Schützt intensive Blutdrucksenkung nicht vor Demenz?

Sind Patienten mit Hypertonie, deren Blutdruck aggressiv gesenkt wird, stärker gegen kognitiven Abbau gefeit als unter den üblichen Zielvorgaben? Eine Studie hat keine Hinweise darauf gefunden. Einen Vorteil hat die Intensivtherapie aber offenbar doch. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Zu hoher Blutdruck ist ein Risikofaktor, den sich zerebrovaskuläre Erkrankungen und Morbus Alzheimer teilen. Insofern antihypertensive Therapie das Risiko für Schlaganfälle reduziert, ist sie auch als Möglichkeit anzusehen, das Gehirn gesund zu erhalten und das Demenzrisiko zu verringern. Inzwischen gibt es Vorschläge, für Hochrisikokandidaten ehrgeizigere Blutdruckziele zu formulieren und den systolischen Druck auf unter 120 mmHg zu senken. Auch eine Arbeitsgruppe um Caroline Dallaire-Théroux von der Abteilung für Neurowissenschaften an der Klinik der Laval-Universität in Québec hat ursprünglich die Annahme geteilt, wonach sich niedrigere Blutdruckziele positiv auf die kognitive Gesundheit auswirken. In einer Metaanalyse von fünf Studien (ACCORD BP, SPS3, SPRINT, PODCAST, INFINITY) mit mehr als 17.000 Teilnehmern verglichen die Forscher deshalb den Effekt auf die Kognition einer Blutdrucktherapie mit systolischen Zielwerten von maximal 135 mmHg mit jenem einer Standardbehandlung, die gemäß der Studiendefinition ein systolisches Ziel von maximal 140 mmHg verfolgt. Vermutung nicht bestätigt Die ursprüngliche Hypothese bestätigte sich nicht, zumindest nicht in der mittleren Nachbeobachtungszeit von 3,3 Jahren. Weder mit Blick auf die geistige Leistungsfähigkeit noch in Hinsicht auf die Inzidenz von Demenz bzw. milden kognitiven Einschränkungen war die intensivere Drucksenkung gegenüber der Standardtherapie im Vorteil. Allerdings merken Dallaire-Théroux et al. an, dass das Nachweisniveau als gering angesehen werden muss, weil die Teilnehmerzahlen relativ klein waren und ein Risiko für systematische Verzerrungen bestand. Empfehlung der Redaktion Demenz – Themenseite Wie therapiert man Alzheimerpatienten leitliniengerecht? Warum sind "keiner" und "nein" bei Dementen tabu? Und was tut sich in der Alzheimertherapie-Forschung? Antworten gibt die Themenseite Demenz. Hier finden Sie Übersichten, News, kommentierte Studienreferate und Kasuistiken. Ein signifikantes Resultat zugunsten der aggressiven Hochdruckbehandlung gab es dennoch: Zerebrovaskuläre Komplikationen traten bei den intensiv therapierten Patienten im Schnitt um 21% seltener auf. Hinsichtlich ernster unerwünschter Ereignisse und der Mortalität unterschieden sich die Therapieregime im Übrigen nicht. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die vorhandenen Belege nicht dafür ausreichen, eine intensive Blutdrucksenkung als präventive Strategie gegen kognitiven Abbau und Demenz einzusetzen“, schreiben Dallaire-Théroux und Kollegen in ihrer Zusammenfassung. Eine Assoziation von niedrigeren Druckwerten als üblich und einer Reduktion von kognitivem Abbau, Demenz und milden kognitiven Einschränkungen sei nicht festzustellen gewesen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Dient eine aggressivere Therapie von Patienten mit Hypertonie deren geistiger Gesundheit? Antwort: Folgt man den Ergebnissen der vorliegenden Studie, lautet die Antwort: Nein. Eine intensive Drucksenkung ist nicht mit weniger kognitiven Verlusten von Hypertoniepatienten assoziiert als die Standardtherapie. Bedeutung: Die vorhandenen Belege rechtfertigen es nicht, den Blutdruck von Hypertonikern zum Schutz vor geistigem Abbau stärker als üblich zu senken. Einschränkung: Die mittlere Nachbeobachtungszeit der Studien war relativ kurz und es bestand ein Risiko für systematische Verzerrungen.

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