Erschienen in:
28.07.2020 | Schmerzsyndrome | Übersichten
Myofaszial bedingte chronische Unterbauchschmerzen bei Frauen
Eine retrospektive Auswertung der Auswirkungen einer spezifischen Diagnostik und Therapie
verfasst von:
L. Schwagerus, K. Dörner, S. Bender, K. Müller, N. Bitterlich, H.‑J. Rothkötter, Dr. med. habil. O. Günther
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Prävalenz chronischer Unterbauchschmerzen in der Allgemeinbevölkerung von 11,8 % unterstreicht die Bedeutung dieser Erkrankung. Eine spezifische Diagnostik sowie Therapie der Muskulatur dieser Region gehört bisher jedoch nicht zur Standarduntersuchung. Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen einer spezifischen Diagnostik und Therapie auf myofaszial bedingte chronische Unterbauchschmerzen.
Fragestellung
Die Effektivität einer zielgerichteten Diagnostik und multimodalen Therapie im Rahmen des Krankheitsbilds der chronischen Unterbauchschmerzen sowie die Notwendigkeit einer ergänzenden medikamentösen Einstellung.
Material und Methoden
In der Untersuchung wurden die Daten von 59 Patientinnen im Zeitraum von Januar 2012 bis April 2017 retrospektiv ausgewertet, die aufgrund therapieresistenter chronischer Unterbauchschmerzen an ein Schmerzzentrum überwiesen wurden. Der Schmerz musste zu Beginn der Untersuchung eindeutig als myofaszial identifiziert werden. Eine vorangegangene Mindestschmerzdauer sowie im Vorfeld erfolgte Operationen oder anderweitige Behandlungsverfahren stellten keine Ausschlusskriterien dar. Eine im Vorfeld erlittene Traumatisierung stellte einen Ausschlussgrund dar. Therapiekomponenten waren eine manualtherapeutische Behandlung, die Unterweisung in Eigendehnungsübungen, eine Medikation mit den Wirkstoffen Flupirtin oder Methocarbamol wie auch Entspannungsverfahren. Die Therapieevaluation erfolgte anhand des Deutschen Schmerzfragebogens (DSF).
Ergebnisse
Nach dem Behandlungsintervall konnten die folgenden statistisch signifikanten Verbesserungen verzeichnet werden: Die durchschnittliche Schmerzstärke verringerte sich um 29,95 Punkte (SD = 20,61). Die allgemeine Lebensqualität (MFHW) erhöhte sich um 1,1 Punkte (SD = 0,73). Die Depressivitäts- und Angsteinschätzung verminderte sich um 2,56 (SD = 3,99) beziehungsweise 2,63 Punkte (SD = 5,21).
Diskussion
Ein multimodales Therapiekonzept mit einem manualtherapeutischen Behandlungsschwerpunkt kann nach einer Anwendungsdauer von 120 Tagen zu einer Verbesserung der Schmerzsymptomatik sowie Lebensqualität bei myofaszial bedingten chronischen Unterbauchschmerzen führen. Myofasziale Syndrome urogenitaler Leitmuskeln müssen in der Beurteilung der Erkrankungsursache chronischer Unterbauchschmerzen Beachtung finden.