Vielversprechende Antitumoraktivität beim intensiv vorbehandelten multiplen Myelom

Bispezifische Antikörper sind derzeit vermehrt Gegenstand von klinischen Studien. In einer Phase-1-Studie fielen die Ergebnisse zum Hybrid-Antikörper ABBV-383 an Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom aussichtsreich aus. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Beim rezidivierten oder refraktären multiplen Myelom besteht nach wie Bedarf an neuartigen Therapien, die die Therapieresistenz überwinden und die Gesamtergebnisse der Patientinnen und Patienten verbessern können. ABBV-383 ist ein bispezifischer Antikörper („bispecific monoclonal antibody“, BsMAb). Er ist gegen das B-Cell-Maturation-Antigen (BCMA) auf den Plasmazellen und das CD3-Antigen auf den T-Zellen gerichtet. In einer aktuellen Phase-I-Studie unter Federführung von Anita D’Souza vom Medical College of Wisconsin, Milwaukee, USA, wurden nun Sicherheit, Verträglichkeit und optimale Dosierung erhoben. Insgesamt 124 Patientinnen und Patienten über 18 Jahre, die mindestens drei vorherige Therapielinien mit Proteasom-Inhibitoren, immunmodulatorischen Therapien und monoklonalen Anti-CD38-Antikörpern erhalten hatten, wurden rekrutiert. Mehr als 80% der Teilnehmenden war intensiv vorbehandelt mit mehr als drei Klassen von Myelomtherapien und bei etwa 40% waren die Tumoren refraktär gegenüber fünf verschiedenen Therapien. Die Patientinnen und Patienten erhielten ABBV-383 intravenös über 1–2 Stunden in einer festgelegten Dosis alle drei Wochen mit einer Prämedikation von Dexamethason 10 mg intravenös. Das klassische 3+3-Studiendesign umfasste Dosierungskohorten von 0,025 mg bis 120 mg. Die 60-mg-Dosis wurde für die Dosiseskalation gewählt. Der Anteil der Patientinnen und Patienten, bei denen ein therapiebedingtes unerwünschtes Ereignis („treatment-emergent adverse events“, TEAE) auftrat, war mit 98% in der gesamten Studienpopulation, mit 99% in der Eskalations- plus Expansionskohorte ≥ 40 mg und mit 98% in der Expansionskohorte ≥ 60 mg sehr ähnlich; bei 72%, 77% bzw. 78% kam es zu TEAE ≥ Grad 3. Die häufigsten hämatologischen TEAE, die beobachtet wurden, waren Neutropenie (37%) und Anämie (29%) und die häufigsten nicht hämatologischen TEAE Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS; 57%) und Fatigue (30%). Das CRS trat in der Regel am selben Tag oder am Tag nach der ersten Dosis ABBV-383 auf. Die Mehrzahl der CRS-Ereignisse war vom Grad 1 oder 2, sie klangen innerhalb eines Tages ab. Schwerwiegende TEAE wurden bei 53% der Patientinnen und Patienten beobachtet. Insgesamt sieben Todesfälle aufgrund von TEAE wurden gemeldet, die nach Ansicht der Prüfärzte allesamt nicht mit dem Studienmedikament in Verbindung standen. Empfehlung der Redaktion Multiples Myelom – Themenseite Das Multiple Myelom stellt etwa 10% aller Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Häufig als Synonym gebraucht wird der Begriff Plasmozytom. Auf unserer Themenseite finden Sie News, Übersichten und CME-Kurse zu dieser bösartigen Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Die objektive Ansprechrate (ORR) und die Rate sehr guten partiellen oder noch besseren Ansprechens (≥ VGPR) betrugen 57% und 43%. In der Kohorte mit 60 mg Expansionsdosis (n = 49) erzielten die ORR- und ≥ VGPR-Raten 59% bzw. 39% und in der Kohorte ≥ 40 mg Eskalations- plus Expansionsdosis (n = 79) 68% bzw. 54%. Das mediane progressionsfreie Überleben (PSF) wurde in den Kohorten ≥ 40 mg Eskalation plus Expansion und 60 mg Expansion nicht erreicht und lag bei allen Teilnehmenden bei 10,4 Monaten (zwischen 5 und 19,2 Monate). „Die BsAb-Therapie ABBV-383 wurde in allen verabreichten Dosen gut vertragen, mit einer geringen Inzidenz an hämatologischen und nicht hämatologischen TEAE Grad 3 oder höher“, resümieren D’Souza et al. ihre Ergebnisse. Für die weitere Dosisfindung und die Auswahl der optimalen Dosis wurden ABBV-383-Dosen von 60 mg sowie 40 mg einmal alle drei Wochen ausgewählt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie verhalten sich Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des bispezifischen Antikörpers ABB-383 in einer Phase-1-Studie an Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom? Antwort: ABBV-383 wurde von den Teilnehmenden gut vertragen, mit einer objektiven Ansprechrate von 68% bei Dosen ≥ 40 mg. Bedeutung: ABBV-383 könnte eine vielversprechende Option beim rezidivierten oder refraktären multiplen Myelom sein. Einschränkung: Studie mit wenigen Probandinnen und Probanden.

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