Schwere Hypoglykämien können zu QT-Verlängerung führen

Typ-2-Diabetiker, die schwere Unterzuckerungen durchmachen, haben ein erhöhtes Risiko für einen kardiovaskulär bedingten Tod. Eine Ursache dafür könnte eine verlängerte myokardiale Repolarisationszeit sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Typ-2-Diabetiker mit schwerer Hypoglykämie sollten US-amerikanischen Ärzten zufolge im 12-Kanal-Ruhe-EKG auf Veränderungen des QT-Intervalls untersucht werden. Das Team um Arnaud Kaze von der University of Maryland in Baltimore hat Daten der ACCORD-Studie ausgewertet und eine statistisch signifikante und von anderen Risikofaktoren unabhängige Verbindung zwischen schweren Hypoglykämien und dem Neuauftreten von QT-Verlängerungen gefunden. Das damit verknüpfte Risiko ventrikulärer Tachyarrhythmien dürfte ein Grund dafür sein, dass schwere Unterzuckerungen die (kardiovaskuläre) Sterblichkeit steigen lassen. Risiko um 66% erhöht In die prospektive Analyse konnten 8.277 Teilnehmer und Teilnehmerinnen der ACCORD-Studie einbezogen werden, die bei Studienbeginn keine Verlängerung des herzfrequenzkorrigierten QT-Intervalls (QTc) aufwiesen und weder mit Antiarrhythmika noch mit Antipsychotika behandelt wurden. Alle Patienten im Alter zwischen 55 und 79 Jahren hatten zusätzlich zum Typ-2-Diabetes weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren. Innerhalb von 24 Monaten erlebten 324 Patienten (3,9%) mindestens einmal eine Hypoglykämie, die Hilfe durch medizinisches Fachpersonal erforderte. Diese Patienten waren im Schnitt älter, häufiger weiblich, öfter in der Studiengruppe mit der aggressiven HbA1c-Senkung und zu einem größeren Anteil Insulinanwender als die Patienten ohne schwere Hypoglykämien. Während des Follow-up von median fünf Jahren wurde bei 517 Patienten eine QTc-Verlängerung entdeckt, bei 11,1% aus der Gruppe mit und 6,1% aus der Gruppe ohne schwere Unterzuckerungen. Erstgenannte hatten nach Abgleich anderer Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Behandlungsarm und kardiovaskulärer Vorerkrankungen immer noch ein um 66% höheres Risiko für eine QTc-Verlängerung als die Letztgenannten. Daran änderte sich nichts, wenn zusätzlich das Vorliegen einer kardialen autonomen Neuropathie berücksichtigt wurde. Jüngere Patienten besonders gefährdet Patienten mit zwei oder mehr schweren Hypoglykämien waren stärker gefährdet als Patienten mit nur einer: Im Vergleich zu nicht betroffenen Teilnehmern war das Risiko einer QTc-Verlängerung um 101% bzw. um 57% erhöht. Besonders deutlich war die Assoziation bei Patienten im Alter unter 62 Jahren mit mindestens einer schweren Unterzuckerung; sie hatten ein um 163% erhöhtes Risiko für eine QTc-Verlängerung. Bei den älteren Teilnehmern war der Zusammenhang dagegen nicht mehr signifikant. "Systematisch nach QTc-Verlängerungen suchen" Unterzuckerungen können experimentellen Studien zufolge auf unterschiedlichen Wegen zu einer Verlängerung des QTc-Intervalls beitragen: 1. Eine Reduktion des Kaliumausstroms über den hERG-Kanal verlängert die Dauer des Aktionspotenzials. 2. Die Aktivierung des sympathoadrenergen Systems während der Unterzuckerung kann das QTc-Intervall verlängern. 3. Insulinüberschuss führt zur Kaliumaufnahme aus dem Blut, die resultierende Hypokaliämie kann Arrhythmien auslösen. 4. Eine Hypogklykämie kann eine Kalziumüberladung verursachen. Die Studienautoren warnen daher: „Hypoglykämien können tödliche Arrhythmien zur Folge haben.“ Um dieses Risiko gering zu halten, empfehlen Kaze et al., betroffene Patienten systematisch auf QTc-Verlängerungen zu untersuchen. Außerdem könnte eine QTc-Verlängerung in der Anamnese bei Typ-2-Diabetikern mit erhöhtem Hypoglykämierisiko ein Kriterium sein, ihren Blutzucker kontinuierlich zu überwachen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Haben Typ-2-Diabetiker mit schweren Hypoglykämien ein erhöhtes Risiko einer QTc-Verlängerung? Antwort: Ja. Bei Teilnehmern der ACCORD-Studie mit schweren Hypoglyämien war das Risiko einer QTc-Verlängerung unabhängig von anderen Einflüssen signifikant erhöht. Besonders gefährdet waren Patienten unter 62 Jahren. Bedeutung: Bei schweren Hypoglykämien könnte ein systematisches Monitoring des QT-Intervalls die kardiale Mortalität reduzieren. Einschränkung: In der ACCORD-Studie gab es kein kontinuierliches Blutzucker- und EKG-Monitoring.

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