MRT selbst bei nicht-MRT-kompatiblen Devices sicher?

Bei Herzpatienten mit implantierten kardialen elektronischen Geräten ist man mit MRT-Untersuchungen eher zurückhaltend, vor allem wenn der Patient Träger eines nicht-MRT-kompatiblen Gerätes ist; womöglich ganz ohne Not. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In zahlreichen Studien der letzten zwei Jahrzehnte wurde bei Patienten mit älteren implantierbaren elektronischen Devices nur über wenige schwerwiegende Ereignisse im Rahmen einer MRT-Untersuchung berichtet. Allerdings waren in den meisten die Darstellung des Thorax oder gar Untersuchungen mit kardialer Fragestellung grundsätzlich ausgeschlossen, ebenso wie schrittmacherabhängige Patienten und Patienten mit implantierten Elektroden. Anders in der aktuellen Analyse des Kardiologen Sanjaya Gupta vom Saint Luke‘s Mid-America Institute in Kansas City und seiner Kollegen, hier galten diese Konstellationen nicht als Ausschlusskriterien. Die Analyse umfasste 532 Probanden, die zwischen September 2015 und Juni 2019 in das PROMeNADe(Patient Registry of Magnetic Resonance Imaging in Non-Approved DEvices)-Register aufgenommen und an denen insgesamt 608 MRT-Untersuchungen durchgeführt worden waren. 46% hatten ein Schrittmacher-System implantiert, 4% ein CRT-P-System, 17% ein CRT-D-System und 2% Elektroden. Insgesamt 161 MRT-Untersuchungen erfolgten bei schrittmacherabhängigen Patienten, d.h. die native Herzfrequenz lag nie über 40 Schläge pro Minute. 43 der 161 MRT-Datensätze stammten dabei von Probanden mit Defibrillatoren (14 von Patienten mit Zwei-Kammer-ICD-Systemen, 29 von Patienten mit CRT-D-Systemen). 25 MRT-Untersuchungen entfielen auf Patienten mit implantierten Elektroden. Der thorakoabdominale Bereich stand insgesamt 86-mal im Fokus der Bildgebung, davon ging es 16-mal konkret ums Herz. Vor und nach jeder MRT waren die Daten des jeweils implantierten Device-System ausgelesen und dessen Funktion kontrolliert worden. MRT mit geringen Risiken … Eine Erwärmung der implantierten Systeme, die als Schmerz oder Wärmegefühl in der Brust von den Patienten erfragt worden war, konnte in keinem Fall dokumentiert werden. Zudem fanden sich weder Abweichungen der programmierten Parameter noch der Funktion der Geräte; mit einer Ausnahme. Bei einem Patienten mit CRT-P hatte sich vorrübergehend die Impedanz im Koronarsinus nach MRT verändert (510 Ohm vor vs. 1075 Ohm nach MRT). Eine Woche später hatte sich der Wert wieder normalisiert, sodass eine Intervention nicht erforderlich war. Innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums von sechs Monaten waren weder device- noch patientenbezogene substanzielle unerwünschte Ereignisse aufgetreten. … aber großem klinischem Nutzen Zudem war die Bildgebung von entscheidendem klinischem Nutzen. Wie die Auswertung von 150 Fragebögen zum weiteren klinischen Verlauf – ausgefüllt von den jeweils betreuenden Ärzten – ergab, musste infolge der Bildgebung bei 25% der Patienten die Verdachtsdiagnose revidiert und bei 26% die prognostische Einschätzung korrigiert werden. Noch etwas höher lag der Anteil revidierter Diagnosen und Prognosen bei Patienten mit Kardio-MRT. Der ursprüngliche Behandlungsplan – ob medikamentös oder operativ – wurde bei fast der Hälfte der 150 Probanden überarbeitet. Sicherheit erfordert personellen Aufwand In dieser großen Kohorte von Patienten mit nicht-MRT-konformen Devices waren infolge der durchgeführten MRT-Untersuchungen keine schwerwiegenden negativen Folgen beobachtet werden; selbst bei schrittmacherabhängigen Patienten, Patienten mit implantierten Elektroden sowie bei Bildgebung von Herz und Thorax, so das Resümee von Gupta und Kollegen. Weiterhin unklar bleibe jedoch der Sicherheitsaspekt bei Patienten, die von der Studie ausgeschlossen waren. Das betrifft Patienten, deren Deviceimplantation nicht länger als Wochen her war bzw. die erst vor kurzem defibrilliert werden mussten sowie hämodynamisch instabile Patienten. Die beachtliche Bedeutung der MRT für die Patientenversorgung rechtfertigt nach Ansicht der Studienautoren den erforderlichen personellen und apparativen Aufwand. Schließlich sei eine kontinuierliche klinische und hämodynamische Überwachung des Patienten eine unabdingbare Voraussetzung für die Sicherheit. Das Wichtigste in Kürze Frage: Sind MRT-Untersuchungen auch bei Patienten mit nicht-MRT-geeigneten Devices sicher durchführbar? Antwort: Bei den 608 MRT-Untersuchungen war in keinem Fall ein schwerwiegender Zwischenfall aufgetreten, auch in den sechs Monaten nach MRT nicht. Gleichzeitig war die Bildgebung von großem diagnostischem Nutzen. Bedeutung: Selbst MRT-Untersuchungen des Thorax können bei Patienten mit nicht-MRT-geeigneten Devices sicher durchgeführt werden, vorausgesetzt ein intensives Monitoring ist gewährleistet. Einschränkung: Über die Sicherheit der MRT für Deviceträger, die von der Studie ausgeschlossen waren, lässt sich keine Aussage treffen.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

MRT selbst bei nicht-MRT-kompatiblen Devices sicher?

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Radiologie

Fünf Dinge, die im Kindernotfall besser zu unterlassen sind

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Studie bestätigt Potenzial von KI in der Radiologie

Quantitative Angiografie könnte IVUS-Alternative darstellen

Update Radiologie