Erschienen in:
08.04.2020 | Leberzirrhose | Schwerpunkt
Infektionen bei Leberzirrhose – von bakterieller Translokation über spontan-bakterielle Peritonitis und Pneumonie zum akut-auf-chronischen Leberversagen
verfasst von:
Dr. S. Schmid, S. Scherm, M. Haderer, K. Gülow, M. Müller-Schilling
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Patienten mit Leberzirrhose haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Infektionen. Etwa 25–35 % der Patienten mit Leberzirrhose weisen bei Aufnahme in ein Krankenhaus eine Infektion auf oder entwickeln diese im Lauf der Hospitalisation. Grund hierfür ist eine Dysfunktion des Immunsystems, die „cirrhosis-associated immune dysfunction“ (CAID). Die häufigsten Primärinfektionen bei Patienten mit Leberzirrhose sind Harnwegsinfektionen (25 %), spontan-bakterielle Peritonitis (23 %), Bakteriämie (21 %) sowie Haut- und Weichteilinfektionen (13 %). Bei den nosokomialen Infektionen der Patienten mit Leberzirrhose spielen Aspiration und ventilatorassoziierte respiratorische Infektionen (28 %), Harnwegsinfektionen (26 %), Pilzinfektionen (14 %) sowie Clostridioides-difficile-Infektionen (12 %) eine entscheidende Rolle. Das akut-auf-chronische Leberversagen („acute-on-chronic liver failure“, ACLF) ist durch eine akute Dekompensation einer chronischen Lebererkrankung definiert, die mit mindestens einem Organversagen einhergeht und mit einer hohen Letalität assoziiert ist. In Europa sind bakterielle Infektionen Hauptauslöser für ein ACLF. Das Erregerspektrum, das ursprünglich durch gramnegative Bakterien charakterisiert war, verschiebt sich zunehmend in Richtung grampositiver und multiresistenter Bakterien sowie fungaler Infektionen. Dies führt zu einer Erhöhung des Risikos für schwere Verläufe mit hoher Letalität. Von klinisch höchster Relevanz und prognosedeterminierend ist daher eine schnelle antibiotische und antimykotische Infekttherapie. Bei ACLF sollte immer die Indikation zur Lebertransplantation berücksichtigt und im Transplantationsteam evaluiert werden.