Erschienen in:
02.09.2020 | Kindesmissbrauch | Schwerpunkt: Behandlung und Prävention von Borderline-Persönlichkeitsstörungen - Originalien
Persönlichkeitsfunktionsniveau, maladaptive Traits und Kindheitstraumata
verfasst von:
Sarah N. Back, Max Zettl, Prof. Dr. rer. nat. Katja Bertsch, Prof. Dr. phil. Svenja Taubner
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Traumatische Erlebnisse in der Kindheit gelten als bedeutsamer Risikofaktor für Persönlichkeitsstörungen (PS). Allerdings ist die empirische Befundlage zu verschiedenen Formen von Kindheitstraumata und PS inkonsistent. Darüber hinaus fehlt bislang der Einbezug dimensionaler Maße für PS trotz ihres gegenwärtigen Einzugs in diagnostische Manuale. Die vorliegende Studie untersucht die Beziehung zwischen selbstberichteten Kindheitstraumata, dem Funktionsniveau der Persönlichkeit (Kriterium A) sowie maladaptiven Traits (Kriterium B) mithilfe von Strukturgleichungsmodellen in einer Stichprobe junger Erwachsener (n = 473). Alle Assoziationen zwischen Traumata, Kriterium A und B sind signifikant. Traumatische Erlebnisse sind stärker mit der Schwere der Funktionsbeeinträchtigung (Kriterium A) assoziiert als mit spezifischen maladaptiven Traits (Kriterium B), wo sich die stärksten Zusammenhänge mit der Persönlichkeitsdomäne „Verschlossenheit“ zeigen. Während körperlicher Missbrauch und körperliche Vernachlässigung sowie sexueller Missbrauch v. a. mit Antagonismus und Enthemmtheit assoziieren, sind emotionaler Missbrauch und emotionale Vernachlässigung mit negativer Affektivität, Verschlossenheit und Psychotizismus verknüpft. Die Ergebnisse zeigen, dass das Funktionsniveau und Traits der Persönlichkeit differenziell mit retrospektiven Traumata assoziiert sind, was die Relevanz dimensionaler Maße von PS für ein differenziertes Verständnis der Beziehung von Persönlichkeitspathologie und Kindheitstraumata unterstreicht.