So gefährlich sind schwere COVID-19-Verläufe in der Schwangerschaft!

Im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft sind schwere Verläufe, aber offenbar nur diese, mit einem signifikant erhöhten Risiko für Geburtskomplikationen verbunden. Bei den betroffenen Müttern kam es unter anderem zu deutlich mehr thromboembolischen Ereignissen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Frage, welche Risiken sich durch eine COVID-19-Erkrankung in der Schwangerschaft für Mutter und Kind ergeben, konnte bislang nur unzureichend beantwortet werden. Bisherige Studien waren entweder retrospektiv, monozentrisch, hatten keinen PCR-Test auf SARS-CoV-2 vorausgesetzt oder bestanden aus Fallserien mit nur wenigen Teilnehmerinnen. Ein Team aus den USA hat jetzt die Daten von insgesamt 1219 schwangeren Frauen mit nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion (PCR- oder Antigentest) analysiert, mit dem Ziel, mehr über die Folgen verschiedener Schweregrade des COVID-19-Verlaufs für Mutter und Kind zu erfahren. Schwere oder kritische Verläufe in mehr als 10% der Fälle An der Kohortenstudie waren 33 Zentren in den USA beteiligt. Bei 12% der werdenden Mütter hatte die SARS-CoV-2-Infektion einen schweren oder kritischen Verlauf nach Definition des National Institute of Health (NIH) genommen. Solche Verläufe waren im Vergleich zu asymptomatischen Infektionen deutlich mit einem erhöhten Risiko perinataler Komplikationen assoziiert. Dies betraf in der adjustierten Analyse venöse Thromboembolien bei der Mutter (5,7% vs. 0%), Hochdruckereignisse wie HELLP-Syndrom, Präeklampsien oder Eklampsien (40% vs. 20%), Behandlung der Mutter auf der Intensivstation (36% vs. 0,5%), Kaiserschnitte (60% gegenüber 34%), Geburten vor der 37. Schwangerschaftswoche (42% vs. 12%), Einweisung des Kindes in die Neugeborenenintensivstation (50% vs. 16%). Bei leichtem oder mittelgradigem COVID-19-Verlauf dagegen war keines der genannten Risiken signifikant erhöht. Die Mortalität auf der mütterlichen Seite lag insgesamt bei 0,3%, wobei sich alle sechs Todesfälle in der Gruppe mit schwerer COVID-19-Erkrankung ereignet hatten. Von den Feten bzw. Neugeborenen waren in dieser Gruppe 4% verstorben (gegenüber jeweils rund 2% bei leichter bzw. asymptomatischer Erkrankung der Mutter). Thrombosen trotz prophylaktischer Antikoagulation Wie das Team um Dr. Torri D. Metz von der University of Utah betont, hatten fünf der Patientinnen mit thromboembolischem Ereignis von insgesamt neun zuvor eine prophylaktische Antikoagulation enthalten, alle stammten aus der schwer an COVID-19 erkrankten Gruppe. Das NIH empfiehlt eine solche Prophylaxe grundsätzlich allen schwangeren Frauen mit SARS-CoV-2-Infektion, die sich in stationärer Behandlung befinden. Die Forscher weisen darauf hin, dass die Frühgeburten in der schwer erkrankten Gruppe zum überwiegenden Teil (83%) indiziert gewesen waren, also nicht spontan stattgefunden hatten. Dabei war COVID-19 nur in 3% der unmittelbare Anlass für die vorzeitige Einleitung; der häufigste Grund waren Schwangerschaftshypertonie, gefolgt von Totgeburt und vorzeitiger Plazentaablösung. Die Corona-Infektion der Mutter stellte allerdings in jedem fünften Fall den Auslöser für die Entscheidung zu einem Kaiserschnitt dar. In 30% hatte der Zustand des Kindes hierfür den Ausschlag gegeben. Nur 1% der Neugeborenen positiv getestet Von den Neugeborenen wurde insgesamt rund 1% zwischen Geburt und Klinikentlassung positiv auf SARS-CoV-2 getestet, wobei die Erkrankungsschwere der Mutter keine Rolle zu spielen schien. Bemerkenswerterweise war die Mehrzahl dieser Kinder gestillt worden. Inwieweit es sich jedoch um eine vertikale oder horizontale Übertragung gehandelt hatte, konnte die Studie nicht klären. Bei den Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf bestätigen die Daten die Erkenntnisse aus zahlreichen Studien: So waren Schwangere abhängig vom Alter sowie bei höheren BMI-Werten und/oder Begleiterkrankungen wie chronischer Hypertonie, Asthma und vorbestehendem Diabetes besonders gefährdet. Empfehlung der Redaktion Risikoschwangerschaft – Themenseite Chronische Begleiterkrankungen, Mehrlinge, hohes Alter der Mutter: Das sind nur einige der Faktoren, die das Risiko erhöhen, dass eine Schwangerschaft nicht problemlos verläuft. Diese Seite informiert ausführlich zum Thema Risikoschwangerschaft – mit News, CME-Fortbildungen, Kasuistiken, Übersichtsarbeiten und mehr. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hängt der Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung bei Schwangeren mit dem Schwangerschaftsverlauf und den Folgen für Mutter und Kind zusammen? Antwort: Verglichen mit einem asymptomatischen Verlauf sind schwere Erkrankungsgrade, im Gegensatz zu mittleren oder leichten, mit deutlich mehr Komplikationen assoziiert. Bedeutung: Eine COVID-19-Infektion in der Schwangerschaft kann bei schwerem Verlauf gefährlich für Mutter und Kind werden. Zu klären bleiben u. a. der Stellenwert einer therapeutischen im Vergleich zur prophylaktischen Antikoagulation und der Übertragungsweg zwischen Mutter und Kind. Einschränkung: Kohortenstudie; Kausalitätsnachweis nicht möglich. Nur Schwangerschaften mit Geburtstermin bis zum 31. Juli 2020 waren eingeschlossen. In den USA war COVID-19 erst ab März 2020 stärker verbreitet. Frühe Schwangerschaftskomplikationen durch die SARS-CoV-2-Infektion konnten daher nicht erfasst werden.

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