Immuntherapie für Melanompatienten trotz Autoimmunerkrankung

Eine Immuntherapie ist bei Melanompatienten mit Autoimmunerkrankung offenbar nicht mit einer erhöhten Rate von schwerwiegenden immunbedingten Nebenwirkungen verbunden. Vorsicht ist einer Registerstudie zufolge trotzdem geboten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei Krebspatienten mit Autoimmunerkrankung besteht die Sorge, dass eine Behandlung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) nicht nur die Immunantwort gegen den Tumor entfesselt, sondern auch die Grunderkrankung neu befeuert. Aus den klinischen Studien mit ICI gibt es dazu keine Daten, weil solche Patienten von der Teilnahme ausgeschlossen waren. Forscher aus den Niederlanden haben deswegen Registerdaten von Melanompatienten unter diesem Aspekt ausgewertet. Das Team um Monique van der Kooij (Universität Leiden) kommt insgesamt zu einem positiven Fazit und ermuntert Ärzte, „Patienten mit den häufigsten Autoimmunerkrankungen die Behandlung mit ICI nicht vorzuenthalten“. Mehr schwere Kolitiden bei CED In dem Register ist die Krankengeschichte von 4376 Patienten mit nicht resektablen Stadium-3- oder -4-Melanomen prospektiv erfasst worden, darunter 415 mit einer Autoimmunerkrankung (AID), am häufigsten waren rheumatische und endokrine AID, gefolgt von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Von den Patienten mit AID wurden 228 (55%) irgendwann mit einem ICI behandelt, vergleichbar viele wie in der Gruppe ohne AID (58%). Im Einzelnen bekamen 21% aller AID-Patienten eine Anti-CTLA-4-Therapie, 45% einen PD-1-Hemmer und 8% eine Kombination aus beiden. Empfehlung der Redaktion Maligne Tumoren der Haut – Themenseite Dem Thema Hautkrebs, von Melanom über Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom bis hin zu weiteren Neoplasien der Haut und ihrer Anhangsgebilde, widmet sich diese Themenseite. Hier finden Sie News, Übersichten, Kasuistiken und kommentierte Studienreferate. Immunologisch vermittelte ICI-Nebenwirkungen von Grad 3 aufwärts trafen insgesamt AID-Patienten nicht häufiger auf als Patienten ohne AID, im Einzelnen: mit CTLA-4-Hemmer: 30% vs. 30%; mit PD-1-Hemmer: 17% vs. 13%; mit CTLA-4- plus PD-1-Hemmer: 44% vs. 48%. Todesfälle in Zusammenhang mit einer der Immuntherapien gab es bei den AID-Patienten nicht, bei den übrigen Patienten lag die Quote jeweils bei 0,3%. AID-Patienten mussten die Behandlung mit einem PD-1-Inhibitor jedoch häufiger wegen Toxizität absetzen (17% vs. 9%). Bei Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung wurde außerdem durch eine Anti-PD-1-Therapie häufiger als bei Patienten ohne AID oder mit einer anderen AID eine Kolitis induziert (19% vs. 2% vs. 3%). Keine Unterschiede in der Wirksamkeit Auch bei der Wirksamkeit der Immuntherapie zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patienten mit und ohne AID: Die objektiven Ansprechraten erreichten mit CTLA-4-Inhibitor 10% vs. 16%, mit PD-1-Inhibitor 40% vs. 44% und mit der Kombination 39% vs. 43%. Die bei den Patienten mit und ohne AID erzielten Überlebenszeiten waren ebenfalls vergleichbar (13 vs. 14 Monate). Weil Patienten mit und ohne AID sich in Tumoransprechen und autoimmunen Nebenwirkungen von Grad 3 und mehr nicht unterschieden, plädieren die Studienautoren dafür, ICI nicht aufgrund einer AID auszuschließen. Sie rufen aber zu einer engmaschigen Überwachung auf, insbesondere von Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung, weil bei ihnen gehäuft schwere Kolitiden und Therapieabbrüche registriert wurden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie sicher und wirksam ist die Behandlung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) bei Melanompatienten mit Autoimmunerkrankung? Antwort: AID-Patienten hatten unter ICI nicht häufiger autoimmune Nebenwirkungen vom Grad 3 und mehr als Patienten ohne AID; bei CED-Patienten kam es jedoch öfter zu schweren Kolitiden. Bei objektiver Ansprechrate und Überleben waren keine Unterschiede zu erkennen. Bedeutung: Auf die Behandlung mit ICI sollte nicht wegen einer AID verzichtet werden, vor allem bei CED sind aber enge Kontrollen nötig. Einschränkung: Registeranalyse; es wurden nur immunologisch vermittelte Nebenwirkungen ab Grad 3 erfasst.

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