Erschienen in:
23.06.2022 | Myelodysplastische Syndrome | Neues aus der Forschung
kurz notiert
Können Hypomethylanzien auch Onkogene hochregulieren?
verfasst von:
Moritz Borchers
Erschienen in:
InFo Hämatologie + Onkologie
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Ausgabe 6/2022
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Auszug
Azacitidin (Aza) und Decitabin (Deci) sind Onkologika, die meist bei hämatologischen Neoplasien zum Einsatz kommen. Auch Jahrzehnte nach ihrer Entdeckung ist immer noch nicht völlig klar, wie genau die Substanzen wirken; eine prominente Hypothese lautet, dass Aza und Deci Tumorsuppressorgene epigenetisch wieder "anschalten", indem sie sie demethylieren. Daher werden sie auch Hypomethylanzien (HM) genannt. Angenommen, HM wirkten tatsächlich über ihr Demethylierungspotenzial: Könnten sie dann nicht genauso auch Onkogene anschalten? Diese eigentlich naheliegende Frage hat jetzt ein internationales Forschungsteam aufgeworfen - und Daten präsentiert, die dafür sprechen, dass genau das passieren kann [Liu YC et al. N Engl J Med. 2022;386(21):1998-2010]. In zwei kleinen Kohorten (n = 25; n = 43) von Personen mit myelodysplastischen Syndromen (MDS) registrierte das Team nach einer HM-Monotherapie eine Hochregulierung der Expression des Onkogens SALL4 (bei 40 % bzw. 30 %), was mit einem schlechteren Gesamtüberleben einherging. In diesen Fällen ließe sich SALL4 ggf. als weiteres Target nutzen, spekuliert das Team. So oder so sei der HM-Onkogeneffekt weiter abzuklären! …