Pulmonale Symptome bei Long-COVID-Syndrom
Definition und Häufigkeit
Dyspnoe als Symptom bei Long-COVID
Husten und thorakale Beschwerden bei Long-COVID
Häufige Befunde pulmonaler Manifestationen bei Long-COVID
Radiologische Veränderungen
Lungenfunktionelle Befunde
Mechanismen und Phänotypen pulmonaler Manifestationen bei Long-COVID
Mechanismen der Dyspnoe
Patienten mit typischer restriktiver Lungenerkrankung vorwiegend nach schwerem COVID-19-Verlauf
Patienten mit persistierender Diffusionseinschränkung
Patienten mit möglicher pulmonalvaskulärer Komponente
Patienten mit Atemregulationsstörungen und muskulären Ursachen
Patienten mit obstruktiver Lungenerkrankung
Pathophysiologische Grundlagen
-
Persistierende Organschäden, die durch in der Akutphase ausgelöste virusspezifische oder immunologisch bedingte Prozesse verursacht werden, beispielsweise
-
ILD oder
-
Folgen einer akuten Lungenembolie
-
-
Unspezifische Mechanismen, wie sie auch bei anderen Viruserkrankungen auftreten, beispielsweise postinfektiöser Husten
-
Dekonditionierung mit oder ohne dysfunktionelle Atmung/Atemmuskelschwäche
-
Verschlechterungen vorbestehender – gegebenenfalls bisher nicht diagnostizierter – Erkrankungen
-
Nichtsomatische Ursachen
Diagnostische Empfehlungen
Primärärztliche Versorgung
Erweiterte pneumologische Diagnostik
Differenzialdiagnosen | Anamnese | Diagnostika | Spiroergometrische Veränderungenb | |
---|---|---|---|---|
Pulmonal | Restriktive Lungenerkrankung (interstitielle Lungenerkrankung) | Risikofaktoren: hohes Alter, schwere COVID-19-Erkrankung (z. B. mit Beatmung, Infiltrationen, erniedrigter T‑Zell-Zahl, Erhöhung von LDH, IL‑6 und D‑Dimeren), Zustand nach ARDS [3] | TLC, VC, DLCO; ggf. Röntgenuntersuchung des Thorax; HR-CT bzw. Low-dose-CT | Restriktives Atemmuster (hohe Atemfrequenz bei niedrigem Tidalvolumen); eingeschränkter Gasaustausch mit Abnahme des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks unter Belastungc |
Obstruktive Lungenerkrankung (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, Asthma, Bronchiolitis obliterans) | Pneumologische Anamnese | FEV1/VC, RV, PEF; ggf. Provokation (medikamentös oder Belastung); bei Verdacht auf eine postinfektiöse Bronchiolitis obliterans: CT in Exspiration („air trapping“) | Obstruktives Atemmuster, dynamische Überblähung; ggf. eingeschränkter Gasaustausch bei Emphysem | |
Diffusionsstörung (interstitielle Lungenerkrankung, pulmonalvaskuläre Erkrankung) | Risikofaktoren: Zustand nach Lungenembolie/VTE, erhöhtes Risiko für VTE (z. B. gemäß IMPROVE-Score, D‑Dimer-Erhöhung) | DLCO; DLCO/VA oder DLNO (spezifischer für Veränderungen des Gasaustauschs entlang der alveolokapillären Membran, siehe „Lungenfunktionelle Befunde“); ggf. Ventilations‑/Perfusionsszintigraphie und/oder Angio-CT | Eingeschränkter Gasaustausch mit Abnahme des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks unter Belastungc; bei pulmonalvaskulärer Erkrankung: Abnahme des Partialdrucks des endtidalen Kohlendioxids unter Belastung; bei Rechtsherzinsuffizienz: vorzeitige Abflachung des Sauerstoffpulses | |
Atemmechanische Einschränkung (inspiratorische Atemmuskelschwäche, dysfunktionale Atmung) | Ggf. Nijmegen-Fragebogen für dysfunktionale Atmung | Ggf. Atemmuskelfunktionsmessung, ggf. Hyperventilationstest | Restriktives Atemmuster ohne Gasaustauschstörung, bei Hyperventilation: erhöhtes Atemäquivalent für Kohlendioxid | |
Kardial | Myokarditis, Kardiomyopathie | Kardiologische Anamnese | Elektrokardiogramm, Echokardiographie, ggf. Kardio-MRT (nur bei therapeutischer Relevanzd), ggf. weitere kardiologische Diagnostik | Bei Linksherzinsuffizienz: vorzeitige Abflachung des Sauerstoffpulses |
Peripher | Myopathie, Perfusionsdysregulation | Muskelschmerzen | Normalbefunde, angiologische Diagnostik | Eingeschränkte periphere Sauerstoffaufnahme (invasiv mit Messung der gemischtvenösen Sättigung) |
Dekonditionierung | – | Trainingsstatus vor und nach COVID-19-Erkrankung | Normalbefunde | Niedrige anaerobe Schwelle und überschießende Herzfrequenzsteigerung bei niedriger Belastung; im Übrigen unauffällige Befunde |
Nichtsomatisch | – | Psychosoziale Belastung, ggf. entsprechende Scores | Normalbefunde | Normalbefund |
Spezifisches Vorgehen bei verschiedenen Patientengruppen
Patienten nach schwerem COVID-19-Verlauf, die ein hohes Risiko für eine interstitielle Lungenerkrankung oder Zeichen einer restriktiven Ventilationsstörung aufweisen
Patienten mit unauffälliger Bildgebung (oder Symptomatik unverhältnismäßig zur Bildgebung) und unauffälligen dynamischen/statischen Lungenparametern im Lungenfunktionstest
Patienten mit obstruktivem lungenfunktionellem Befund und/oder anamnestischem Hinweis auf Asthma oder ein hyperreagibles Bronchialsystem
Patienten ohne auffälligen pulmonalen Befund oder Hinweis auf pulmonalvaskuläre Erkrankung
Patienten mit Husten und unspezifischen thorakalen Beschwerden
Therapeutische Ansatzpunkte
Etablierte Therapien
Prophylaktische Antikoagulation zur Prävention pulmonalvaskulärer Erkrankungen
Neue Therapieansätze in klinischen Studien
Fazit für die Praxis
-
Dyspnoe und Husten sind häufige persistierende Symptome nach einer COVID-19-Erkrankung.
-
Die funktionellen Auswirkungen von Lungenparenchymschäden sind im Allgemeinen begrenzt und die Dyspnoe bessert sich im Laufe der Zeit bei den meisten Patienten, auch wenn eine Untergruppe von Patienten bis zu mind. einem Jahr nach COVID-19 eine anhaltende Dyspnoe aufweist.
-
Die Mechanismen der Dyspnoe nach COVID-19 sind multifaktoriell, einschließlich einer Lungenparenchymbeteiligung (v. a. bei initial schwerem Verlauf), Atemregulationsstörungen, kardiovaskulärer/pulmonalvaskulärer Dysfunktion, muskulärer Dekonditionierung und nicht-somatischer Ursachen.
-
Sowohl bisher unentdeckte als auch aggravierte vorbestehende pulmonale Erkrankungen können zum Beschwerdebild beitragen.
-
Die Ursachen und Therapieoptionen bei Dyspnoe und Belastungseinschränkung in der Patientengruppe mit Long-COVID müssen weiter untersucht werden – auch interdisziplinär.