Mit der endoskopischen Submukosadissektion (ESD) lassen sich frühe bösartige Läsionen im Gastrointestinaltrakt sehr effizient abtragen – aber nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das Uniklinikum Augsburg stellt erste Ergebnisse aus einem multizentrischen Register vor.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Der Vorteil der endoskopischen Submukosadissektion (ESD) besteht darin, dass auch großflächigere gastrointestinale Läsionen in einem Stück, also „en bloc“ entfernt werden können. Gegenüber dem bisherigen Standard, der Mukosaresektion, ermöglicht dies eine bessere histopathologische Beurteilbarkeit. Die Frage ist, ob die technisch anspruchsvolle Intervention tatsächlich auch zu höheren R0-Resektionsraten und weniger Rezidiven führt.
1000 Fälle untersucht
Am Augsburger Universitätsklinikum ist die Methode bereits seit Jahren etabliert. Hier werden außerdem Daten zur ESD aus der ganzen Bundesrepublik in einem Register gesammelt. Eine Auswertung von 1000 Fällen mit neoplastischen Läsionen, bei denen das Verfahren zum Einsatz kam, hat das Team um Dr. Carola Fleischmann jetzt vorgelegt.
Demnach lag die En-bloc-Resektionsrate bei immerhin 92%. R0-Resektionen waren in knapp 80% der Fälle möglich, eine kurative Resektion wurde bei 72% erreicht. Damit falle man deutlich hinter den Ergebnissen aus asiatischen Studien zurück, so Fleischmann und ihr Team. In Japan beispielsweise ist die Methode schon seit Längerem Standard, hier liegen die entsprechenden Raten bei 97%, 91% bzw. 89%.
Hohe Erfolgsraten erst ab 50 Eingriffen pro Jahr
Fleischmann und Kollegen stellten fest, dass die ESD in Deutschland sehr heterogen eingesetzt wird. In den 20 Zentren, die an der Studie beteiligt waren, wurden pro Jahr meist weniger als die 20 Eingriffe durchgeführt, die für eine akzeptable Lernkurve erforderlich sind. Raten über 80% wurden bei den R0- und kurativen Resektionen nur in High-Volume-Zentren erreicht, die auf mehr als 50 ESD pro Jahr kamen. In diesen ereigneten sich auch deutlich seltener Rezidive im Vergleich zu Zentren mit niedrigen Fallzahlen (nach drei Monaten 1,7% gegenüber 2,9%), außerdem traten hier deutlich weniger Komplikationen auf (3,0% versus 10,7%). Bei den Komplikationen dominierten insgesamt Perforationen, vor allem am bei Interventionen am Kolon, gefolgt von verzögerten Blutungen und Strikturen.
Hybridtechnik als Risikofaktor
Als Risikofaktoren konnten die Forscher neben der Größe der Läsion eine Technik ausmachen, bei der die ESD mit einer Schlingenresektion kombiniert wird. Diese „hybride“ ESD trug sowohl zum Scheitern von En-Block-Resektionen als auch von R0- bzw. kurativen Resektionen bei. „Die Behandlung mit hybrider ESD sollte vermieden werden, bei der Selektion der Läsionen sollte man Sorgfalt walten lassen, und die Patienten sollten generell in High-Volume-Zentren behandelt werden“, so das Fazit von Fleischmann und ihren Mitarbeitern. Generell sei die ESD eine „effiziente Methode, wenn sie von Experten durchgeführt wird, die eine angemessene Zahl von Eingriffen absolviert haben“.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie schneidet die endoskopische Submukosadissektion (ESD) im Hinblick auf R0-Resektionen, Rezidive und Komplikationen ab? Antwort: Nach den Daten eines deutschen Registers werden zufriedenstellende Raten lediglich in High-Volume-Zentren mit Fallzahlen von mindestens 50 pro Jahr erreicht. Bedeutung: Die ESD sollte ausschließlich in Zentren mit ausreichender Fallzahl durchgeführt werden. Einschränkung: Von Ösophagus bis Rektum waren alle gastrointestinalen Lokalisationen eingeschlossen. Nicht in allen Fällen wurden die empfohlenen Nachuntersuchungen wahrgenommen. Die individuelle Expertise des durchführenden Arztes wurde nicht berücksichtigt. |