Bremsen Statine Morbus Parkinson?

In einer kleinen kontrollierten Studie deutet sich ein Vorteil für Lovastatin bei der Parkinsonprogression an: Motorik und L-Dopa-Stoffwechsel sind damit nach elf Monaten deutlich besser als unter Placebo. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Statine sind nicht nur Cholesterinsenker, ihnen werden auch antientzündliche und neuroprotektive Eigenschaften nachgesagt. So legen epidemiologische Studien eine reduzierte Alzheimerrate unter hirngängigen Statinen wie Simvastatin und Lovastatin nahe. Ähnliches scheint auch für Morbus Parkinson zu gelten: Metaanalysen zufolge ist das Parkinsonrisiko unter solchen Medikamenten um rund 20% verringert. In klinischen Studien waren Statine gegen neurodegenerative Erkrankungen bisher aber wenig erfolgreich: Die Alzheimerprogression ließ sich damit nicht verlangsamen, größere Präventionsstudien bei Patienten mit ersten kognitiven Einschränkungen laufen derzeit noch. Möglicherweise haben Ärzte bei Parkinsonpatienten mehr Erfolg: In einer kleinen randomisiert-kontrollierten Studie mit 77 Teilnehmern in einem frühen Parkinsonstadium waren Motorik und L-Dopa-Stoffwechsel unter hochdosiertem Lovastatin nach elf Monaten deutlich besser als unter Placebo. Empfehlung der Redaktion Morbus Parkinson – Themenseite Wie Sie Frühzeichen der Parkinson-Erkrankung erkennen und welche Therapieoptionen es gibt, lesen Sie auf dieser Themenseite. Hier finden Sie Übersichten, News, Interviews und kommentierte Studienreferate. Wie Neurologen um Dr. Chin-Hsien Lin von der Universität in Taipeh berichten, waren die Teilnehmer ihrer Studie im Mittel 61 Jahre alt, seit etwa drei Jahren an Parkinson erkrankt und zumeist noch im Hoehn-und-Yahr-Stadium I. Die tägliche L-Dopa-Äquivalenzdosis betrug zu Beginn rund 500 mg, etwa die Hälfte der Patienten hatte eine frische Parkinsondiagnose und war noch unbehandelt. Der Gesamtcholesterinwert erreichte anfangs etwa 200 mg/dl, der LDL-Wert 120 mg/dl. 3 Punkte Verbesserung beim motorischen UPDRS-Score 37 Patienten bekamen zusätzlich zur bisherigen Therapie zweimal täglich 40 mg Lovastatin, 40 erhielten Placebo, die Behandlung dauerte 48 Wochen. Neben klinischen Parameter erfassten die Neurologen zu Beginn und zum Ende der Studie auch die L-Dopa-Aufnahme per 18F-PET. Der primäre Endpunkt bezog sich auf Unterschiede beim UPDRS-Motor-Score. Dieser erreichte zu Beginn rund 13 Punkte und fiel unter Placebo um 0,5 Punkte, mit Lovastatin um 3,2 Punkte, die Differenz war jedoch nicht statistisch signifikant. In beiden Gruppen war die Parkinsontherapie in den drei Monaten vor dem Studienbeginn optimiert worden, das mag die motorischen Verbesserungen zum Teil erklären. Wurden aber nicht nur die Veränderungen zum Studienende analysiert, sondern die motorische Funktion über den gesamten Studienzeitraum hinweg, ergab sich ein knapp signifikanter Unterschied zugunsten der Statinbehandlung. Allerdings näherten sich die Motorscores vier Wochen nach dem Absetzen der Medikation wieder etwas an, dies könnte für einen primär symptomatischen Effekt sprechen. Einen Einfluss der Behandlung auf Affekte und Kognition (UPDRS I) sowie Alltagsfunktionen (UPDRS II) stellten die Neurologen um Lin nicht fest. Bessere L-Dopa-Aufnahme Patienten mit Placebo benötigten im Studienverlauf eher eine Steigerung der dopaminergen Medikation als solche mit Lovastatin (42% versus 26%), auch war die zusätzlich benötigte L-Dopa-Äquivalenzdosis zum Schluss signifikant höher (234 versus 123 mg/d). Schließlich ergab auch die L-Dopa-Aufnahme einen Vorteil der Statintherapie: Das Putamen-Cerebellum-Verhältnis der Aufnahme nahm unter Lovastatin um 1,2% zu und unter Placebo um 7,1% ab, der Quotient der Aufnahme im Nucleus caudatus und Cerebellum verbessert sich mit dem Statin um 2,3%, unter Placebo sank der Wert um 6,4%, beide Differenzen waren statistisch signifikant. Die Resultate deuten folglich auf einen gebremsten Untergang von dopaminergen Neuronen im Striatum und damit auf eine neuroprotektive Wirkung. Mit Lovastatin brachen drei Patienten, unter Placebo vier die Behandlung aufgrund unerwünschter Effekte ab, einer entwickelt unter Lovastatin eine allergische Hautreaktion, in beiden Gruppen dominierten jedoch Gründe wie motorische Verschlechterung oder Depression. Unter Lovastatin sahen die Neurologen bei drei Patienten erhöhte Leberwerte und bei zwei gesteigerte Kreatinkinasespiegel, die Therapie musste deswegen jedoch nicht abgebrochen werden. Wie erwartet, sanken die LDL-Spiegel in der Statingruppe deutlich (minus 46 mg/dl), nicht so unter Placebo (minus 1 mg/dl). Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl sind die Resultate mit Vorsicht zu betrachten. Ob Lovastatin tatsächlich Morbus Parkinson bremst und neuroprotektiv wirkt, muss sich erst in größeren und länger dauernden Studien zeigen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Bremst Lovastatin Morbus Parkinson? Antwort: In einer kleinen Placebo-kontrollierten Studie zeigten sich unter dem Statin Vorteile bei der Motorik und der L-Dopa-Aufnahme. Bedeutung: Offenbar kann Lovastatin die Parkinsonsymptome etwas lindern, ob das Statin neuroprotektiv wirkt, müssen größere und länger dauernde Studien zeigen. Einschränkung: Kleine Teilnehmerzahl, kurze Nachbeobachtungsdauer.

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