IGeL-Monitor: „Sonografie der Eierstöcke hat bei jungen Frauen keinen Nutzen“

Der Medizinische Dienst Bund fordert ein Eingreifen der ärztlichen Selbstverwaltung, um das Anbieten der Sonografie zur Früherkennung des Ovarial-Karzinoms in Frauenarztpraxen an junge Frauen zu unterbinden. Treiben die niedergelassenen Gynäkologen, Urologen, Dermatologen, aber auch andere Facharztgruppen in puncto Krebsfrüherkennung und -vorsorge im Praxisalltag teils Schindluder mit ihren Patientinnen und Patienten? Für Dr. Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender Medizinischer Dienst Bund, gibt der am Donnerstag in Berlin vorgestellte IGeL-Report 2023 des MD Bund zumindest Anlass zur Sorge. Der kassenseitig finanzierte IGeL-Monitor hat zum vierten Mal Versicherte zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) und zum Umgang damit in den ärztlichen Praxen befragt. An der Befragung für den IGeL-Report 2023 haben knapp 6.000 gesetzlich Krankenversicherte im Alter zwischen 20 und 69 Jahren teilgenommen. Die Befragung ist repräsentativ. Fachgesellschaften bei Skepsis mit im Boot „Unsere Befragungsergebnisse zeigen, dass der Ultraschall der Eierstöcke besonders oft an junge Frauen verkauft wird. Das dürfte überhaupt nicht sein, da das seltene Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, allenfalls bei Frauen nach der Menopause gegeben ist. Kurz gesagt: Die Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke hat bei jungen Frauen gar keinen Nutzen, sie kann aber definitiv schaden. Selbst gynäkologische Fachgesellschaften raten deshalb schon seit Jahren ausdrücklich davon ab, diese IGeL anzubieten“, resümierte Gronemeyer. Es stehe also die zentrale Frage im Raum, warum diese IGeL weiter in den gynäkologischen Praxen angeboten werde. „Geht es hier noch um das Wohl der Patientinnen, oder wird vor allem Kasse gemacht? Was machen die ärztlichen Organisationen, um diesem Treiben zum Nachteil der Frauen endlich ein Ende zu setzen?“, echauffierte er sich. Nach Gronemeyers Auffassung müssen besonders die Gynäkologen wohl an die Kandare gelegt werden: „Es muss hier offenbar deutlich mehr Druck durch die ärztliche Selbstverwaltung aufgebaut werden, um diese Fehlentwicklung zu stoppen.“ Auf Nachfrage der Ärzte Zeitung hat sich der Berufsverband der Frauenärzte (BvF) am Donnerstag noch nicht zum IGeL-Monitor geäußert, sich aber bereits in der Vergangenheit gegen den pauschalen Vorwurf verwahrt, wissenschaftliche Erkenntnisse im Behandlungsalltag zu ignorieren. Empfehlung der Redaktion Transvaginale Ultraschallsonde 11.05.2023 | Ultraschall in der Gynäkologie | Nachrichten Ultraschall der Eierstöcke: Hoher Stellenwert für gynäkologische Untersuchungen Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. sieht in der transvaginalen Sonografie der Eierstöcke eine wichtige komplettierende Erweiterung der gynäkologischen Routineuntersuchungen, unter anderem in der Diagnostik und Ausbreitungseinschätzung der Endometriose. Und widerspricht damit dem aktuellen IGeL-Report. Ophthalmo-IGeL wieder unter den Top Ten Unter den Top Ten der nachgefragten IGeL – der IGeL-Monitor wertete die Angaben von 2074 Patienten aus, die nach eigenen Angaben 265 verschiedene Selbstzahlerleistungen in Anspruch genommen haben – dominieren, wie seit Jahren, Angebote im Kontext der Krebsfrüherkennung und -vorsorge. Spitzenreiter ist der Ultraschall (transvaginal) der Gebärmutter und/oder der Eierstöcke, gefolgt von der Augeninnendruckmessung mit oder ohne Augenspiegelung zur Glaukom-Früherkennung, dem Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (Dünnschichtzytologie), der PSA-Bestimmung zur Früherkennung von Prostatakrebs sowie dem – gegebenenfalls computergestützten – Hautkrebsscreening außerhalb der Hautkrebsvorsorge der GKV. Die zweite Hälfte der Top Ten führt der Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung an, gefolgt vom Blutbild zur Gesundheitsvorsorge, dem zusätzlichen Ultraschall in der Schwangerschaft, der Netzhaut-Untersuchung mit Laser zur Glaukom-Früherkennung sowie der Netzhaut-Untersuchung mit Laser zur Früherkennung einer Makuladegeneration. Quelle: Ärzte Zeitung

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