Larynxmaske genügt nicht bei Ertrinkungsopfern

Erleiden Ertrinkende nach der Rettung einen Herzstillstand, sind supraglottische Atemwegshilfen offenbar nicht die beste Wahl bei der Beatmung: Damit schaffen es deutlich weniger Patienten lebend in die Klinik als bei einer Beutelbeatmung oder Intubation mit PEEP. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 378 Menschen ertrunken – so wenige wie noch nie. Dies dürfte auch an den Corona-bedingten Einschränkungen gelegen haben, in den heißen Sommern der Vorjahre waren es jeweils 500–700 Personen, überwiegend erwachsene Männer. Insgesamt ist die Zahl der Ertrinkenden seit Einführung eines flächendeckenden Schwimmunterrichts aber drastisch gesunken, in den 1950er-Jahren wurden jährlich noch über 2000 Personen tot aus dem Wasser geborgen. Der ausgefallene Schwimmunterricht in der Pandemie könnte das Problem jedoch wieder verschärfen. Wie Notfallmediziner und Rettungskräfte am besten mit Personen umgehen, die lebend, aber mit einem Herzkreislaufstillstand aus einem Gewässer geborgen werden, ist mit Blick auf die Beatmungstechnik noch nicht vollständig geklärt. Wann reichen Maßnahmen wie eine Larynxmaske oder eine Beutelbeatmung, wann ist eine endotracheale Intubation (ETT) mit positivem endexspiratorischem Druck (PEEP) nötig? Dazu liegen aus Studien bislang keine klaren Daten vor, berichten Ärzte um Dr. Kevin Ryan von der Boston University School of Medicine. Sie haben anhand des US-Registers CARES (Cardiac Arrest Registry to Enhance Survival) geschaut, wie oft die Patienten mit den einzelnen Beatmungstechniken lebend in eine Klinik gelangten und wie es ihnen dort erging. Nach ihren Daten sind die Überlebenschancen mit supraglottischen Atemwegshilfen (SGA) nur halb so hoch wie bei einer ETT oder einer Beutelbeatmung. Nur jeder Fünfte mit SGA kommt lebend in eine Klinik CARES bezieht Einträge aus 28 US-Staaten und rund 2200 Kliniken. Die Ärzte um Ryan konnten Angaben zu knapp 2400 Ertrinkungsopfern mit Herzkreislaufstillstand auswerten, die zwischen den Jahren 2013 und 2018 einen Rettungseinsatz ausgelöst hatten. 70% waren Männer, bei knapp 60% ereignete sich der Unfall in der Öffentlichkeit. Im Schnitt waren die Betroffenen 34 Jahre alt, bei etwas mehr als der Hälfte hatten Ersthelfer eine Reanimation versucht. Empfehlung der Redaktion "Notfall+Rettungsmedizin", Ausgabe 4/2021 Die neuen ERC-Reanimationsleitlinien 2021 – Alle Kapitel Lesen Sie hier alle elf Kapitel und die Kurzfassung der Leitlinien des European Resuscitation Council 2021 in der autorisierten deutschen Übersetzung: Epidemiologie – lebensrettende Systeme – Basismaßnahmen und erweiterte Reanimationsmaßnahmen für Erwachsene, Kinder, Säuglinge – Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen – Postreanimationsbehandlung – Ethik – Ausbildung. Fast die Hälfte erhielt vom Rettungsteam eine Beutelbeatmung, ein Drittel eine SGA, die übrigen eine ETT. Patienten mit ETT waren deutlich jünger (im Schnitt 27 Jahre) als solche mit Beutel (35 Jahre) oder SGA (41 Jahre). 65% der Betroffenen mit SGA waren von Ersthelfern reanimiert worden, nur 52% derjenigen mit Beutel und 54% mit ETT. Lebend in die Klinik kamen jeweils 38% mit Beutelbeatmung und ETT, aber nur 22% mit SGA. Wurden Faktoren wie Alter, Ethnie, Geschlecht und Ersthelferversorgung berücksichtigt, so schaffte es ein ähnlich hoher Anteil mit Beutelbeatmung wie mit ETT lebend in die Klinik, mit SGA war die Rate jedoch um 48% geringer. 19% mit alleiniger Beutelbeatmung konnten später lebend aus der Klinik entlassen werden, aber nur 3,5% mit SGA und knapp 10% mit ETT. Berücksichtigten die Ärzte auch die Zeit bis zur spontanen Kreislaufrückkehr und schlossen Betroffene mit sehr kurzer Beutelbeatmung aus, so schnitt die ETT ähnlich gut ab wie die Beutelbeatmung, nicht aber die SGA: Damit war die Rate von lebend aus dem Krankenhaus entlassenen Patienten um 60% geringer. 17% mit Beutel, 6% mit ETT und rund 2% mit SGA erzielten gutes neurologisches Ergebnis. Wurden erneut diverse Begleitfaktoren berücksichtigt, ergaben sich hier jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede. Die Ärzte um Ryan geben zu bedenken, dass sich die genauen Umstände und die Gründe für die Wahl der Beatmungsmethode in dem Register nicht komplett abbilden lassen. Es könnte also sein, dass Ärzte bei Patienten, bei denen sie eine ETT für nicht möglich halten, wenigstens eine SGA versuchen, und das sind diejenigen mit einer per se schlechten Prognose. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Beatmungstechnik ist am besten für Ertrinkungsopfer mit Herzkreislaufstillstand geeignet? Antwort: Nach Resultaten einer US-Registeranalyse gelangen mit endotrachealer Intubation (ETT) und Beutelbeatmung mehr Betroffene lebend in eine Klinik als mit supraglottischen Atemwegshilfen (SGA). Bedeutung: Beutelbeatmung und ETT sind der SGA möglicherweise überlegen. Einschränkung: Selektionsbias: Vielleicht war bei vielen Patienten mit SGA eine ETT schlicht nicht möglich.

Springer Medizin

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