Telematikinfrastruktur: So klappt das Konnektor-Update

Ab Herbst laufen auch für TI-Konnektoren von RISE und secunet sukzessive die Zertifikate aus. Steht also eine neue große Tauschaktion in den Praxen bevor? Nicht unbedingt. Denn Praxen sollen auch die Möglichkeit der Laufzeitverlängerung erhalten. Einfach Dinge abzunicken, war noch nie die beste Wahl. Beim Konnektortausch hat sich sogar gezeigt: Poltern kann helfen, Dinge zum Schluss einfacher und nachhaltiger zu machen. Denn als Anfang vergangenen Jahres bekannt wurde, dass ein Großteil der Konnektoren für die Telematikinfrastruktur (TI) ausgetauscht werden muss, hagelte es nur so Proteste von Ärzteverbänden und ärztlicher Selbstverwaltung. Von verspieltem Vertrauen und erheblichem Mehraufwand für die Praxen sprach etwa der Deutsche Hausärzteverband, die Freie Ärzteschaft wurde noch deutlicher und kritisierte die Tauschaktion als „Operation Elektroschrott“. Der Hintergrund: Die auf der Sicherheitsmodulkarte (gSMC-K) gespeicherten kryptografischen Schlüssel und zugehörigen Zertifikate für die Authentifizierung der Praxis innerhalb der TI und für die sichere Kommunikation auf der Gesundheitsdatenautobahn standen kurz vor ihrem Laufzeitende. Ein Ausbauen der Karte war dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aber zu unsicher. Nur: Ohne gültiges Zertifikat können die Konnektoren keine Verbindung zur TI herstellen. Damit wäre nicht einmal mehr ein Übertragen der Versichertenstammdaten von der Gesundheitskarte ins Primärsystem möglich, so die KBV in ihrer „Praxisinfo Konnektortausch“. Schließlich lenkte die Betreibergesellschaft der TI, die gematik, ein: Sie verpflichtete die Gerätehersteller, via Software-Update eine Laufzeitverlängerung von maximal drei Jahren zu ermöglichen. Eine Lösung, die auch das BSI mitträgt. gematik hat bereits grünes Licht gegeben Eine Alternative zum Tausch, von der Praxen aber erst ab diesem Sommer profitieren. Ganz akut wird dies nun für Einrichtungen, die Konnektoren der Hersteller RISE oder secunet nutzen. Denn die Zertifikate in den Konnektoren, die seit 2018 auf dem Markt sind, verlieren in den nächsten Monaten sukzessive ihre Gültigkeit. Das betrifft allein ca. 40.000 secunet-Konnektoren, erläutert Markus Linnemann, Vice President eHealth bei secunet. Die Laufzeitverlängerung sei dabei für alle Konnektoren eine Alternative, deren Zertifikate vor dem 1. Januar 2021 ausgestellt wurden. Von RISE war bis Redaktionsschluss hingegen keine Information über die Anzahl der betroffenen Konnektoren zu bekommen. Die Zulassung für die Laufzeitverlängerung hat die gematik mittlerweile erteilt, am 25. August kam die zugehörige, lang ersehnte Mitteilung der Betreibergesellschaft. Ob und welche zusätzlichen Kosten für Praxen entstehen, konnte Linnemann nicht sagen. „Wir sind lediglich Hersteller, das Update läuft über die Vertragspartner.“ Genau an diesen Vertragspartner oder Dienstleister vor Ort sollten sich Praxen, Apotheken und Krankenhäuser nun wenden, meint auch die gematik. Allerdings kann die Konnektorlaufzeit nur bis 2025, also für zwei Jahre verlängert werden. Verlängerung zunächst nur bis 2025 Wobei Linnemann einräumt, dass es für eine spezielle Zertifikatsgattung eventuell eine weitere Verlängerung geben könnte. Die Konnektoren arbeiten nämlich je nach Alter mit unterschiedlichen kryptografischen Verfahren: Die älteren Modelle nutzen das RSA-Verfahren (Rivest–Shamir–Adleman). Hier habe das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bereits im Jahr 2016 verfügt, dass die RSA-Verschlüsselung nur bis Ende 2023 genutzt werden dürfe, berichtet die gematik. Die Nutzungserlaubnis sei nun bis Ende 2025 verlängert worden, anschließend sei dieses kryptografische Verfahren aber „nicht mehr zulässig“. Seit Herbst 2020 gibt es zudem Konnektoren, die zusätzlich ECC-Zertifikate (Elliptic Curve Cryptography / Elliptische Kurven-Kryptografie) und damit ein neueres Verschlüsselungsverfahren nutzen. „Deshalb können diese Konnektoren auch über 2025 hinaus betrieben werden, da es für ECC bisher keine zeitliche Begrenzung für die Nutzung gibt“, heißt es auf der Website der gematik. Wenn die gematik dies vorgebe und umsetze, könnten solche Konnektoren also über das Jahr 2025 verlängert werden, sagt Linnemann. Letztlich sind die Verlängerungen ohnehin nur Überbrückungsschritte bis mit der „TI 2.0“ endlich die Version der Datenautobahn befahrbar ist, die ganz ohne Hardware auskommt. „Wichtige Meilensteine in der Entwicklung der TI 2.0 sollen ab 2025 erreicht werden“, so die gematik auf ihrer Website. Hardwarekonnektor bald Geschichte? Für Praxen und Kliniken könnte daher auch der Rechenzentrumskonnektor eine Alternative zum Hardwaretausch in der Praxis sein – zumindest für größere Einrichtungen. In den Rechenzentren kommen sogenannte Highspeedkonnektoren zum Einsatz. Der Highspeedkonnektor sei „wie eine Art sehr großer Konnektor zu sehen“, erläutert Linnemann. „Als serverbasierte Lösung ersetzt er eine Vielzahl an Konnektoren und reduziert so den Aufwand in Betrieb und Administration erheblich.“ Viele voneinander unabhängige Einrichtungen unterschiedlicher Größe könnten über das TI-Gateway – also einen Netzwerkknoten – angebunden werden.„Wir rechnen mit einer Zulassung des secunet-Highspeedkonnektors im Herbst 2023 und mit der Zulassung eines TI-Gateway-fähigen Highspeedkonnektors zum Ende des Jahres“, meint Linnemann. Das secunet-TI-Gateway könne dann 2024 kommen. Das entspricht dem Plan der gematik, die das TI-Gateway als dritte Anbindungsmöglichkeit an die Telematikinfrastruktur fürs kommende Jahr ankündigt. So prüfen Praxen die Konnektor-Laufzeit Ab Oktober laufen die Zertifikate der Konnektoren von RISE und secunet ab. Laut gematik können Praxen wie folgt ermitteln, wann ihr Konnektor das Ablaufdatum erreicht – und sich entsprechend um ein Update oder neues Gerät kümmern. Denn ist das Zertifikat abgelaufen, kann keine Verbindung mehr zur Telematikinfrastruktur aufgebaut werden. bei RISE-Konnektoren Geben Sie in Ihrem Web-Browser die Adresse https://:8443 ein. Darüber erreichen Sie die Management-Oberfläche des Konnektors. Melden Sie sich mit Ihrem Usernamen/Passwort (als Administrator) an. Unter Dienste „Zertifikatsdienst“ auswählen und ganz unten „Ablaufdatum ermitteln ...“ drücken. bei secunet-Konnektoren Geben Sie in Ihrem Web-Browser die Adresse https://:8500 ein. Darüber erreichen Sie die Management-Oberfläche des Konnektors. Melden Sie sich mit Ihrem Usernamen/Passwort (als Administrator) an. Wählen Sie unter dem Punkt „Praxis“ den Tab „Karten“ aus. Hier finden Sie den Bereich „SCM-K“. Wählen Sie eine der Karten aus, hier sehen Sie das „Ablaufdatum des Zertifikats“. Das Ablaufdaten verschiedener Karten sollte laut gematik identisch sein.

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