Nachtschichten und Lärm erhöhen das KHK-Risiko

Belastungen am Arbeitsplatz können zu einem erhöhten Risiko für ischämische Herzkrankheiten beitragen. Das hat eine Studie ergeben, an der alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Neuseelands teilgenommen hatten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Das Ziel der neuseeländischen Studie war es, herauszufinden, ob lauter Lärm, Schichtarbeit, lange Arbeitszeiten und eine Tätigkeit, die vor allem im Sitzen ausgeübt wird, das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) erhöhen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Amanda Eng von der Massey University in Wellington analysierten dazu die Daten aller Angestellten zwischen 20 und 64 Jahren. Dies war möglich, da im Jahr 2013 in Neuseeland ein Zensus stattgefunden hatte. In den folgenden fünf Jahren wurden anhand von Hospitalisierungen, Verschreibungen oder des Sterberegisters die Fälle von KHK registriert. Beruf und Anzahl der Arbeitsstunden wurden der Volkszählung entnommen, die Exposition gegenüber Lärm sowie sitzende Tätigkeiten und Nachtschichten den offiziellen Jobbeschreibungen („Job Exposure Matrix“ zur Abschätzung der beruflichen Belastungen). Insgesamt 1.594.677 Teilnehmende (811.470 Männer und 783.207 Frauen) wurden gezählt. Während der Nachbeobachtungszeit im Median von 5,8 Jahren kam es bei 1,9% der Männer (n = 15.012) und 0,7% der Frauen (n = 5.595) zu einer KHK. Die Angestellten in der Gruppe mit dem höchsten sozioökonomischen Status übten häufiger eine sitzende Tätigkeit aus, während die sozial benachteiligte Gruppe oft in Berufen mit hoher Lärmbelastung und Nachtschichten tätig war. Das Studienteam konnte in der Gruppe mit der höchsten Lärmexposition von > 90 dB unter den Männern ein um 16% höheres Risiko für eine ischämische Herzkrankheit feststellen. Die Zahl der Frauen, die einer Lärmbelastung von > 90 dB ausgesetzt waren, war in der Kohorte zu gering (0,1% im Gegensatz zu 2% der Männer), um das Risiko zu berechnen. Die Forschenden gehen jedoch davon aus, dass die Assoziation für beide Geschlechter zutrifft. Auch das Arbeiten während der Nacht erhöhte das KHK-Risiko: bei Männern um 10%, bei Frauen sogar um 25% – egal ob der sozioökonomische Status hoch oder niedrig war. Was viele Überstunden und langes Sitzen angeht, konnte dagegen Entwarnung gegeben werden. Es lag keine Assoziation zwischen langen Arbeitszeiten oder einer sitzenden Tätigkeit und einem erhöhten KHK-Risiko vor. Jedoch wurden Abweichungen unter den Männern in Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status beobachtet: Bei den am besten situierten Männern wurde ein um 12% erhöhtes Risiko für die Kategorie mit den längsten Arbeitszeiten (55 Stunden und mehr) beobachtet, während bei den am meisten sozial benachteiligten Männern ein um 25% höheres Risiko für eine ischämische Herzkrankheit für die Gruppe mit den kürzesten Arbeitszeiten (unter 35 Stunden) gezeigt wurde. Für die sitzenden Tätigkeiten bot sich ein ähnliches Bild dar: Bei Männern aus prekären Verhältnissen wurde sitzende Arbeit mit einem leicht erhöhten KHK-Risiko in Verbindung gebracht. Die Autorinnen und Autoren der Studie ziehen aus den Ergebnissen den Schluss, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor allem auf die am stärksten sozioökonomisch benachteiligten Gruppen ausgerichtet werden müssten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Auswirkungen haben Überstunden, langes Sitzen, Nachtschichten und Lärm am Arbeitsplatz auf das KHK-Risiko? Antwort: Nachtschichten und berufsbedingter Lärm waren mit einem erhöhten KHK-Risiko assoziiert. Bedeutung: Bei der Bewertung des KHK-Risikos der einzelnen Patienten sollte auch eine mögliche Belastung durch Nachtarbeit und starken Lärm berücksichtigt werden. Einschränkung: Wichtige Störfaktoren wie Alkoholkonsum oder der Body-Mass-Index konnten nicht mit einbezogen werden, da keine Informationen vorlagen.

Springer Medizin

Nachtschichten und Lärm erhöhen das KHK-Risiko

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