16.01.2023 | Migräne | Originalien
COVID-19-Impfung-assoziierte anhaltende Kopfschmerzen: Wie einordnen?
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Straube, Ruth Ruscheweyh, Theresa Klonowski
Erschienen in:
Der Schmerz
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Zusammenfassung
Einleitung
Im Rahmen einer akuten COVID-19-Infektion (Coronavirus SARS-CoV‑2 Infektion) treten in 10–60 % der Patient:innen Kopfschmerzen auf, die Tage und in einem kleineren Teil (ca. 10 %) der Patient:innen Wochen oder länger anhalten können. Weniger bekannt ist aber, dass auch nach einer COVID-19-Impfung anhaltende Kopfschmerzen auftreten können.
Methode
Retrospektive Beschreibung der Kopfschmerzen und des Verlaufs in einer Fallserie von 32 ambulanten Patienten mit anhaltenden Kopfschmerzen, die sich in zeitlichem Zusammenhang mit einer COVID-19-Impfung verstärkt haben oder neu aufgetreten sind.
Ergebnis
In der Mehrzahl der Patient:innen kam es zur Verstärkung eines vorbestehenden Migränekopfschmerzes. Bei 2 Patient:innen traten seltene sekundäre Kopfschmerzsyndrome wie intrakranielle Hypertension oder Donnerschlagkopfschmerz auf. Die Kopfschmerzen manifestierten sich in über 50 % der Patient:innen innerhalb der ersten 48 h nach Impfung. Über 50 % der Patient:innen sprachen auf eine Akuttherapie mit einem Triptan an.
Schlussfolgerung
Über den pathophysiologischen Zusammenhang zwischen Impfung und anhaltenden Kopfschmerzen bestehen noch keine klaren Vorstellungen. Die kurze Latenz, die partielle Wirksamkeit von Kortison und erste Befunde, die eine Erhöhung von verschiedenen Entzündungsmarkern im Verlauf der Kopfschmerzen bei COVID-Infektion zeigen, weisen auf eine mögliche Beteiligung des angeborenen Immunsystems und hier des Inflammasoms hin. Des Weiteren weist das Ansprechen auf eine Triptangabe bei einem Teil der Patienten auf eine Aktivierung des trigeminovaskulären Systems hin.