Antibiotika restriktiv einsetzen – auch bei Salmonellose

Bei der akuten infektiösen Gastroenteritis ist Zurückhaltung beim Griff nach Antibiotika angesagt, selbst bei einer Salmonellose. Doch manchmal geht es nicht ohne. Mehr als 20 Millionen Patienten erkranken in Deutschland jährlich an einer akuten Diarrhö, mehr als vier Millionen suchen deswegen den Arzt auf, so Schätzungen. Die gesundheitsökonomische Bedeutung ist groß. Da die akute Diarrhö meist selbstlimitierend und von kurzer Dauer ist, forderte PD Dr. Hans Jörg Epple, Berlin, deshalb ein rationales und rationelles Vorgehen. So wird eine routinemäßige Erregerdiagnostik nur unter besonderen Voraussetzungen empfohlen, unter anderem bei relevanten Komorbiditäten, schwerem Krankheitsbild oder auch vor Einleitung einer antibiotischen Therapie. „Letztlich also nur dann, wenn sich aus dem Ergebnis auch eine Konsequenz ergibt“, so Epple. Keine breite Anwendung: Multi-PCR Aktueller Standard zum Keimnachweis ist die Stuhlkultur. Der Multiplex-PCR aus dem Stuhl zum Erregernachweis erteilte Epple dagegen zum jetzigen Zeitpunkt eine Absage. Sie verfüge zwar über ein Panel viraler, bakterieller und protozoaler Erreger, bei hoher Sensitivität und kurzer Turnaround-Zeit. Doch die Spezifität sei geringer als in der Kultur, es gebe Interpretationsprobleme und es erfolge keine Resistenzanalyse, von den Kosten einmal ganz abgesehen. „Noch sehe ich keinen klinischen Benefit.“ Campylobacter: häufigster bakterieller Erreger Die häufigsten Erreger der akuten infektiösen Enteritis sind hierzulande Noroviren und Rotaviren, Campylobacter und, mit etwas Abstand, Salmonellen. Sie sind für mehr als 90% der infektiösen Enteritiden verantwortlich. Bei persistierenden Infekten über 14 Tage muss zudem an Protozoen, wie Giardia oder Kryptosporiden gedacht werden, bei mehr als 28 Tagen auch an eine nicht-infektiöse Genese. Nach Antibiotika-Exposition ist C. difficile ins Kalkül zu ziehen. Bei immunsupprimierten kommen auch opportunistische Erreger in Betracht. Zudem sollte eine Reise-Anamnese bei akuten Gastroenteritiden nicht fehlen. Salmonellen: Bei Bakteriämie Antibiotika einsetzen Die Therapie der akuten infektiösen Gastroenteritis ist nahezu ausschließlich supportiv, mit Analgetika, Spasmolytika oder Antiemetika. Bei Campylobacter-verursachten Gastroenteritiden lässt sich der Krankheitsverlauf zwar etwas verkürzen, aufgrund der drohenden Resistenzentwicklung sollte laut Epple trotzdem restriktiv agiert werden. Auch bei Salmonellen ist inzwischen Zurückhaltung angesagt. Eine antibiotische Therapie der Salmonellose, mit Ciprofloxacin oder Ceftriaxon, wird nur noch in folgenden Situationen empfohlen: Sie „soll“ durchgeführt werden bei Bakteriämie und Zeichen einer systemischen Infektion, sie „sollte“ durchgeführt werden bei Immunsuppression und Hämodialyse und sie „kann“ durchgeführt werden bei Patienten mit Gefäßprothesen, Gefäßaneurysmen oder Implantaten. Insgesamt strengere Therapieindikation bei nachgewiesener Salmonellose, aber auch bei Shigellose.

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