisten Patienten mit nur noch einem Hoden hatten den anderen bereits zuvor bei einer radikalen Orchiektomie aufgrund eines Tumors verloren. Lokalrezidive bei 13% Nach der Op. fanden die Pathologen bei einem Drittel aller Männer einen benignen Tumor, unter den malignen Tumoren (alle pT1) wurden Seminome am häufigsten beobachtet. Benigne Geschwulste detektierten die Urologen bei der Hälfte der Männer mit Tumoren unter 10 mm. Sechs der Männer hatten befallene Resektionsränder, vier entschlossen sich aus diesem Grund für eine komplette Hodenentfernung, nur einer dieser Hoden zeigte jedoch Tumorzellen im Restgewebe. Die übrigen beiden verzichteten auf eine erneute Op., bei keinem der sechs Männer traten bislang Rezidive auf. Im Median wurden die Patienten 3,7 Jahre nachbeobachtet, in dieser Zeit mussten sich insgesamt 16 (21%) doch noch einer radikalen Orchiektomie unterziehen, zehn aufgrund eines Lokalrezidivs (insgesamt 13% aller Männer), vier wegen positiver Resektionsränder, zwei aufgrund anderer Hinweise auf ein hohes Rezidivrisiko. In zwölf der komplett entfernten Hoden ließen sich maligne Zellen nachweisen. Von den zehn Männern mit Lokalrezidiven benötigten sechs nach der radikalen Orchiektomie keine weitere Behandlung, vier unterzogen sich einer prophylaktische Radiotherapie, einer Chemotherapie oder einer Lymphknotendissektion. Die Urologen um Nason geben zu bedenken, dass immerhin die Hälfte der Männer mit sehr kleinen Tumoren und einem gesunden zweiten Hoden eine benigne Erkrankung hatte – solche Männer würde normalerweise eine radikale Op. erhalten. Auch seien nur bei 8% der Männer Tumorzellen in den Resektionsrändern entdeckt worden. Diese Rate sei recht gering, zudem könnten Ärzte solche Männer anschließend per Ultraschall engmaschig überwachen. Die partielle Orchiektomie sei daher ein recht sicheres Verfahren, von dem deutlich mehr Männer als bisher profitieren könnten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie sicher ist die partielle Orchiektomie bei Hodentumoren? Antwort: In einer kanadischen Untersuchung entwickelte nur rund jeder achte Patient anschließend ein Lokalrezidiv. Bedeutung: Eine radikale Orchiektomie könnte vielen Männern erspart werden – vor allem solchen mit kleinen, gut tastbaren oder im Ultraschall gut sichtbaren Raumforderungen. Einschränkung: Kleine monozentrische Analyse.

Springer Medizin

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