Erhöhen Makrolide in der Schwangerschaft das Risiko für Missbildungen beim Kind?

Frauen, die während der Schwangerschaft Makrolidantibiotika einnehmen, haben einer britischen Studie zufolge ein erhöhtes Risiko, dass ihr Kind eine Fehlbildung entwickelt, im Vergleich zu werdenden Müttern, denen Penicillin verschrieben wird. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Britische Forscher empfehlen, den Gebrauch von Makrolidantibiotika wie Erythromycin, Clarithromycin und Azithromycin während der Schwangerschaft wenn möglich zu vermeiden und stattdessen alternative Antibiotika einzusetzen, bis weitere Ergebnisse vorliegen. Bisher werden Makrolide häufig zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt, die Richtlinien dazu variieren. Bereits frühere Studien haben auf seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen von Makrolidantibiotika bei ungeborenen Kindern hingedeutet. Eine mögliche Ursache könnte das proarrhythmische Potenzial der Arzneimittel sein. Die Arbeitsgruppe um Heng Fan vom University College London wollte herausfinden, ob es mögliche Zusammenhänge zwischen den Medikamenten und schweren Missbildungen sowie neurologischen Entwicklungsstörungen bei Kindern gibt. Potenziell erhöhtes Risiko für schwere und kardiovaskuläre Missbildungen Dafür analysierten sie Daten von mehr als 100.000 Kindern von Müttern, denen während der Schwangerschaft Antibiotika verschrieben worden waren, über einen durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von fast sechs Jahren. Als Kontrollen dienten die Daten von über 50.000 Geschwistern dieser Kinder und mehr als 80.000 weiteren Kindern, deren Mütter vor ihrer Schwangerschaft Antibiotika eingenommen hatten. Quelle war die Datenbank des britischen Gesundheitsministeriums (Clinical Practice Research Datalink). Das Ergebnis der Forscher: Die Einnahme eines Makrolids im ersten Trimester war verglichen mit Penicillin mit einem erhöhten Risiko für schwere Missbildungen (28 vs. 18 pro 1000) und für kardiovaskuläre Geburtsfehler (11 vs. 7 pro 1000) assoziiert. Bei Frauen, denen die Antibiotika erst im späteren Verlauf der Schwangerschaft verschrieben worden waren, wurden diese Effekte nicht beobachtet. Risiko für Genitalfehlbildungen scheint leicht erhöht Der Einsatz von Makroliden in jedem Trimester war zudem mit einem leicht erhöhten Risiko für Genitalfehlbildungen assoziiert (5 vs. 3 pro 1000). Für neurologische Entwicklungsstörungen wie Zerebralparese, Epilepsie, ADHS und Autismus wurden keine signifikanten Assoziationen beobachtet. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, konnte kein kausaler Zusammenhang bewiesen werden. Weil auch unbehandelte Infektionen ein großes Risiko für ungeborene Kinder darstellen können, sollten Risiko und Nutzen sorgfältig abgewogen werden, etwa wenn Frauen gegen alternative Antibiotika allergisch oder resistent sind. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Ergebnisse zu überprüfen. Empfehlung der Redaktion Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit – Themenseite Bei der Verschreibung von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit stellt sich immer die Frage nach der Sicherheit. Welche Arzneistoffe können gefahrlos eingesetzt werden – und welche nicht? Diese Themenseite informiert zu problematischen Substanzen, Therapiemöglichkeiten bei bestimmten Erkrankungen und Erkenntnissen aus aktuellen Studien. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt es sich auf die ungeborenen Kinder aus, wenn Schwangere Makrolidantibiotika einnehmen? Antwort: Während des ersten Schwangerschaftstrimesters waren Makrolidantibiotika im Vergleich zu Penicillin mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Missbildungen assoziiert. In jedem Trimester waren sie mit einem erhöhten Risiko für Genitalfehlbildungen assoziiert. Bedeutung: Makrolidantibiotika sollten während der Schwangerschaft mit Vorsicht angewendet werden, wenn möglich sollten alternative Antibiotika verschrieben werden, bis weitere Forschungsergebnisse vorliegen. Einschränkung: Noch wurde kein kausaler Zusammenhang bewiesen. Eine weitere Limitation war die begrenzte Möglichkeit, die Behandlungsexposition während bekannter kritischer Phasen für bestimmte Missbildungen und Entwicklungsstörungen zu untersuchen, wodurch Verzerrungen möglich sind.

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