Was wird aus dem Zufallsbefund „benigner Knochentumor“?

Mit einer Prävalenz von fast 20% waren benigne Knochentumoren in einer historischen US-Kohorte, die über 260 gesunde Kinder umfasste, häufig. Vor allem nichtossifizierende Fibrome schienen im Zusammenhang mit Wachstumsschüben aufzutreten, in fast 40% verschwanden sie spontan. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Oft sind es Zufallsbefunde: Ein latenter gutartiger Knochentumor bei einem Kind wird häufig erst dann entdeckt, wenn aus einem anderen Grund, z. B. wegen eines Traumas, ein Röntgenbild angefertigt wird. Aus diesem Grund konnte man bisher kaum sagen, wie häufig solche Tumoren bei asymptomatischen Kindern eigentlich vorkommen und wie sie sich über die Jahre entwickeln. Röntgenaufnahmen von über 260 gesunden Kindern Da sich Röntgenstudien an Kindern aus heutiger Sicht selbstverständlich verbieten, haben Forscher der Cleveland University ein historisches Kollektiv herangezogen: In der Bolton-Brush-Kohorte wurden über 4400 gesunde Kinder aus dem US-Bundesstaat Ohio zwischen 1926 und 1942, noch bevor man die Gefahren kumulativer Strahlung richtig einschätzen konnte, jährlich geröntgt, um das „normale Wachstum“ zu dokumentieren. Aus dieser Studie griffen sich Dr. Christopher Collier von der Case Western University in Cleveland und sein Team insgesamt 25.555 Aufnahmen von 262 Kindern heraus. Die Röntgenbilder zeigten die Knochen im Bereich von Ellbogen, Handgelenk, Knie, Knöchel und Fuß. Die Begutachtung der digital aufbereiteten historischen Bilder erfolgte durch ein multidisziplinäres Team. Insgesamt wurden 35 benigne Knochentumoren entdeckt, was in der gesunden Kohorte einer Prävalenz von 18,9% entspricht. Für die einzelnen Tumorarten ergaben sich folgende Prävalenzen (mit Lokalisationsraten): nichtossifizierende Fibrome: 7,5% (zu 84% am Knie), Enostosen: 5,2% (zu 88% an Hand- bzw. Fußknochen), Osteochondrome: 4,5% (zu 100% am Knie), Enchondrome: 1,8% (zu 100% an Hand bzw. Fuß). Häufig spontane Rückbildung Für die häufigste Tumorart, die nichtossifizierenden Fibrome, zeigten sich zwei altersabhängige Peaks, nämlich im Alter von fünf Jahren (hier stieg die Prävalenz auf knapp 11%) und kurz nach Abschluss des Skelettwachstums (13%). Bemerkenswerterweise waren diese Tumoren zu einem hohen Anteil (37%) in einem späteren Röntgenbild wieder verschwunden. Im Gegensatz dazu fanden sich alle anderen Tumoren auch noch in der jeweils letzten Aufnahme wieder. Insgesamt waren die Befunde am häufigsten im Bereich des Kniegelenks lokalisiert mit einer Prävalenz von knapp 10%, gefolgt vom Bereich um Knöchel und Fuß (4,1%) bzw. ums Handgelenk (3,6%). Weder an Becken oder Hüfte noch im Schulterbereich ließen sich Tumoren nachweisen. Das Alter der Kinder beim ersten röntgenologischen Nachweis einer Geschwulst lag median bei neun Jahren. Dabei traten nichtossifizierende Fibrome am frühesten auf, und zwar median mit fünf Jahren, gefolgt von Enchondromen (mit sieben). Das Durchschnittsalter bei Entdeckung von Enostosen und Osteochondromen war gleich mit jeweils 10,5 Jahren. Die Prävalenz stieg insgesamt mit zunehmendem Alter und erreichte in der Gruppe der 15- bis 18-Jährigen einen Wert von über 30%. Dies deutet nach Collier und seinem Team darauf hin, dass sich die Tumoren im Jugendalter akkumulieren. Wie sie sich im weiteren Verlauf verhielten, konnte nicht ermittelt werden; den Autoren zufolge gibt es jedoch Berichte, denen zufolge sich fast alle gutartigen Tumoren spontan zurückbilden können, nicht nur die nichtossifizierenden Fibrome. Beratung nach Zufallsbefund Die vorliegende Arbeit ist die erste und wohl auch letzte Longitudinalstudie, die sich mit der Prävalenz gutartiger Knochentumoren bei Kindern befasst. Da sich weitere Studien dieser Art aus ethischen Gründen verbieten, wird sich die Evidenz voraussichtlich nicht mehr steigern lassen, bemerken Collier et al. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten z. B. in Fällen nützlich sein, in denen sich die Eltern nach einem entsprechenden Zufallsbefund bei ihrem Kind über den weiteren Verlauf beraten lassen wollten. Der Hinweis auf die bedingte Übertragbarkeit der historischen Daten ist dabei unerlässlich. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch liegt die Prävalenz benigner Knochentumoren bei Kindern und wie ist der natürliche Verlauf? Antwort: Ein latenter gutartiger Knochentumor fand sich fast bei einem Fünftel der asymptomatischen Kinder, wobei die Prävalenz mit dem Alter zunahm. Bei der am häufigsten gefundenen Tumorart war die Rückbildungsrate mit fast 40% hoch. Bedeutung: Die Erkenntnisse aus der historischen Kohorte können bedingt als Beratungsgrundlage dienen. Einschränkung: Historische Kohorte, Kinder mit „körperlichen Einschränkungen“ ausgeschlossen, teilweise schlechte Qualität der Röntgenbilder, Nachbeobachtung nur bis zum 18. Lebensjahr.

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Was wird aus dem Zufallsbefund „benigner Knochentumor“?

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