"Je früher M. Crohn auftritt, umso intensiver müssen wir behandeln"

Nicht zu zögerlich Vorgehen in der akuten Behandlung des Morbus Crohn bei Kindern, lautete die Empfehlung des Experten. Ob für die Remissionsinduktion eine exklusive Ernährungstherapie in Betracht kommt oder ob primär eine Therapie mit Biologika erfolgen sollte, richtet sich nach dem Vorliegen bestimmter Risikofaktoren. Bei Kindern verläuft Morbus Crohn häufig schwerer als bei Erwachsenen und wird meist erst mit zeitlicher Verzögerung erkannt. „In der Regel vergehen eineinhalb Jahre von Symptombeginn bis zur Diagnose“, so Dr. Gunter Burmester, Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg. Bis zu einem Drittel der Kinder zeigen bei Diagnosestellung bereits komplizierende Faktoren. Vor dem Hintergrund, dass etwa die Hälfte der Betroffenen innerhalb von zehn Jahren chirurgisch behandelt werden muss, forderte der Kinder- und Jugend Gastroenterologe auf dem Pädiatriekongress eine aggressive therapeutische Herangehensweise. Dabei gelte: „Je früher die Erkrankung auftritt, umso intensiver müssen wir behandeln, da das Risiko für Komplikationen größer ist.“ Vorteile der exklusiven Ernährungstherapie Für die Remissionsinduktion empfiehlt die aktuelle Leitlinie (ESPEN practical guideline, 2020) die exklusive Ernährungstherapie (EEN) als Erstlinientherapie bei Kindern und Jugendlichen. Die EEN mit Trinknahrung erfolgt über acht bis zehn Wochen. Dafür eignet sich eine standardisierte Ernährungslösung, die nicht auf Aminosäuren, sondern auf Polymeren basiert. „Diese Lösung schmeckt besser als die elementare Trinknahrung und wird von den Patienten oft besser toleriert, so dass seltener sondiert werden muss“, erklärte Burmester. Aufgrund unterschiedlicher Präferenzen ist es ratsam, den Patienten eine Auswahl möglicher Produkte mitzugeben. Die EEN ist genauso effektiv wie eine Therapie mit Kortikosteroiden zur Remissionsinduktion. Hinsichtlich der Mukosaheilung ist sie Burmester zufolge sogar noch effektiver. Im Gegensatz zur Steroidtherapie wirkt sich die EEN positiv auf die Wachstumsstörung aus, die viele Morbus Crohn-Patienten betrifft. Zudem verbessert sie das Untergewicht und verursacht keine der typischen Nebenwirkungen einer Steroidtherapie. Wirkstoffspiegel bei Biologika-Therapie überprüfen Allerdings eignet sich die EEN nicht für alle Morbus Crohn Patienten, da nicht alle gut darauf ansprechen. Gemäß der Leitlinie sollte eine Risikostratifizierung durchgeführt werden. Liegen Hinweise für ein schlechteres klinisches Ergebnis vor (predictors of poor outcome, POPO), z. B. ausgedehnter Befall des Kolons, tiefe Ulzerationen im Kolon oder ausgeprägte perianale Erkrankung – sollte primär eine Therapie mit Biologika erfolgen, entweder mit Adalimumab oder mit Infliximab (Infliximab ggf. zusammen mit Immunmodulatoren Methotrexat, Azathioprin, 6-Mercaptopurin). Laut Burmester spricht nichts gegen eine begleitende Ernährungstherapie. „Bei der Therapie mit Biologika sollte überprüft werden, ob der Wirkstoffspiegel ausreichend ist“, gab Burmester zu bedenken. Denn Patienten mit schwerer Erkrankung weisen oft einen hohen Eiweißverlust auf und benötigen daher eine höhere Dosierung der Biologika. Für die Verlaufskontrolle der Therapie eignen sich bei Kindern sonografische Kontrollen, die Entzündungsaktivität im Darm lässt sich am besten anhand des Calprotectin-Werts im Stuhl überprüfen. Insgesamt bewährt sich eine engmaschige Führung, eine gute Ernährungsberatung und die Motivation der Patienten. Empfehlung der Redaktion Dossier zur Jahrestagung Aktuelles vom Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2021 Hot Topics aus der gesamten Welt der Pädiatrie: Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin tagte gemeinsam mit den Gesellschaften für Kinder- und Jugendrheumatologie, Kinderradiologie, Kinderchirurgie und Sozialpädiatrie sowie dem Berufsverband für Kinderkrankenpflege. Aktuelle Kongressberichte bündelt unser Dossier. basierend auf: Burmester G. Akuttherapie bei Morbus Crohn. Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, 06.-09.10.2021, Berlin und virtuell

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