Erschienen in:
15.03.2022 | Morbus Alzheimer | Arzneimitteltherapie
Kausale Therapie der Alzheimer-Krankheit: Amyloidantikörper
verfasst von:
PD Dr. Dr. med. Matthias Pawlowski, Prof. Dr. med. Tobias Warnecke
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 9/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Alzheimer-Krankheit (AK) ist die häufigste Ursache einer Demenz. Die Zahl der Betroffenen wird aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahrzehnten dramatisch zunehmen. Kausale pharmakologische Ansätze waren bisher nicht verfügbar. In den USA wurde kürzlich der monoklonale Amyloid-β-Antikörper Aducanumab zur Behandlung der AK zugelassen, in Europa im Dezember 2021 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur aber abgelehnt.
Ziel der Übersicht
Hintergründe und Rationale der gegen das Amyloid β gerichteten Therapieansätze bei der AK werden vorgestellt. Der Fokus liegt auf der passiven Immunisierung mit monoklonalen Anti-Amyloid-β-Antikörpern.
Datenlage
Vier monoklonale Anti-Amyloid-β-Antikörper befinden sich in einem fortgeschrittenen klinischen Entwicklungsstadium. Für alle wurde der Nachweis einer eindeutigen und deutlichen Reduktion der zerebralen Amyloidlast erbracht. Dies hat im Fall von Aducanumab bereits zur Zulassung durch die U.S. Food and Drug Administration (FDA) geführt. Donanemab, Gantenerumab und Lecanemab haben in den USA den Status einer „breakthrough therapy“ erhalten und werden in den kommenden ein bis 2 Jahren voraussichtlich ein beschleunigtes Zulassungsverfahren der FDA durchlaufen.
Schlussfolgerung
Anti-Amyloid-Antikörper stellen die erste, in den USA zugelassene, ursachenorientierte, krankheitsmodifizierende Therapie der AK dar. Im Vergleich zur nahezu vollständigen Entfernung zerebraler Amyloidplaques ist das Ausmaß des klinischen Effekts geringer, und der Nutzen für Betroffene wird derzeit kontrovers diskutiert. Nichtsdestotrotz stellt die neue Therapieoption einen wichtigen Schritt in der Entwicklung wirksamer Behandlungen dar. Zukünftige Strategien zur Behandlung der AK werden voraussichtlich auf ein multimodales Konzept mit verschiedenen molekularen Ansatzpunkten abzielen. Voraussetzung aller effektiven krankheitsmodifizierenden Therapien wird eine frühzeitige, biomarkerbasierte Diagnose noch vor dem Auftreten eines demenziellen Syndroms darstellen.