Wie häufig kommen synchrone Melanome vor?

Mehrere Melanome gleichzeitig sind gar nicht so selten – besonders bei älteren Patientinnen und Patienten. Das hat eine Studiengruppe aus Barcelona festgestellt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bisher kursierte in der Literatur für das Vorkommen von synchronen Melanomen ein Wert von 0,5% aller Melanomdiagnosen. Diese Zahl wollte ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um A. Antúnez-Lay von der Universität Barcelona überprüfen. Als synchrones Melanom definierten sie Melanome, die innerhalb von drei Monaten nach dem Primärtumor zutage traten. So war ausreichend Zeit vorhanden, um Teilnehmende mit neu entdecktem Hautkrebs in Kliniken überweisen zu können, wo eine vollständige körperliche Untersuchung durch einen spezialisierten Dermatologen bzw. eine Dermatologin durchgeführt wurde. Die retrospektive Kohortenstudie fand an Patientinnen und Patienten (52,4%) statt, die zwischen 2000 und 2021 erkrankt waren. Die Evaluation der Betroffenen folgte einem vorgeschriebenen Protokoll, es wurden immer Ganzkörperuntersuchungen durchgeführt. Außerdem wurden die Teilnehmenden einer vollständigen dermatoskopischen Inspektion unterzogen, jede verdächtige Läsion wurde festgehalten. 3,1% von synchronen Melanomen betroffen Es wurden 5.476 Tumore von 4.703 Teilnehmenden analysiert. Das mediane Alter bei der Diagnose lag bei 56,3 Jahren und die mediane Nachbeobachtungszeit der Kohorte betrug 5,6 Jahre. Von allen Patientinnen und Patienten wiesen 144 zwei oder mehr gleichzeitig diagnostizierte primäre Melanome auf (3,1%), 47,9% bei Frauen und 52,1% bei Männern. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose betrug 64,3 Jahre und war damit signifikant höher als bei Erkrankten mit nur einem Melanom (56,1 Jahre). Am häufigsten waren die synchronen Melanome am Rumpf lokalisiert (53,2%). Während der Nachbeobachtungszeit entwickelten 25,7% der Erkrankten mit synchronen Melanomen im Median nach 2,9 Jahren ein neues primäres Melanom, während es bei 8,6% der Teilnehmenden mit einem einzelnen Melanom im Median nach 4,1 Jahren zu einem neuen Primärtumor kam. Die Analyse der phänotypischen Merkmale ergab, dass grüne bzw. blaue Augen bei Erkrankten mit synchronen Melanomen (54,9%) im Vergleich zu jenen mit einzelnen Melanomen (38,5%) häufiger vorkamen, während bei der Haarfarbe kein Unterschied festgestellt wurde. 66,4% der gleichzeitig aufgetretenen Tumoren betrafen Menschen mit Hauttyp 1 und 2 nach Fitzpatrick. Von den getesteten Patientinnen und Patienten trugen 10,7% eine CDKN2A-Keimbahnmutation in sich, 72,0% wiesen genetische Varianten in MC1R auf. Beim Vergleich der Prävalenz von Mutationen zwischen Erkrankten mit synchronem Melanom und solchen mit multiplen Melanomen konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden. 60,6% der synchronen Melanome wurden als invasiv eingestuft, im Durchschnitt hatten sie eine Tumordicke nach Breslow von 0,9 mm. Die einzelnen Primärtumoren waren zu 73,8% invasiv und 1,1 mm dick, was einen statistisch signifikanten Unterschied darstellte. Vollständige Untersuchung angezeigt Die Forschenden um Antúnez-Lay fassen ihre Ergebnisse folgendermaßen zusammen: Synchrone Melanome sind mit einem Anteil von 3,1% häufiger als bisher berichtet und treten öfter bei älteren Menschen auf. Die Betroffenen haben auch ein höheres Risiko, während der Nachbeobachtung ein neues primäres Melanom zu entwickeln. „Nach unserem Erachten sollten Patientinnen und Patienten mit einem Melanom einer vollständigen körperlichen Untersuchung unterzogen werden, um ein synchrones Melanom auszuschließen.“ Dabei solle der Schwerpunkt vor allem in dem Bereich liegen, wo der Primärtumor lokalisiert sei. Eine ausführliche Untersuchung würde auch mögliche Keimbahnmutationen zutage bringen. Zudem solle ein strenges Nachsorgeprotokoll erstellt werden, um angesichts des höheren Risikos weiterer primärer Melanome, diese frühzeitig zu erkennen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist bei Melanomen der Anteil von synchronen Melanomen? Antwort: Der Anteil beträgt laut einer retrospektiven Kohortenstudie 3,1 %. Bedeutung: Synchrone Melanome kommen häufiger vor als bisher angenommen. Einschränkung: Die Studie wurde nur an einem Zentrum durchgeführt.

Springer Medizin

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