01.11.2023 | Ibrutinib | Leitthema
Neue Therapiestrategien beim primären Lymphom des Zentralnervensystems
verfasst von:
Dr. med. Sabine Seidel, Dr. med. Leon Kaulen, Prof. Dr. Louisa von Baumgarten
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Primäre Lymphome des zentralen Nervensystems (PZNSL) sind seltene, hoch aggressive diffus großzellige B‑Zell-Non-Hodgkin-Lymphome, die sich ausschließlich in Gehirn, Meningen, Rückenmark und Augen manifestieren. Obwohl sich die Prognose des PZNSL in den letzten Jahrzehnten durch die Implementierung der Hochdosis-Methotrexat-basierten Chemotherapie deutlich verbessert hat, kommt es bei einem Drittel der Patienten zu einem therapierefraktären Verlauf und die Hälfte der Patienten entwickelt nach initialer Remission ein Rezidiv. Neue Therapiestrategien werden dringend benötigt. Die vielversprechendsten Fortschritte wurden auf dem Gebiet der molekular zielgerichteten Therapien erzielt, die in tumortreibende Signalwege des PZNSL eingreifen. Hierzu zählen Inhibitoren der Bruton-Tyrosinkinase sowie Inhibitoren des PI3K/mTOR-Signalwegs. Zudem zeigen die Thalidomidanaloga Lenalidomid und Pomalidomid, die zur Klasse der Immunmodulatoren gehören, Wirksamkeit in der Behandlung des PZNSL. Da eine Immunevasion eine relevante pathogenetische Rolle bei PZNSL spielt, werden auch Immuntherapien in der Therapie des PZNSL intensiv untersucht. Sowohl für Immun-Checkpoint-Inhibitoren als auch für die zelluläre Immuntherapie mit chimären Antigenrezeptor(CAR)-T-Zellen liegen erste klinische Daten im Hinblick auf Verträglichkeit und Wirksamkeit vor. Vor der breiten klinischen Anwendung dieser neuen Therapiestrategien für das PZNSL ist eine Bestätigung der Wirksamkeit in größeren Studien notwendig. Trotz hoher Ansprechraten lässt sich insbesondere mit zielgerichteten Substanzen und Immuntherapien häufig keine dauerhafte Tumorkontrolle erzielen, sodass diese derzeit vor allem im Rahmen von Kombinationsprotokollen untersucht werden.