Nebenwirkungen von Checkpoint-Inhibitoren auf der Haut

Nicht nur beim malignen Melanom werden Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) erfolgreich eingesetzt. Welche Nebenwirkungen diese Wirkstoffe auf der Haut verursachen können, hat nun ein Team von Dermatologinnen und Dermatologen aus ganz Europa anhand von Real-World-Daten zusammengetragen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Beim malignen Melanom werden Medikamente wie der CTLA-4-Blocker Ipilimumab oder die PD-1-Blocker Nivolumab und Pembrolizumab angewendet. Bei einem nicht unerheblichen Teil der Patientinnen und Patienten können dadurch immunvermittelte unerwünschte Wirkungen („immune-related adverse events, irAE) auftreten. Welche dermatologischen Veränderungen das genau sind, hat nun ein Team von europäischen Dermatologinnen und Dermatologen, angeführt von dem französischen Hautarzt Jean-Matthieu L’Orphelin von der Caen-Normandie-Universitätsklinik in Caen, untersucht. Für ihre Studie analysierten sie die Angaben aus der Melskintox-Datenbank zu Patientinnen und Patienten aus ganz Europa, die zwischen November 2016 und März 2021 mit ICI behandelt worden waren. Die Melskintox-Datenbank ist eine europäische multizentrische Biobank, die sich der Nachverfolgung von Melanomen und Hautnebenwirkungen widmet und von der European Association of Dermato-Oncology (EADO) unterstützt wird. Die gemeldeten Dermatosen wurden in vier Kategorien zusammengefasst: entzündliche Dermatosen, bullöse Erkrankungen, arzneimittelbedingte makulopapulöse Hautausschläge und Pigmentstörungen. Die Daten von insgesamt 120 Patientinnen und Patienten flossen in die Analyse von L’Orphelin et al. ein. Die durchschnittliche bzw. mediane Zeit bis zum Auftreten von irAE lag bei 208 Tagen (sieben Monate) bzw. 140 Tagen (4,7 Monate). Inflammatorische Erkrankungen traten eher zu einem frühen Zeitpunkt auf (innerhalb von drei Monaten), während Vitiligo und bullöse Erkrankungen häufiger in einer mittleren Zeitspanne zu beobachten waren (drei Monate bis ein Jahr). 21% der kutanen irAE traten erst mehr als ein Jahr nach Beginn der Immuntherapie auf. Die Forschenden um L’Orphelin geben zu, dass solche spät auftretenden Symptome möglicherweise nur schwer formal als Folge der ICI zuzuordnen sind und nicht leicht von zufällig auftretenden dermatologischen Erkrankungen zu unterscheiden sind. Inflammationen sind häufig Entzündliche Dermatosen stellten die häufigste Gruppe von Reaktionen dar (52,5%), gefolgt von arzneimittelbedingten Eruptionen (20%), Pigmentstörungen (19,2%) und bullösen Erkrankungen (8,3%). Von den 120 Fällen waren 49,2%, 34,2%, 15,0% und 1,7% unerwünschte Hauterscheinungen von Grad 1, Grad 2, Grad 3 bzw. Grad 4. Die Studiengruppe fand dabei keinen Unterschied im Auftreten von kutanen irAE zwischen verschiedenen ICI oder Kombinationsbehandlungen. Zu den Dermatosen Grad 2 gehörten das bullöse Pemphigoid, Ekzeme, Hypodermitis, lichenoider Ausschlag, makulopapulöser Ausschlag, Pruritus, Psoriasis-ähnlicher Ausschlag, urtikarieller Ausschlag und Vitiligo. Grad 3 beinhaltete das bullöse Pemphigoid, lichenoide Eruption sowie Hautausschläge; Grad 4 war nur durch bullöse Erkrankungen vertreten. Die meisten kutanen irAE führten nicht zu einer Unterbrechung der Immuntherapie (88,0%). Ein komplettes Ansprechen („complete response“, CR) war mit schwereren kutanen irAE assoziiert: Der Prozentsatz der CR stieg von 5,3% für irAE Grad 1 auf 12,8% für irAE Grad 2 und 31,6% für irAE Grad 3/4. Ähnliche Ergebnisse wurden auch bei der Bewertung nach sechs Monaten erzielt. Interdisziplinäre Versorgung gefragt „Unsere Daten unterstreichen die routinemäßige Einbeziehung von Organspezialisten, wie Dermatologinnen und Dermatologen, in die onkologische Behandlung: Dies würde die frühzeitige Diagnose und Behandlung kutaner irAE und die Fortsetzung der ICI-Behandlung erleichtern“, so das Forschungsteam um L’Orphelin. Denn niedriggradige kutane irAE seien in der Regel leicht zu behandeln, sodass die Patientinnen und Patienten die Behandlung seltener abbrechen würden. Eine langfristige dermatologische Nachsorge nach einer Immuntherapie sei deshalb wichtig. Das Wichtigste in Kürze Frage: Zu welchen Hauterkrankungen kann es bei Melanom-Patientinnen und -Patienten kommen, die mit CTLA-4- und/oder PD-1-Blockern behandelt werden? Antwort: Hautsymptome aufgrund von Checkpoint-Inhibitoren konnten in einer europäischen Studie auch noch später als ein Jahr nach Beginn der Therapie auftreten. Am häufigsten waren entzündliche Dermatosen zu beobachten. Bedeutung: Es ist wichtig, Hautärztinnen und -ärzte in die Therapie mit einzubeziehen, um mögliche unerwünschte Nebenwirkungen auf der Haut frühzeitig zu therapieren.

Impuls - Die Nachhaltigkeitsinitiative von Springer Medizin

Springer Medizin

Nebenwirkungen von Checkpoint-Inhibitoren auf der Haut

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Beeinträchtigt kontralateraler Brustkrebs die Überlebenschancen?

Tumortherapiefelder verlängern Leben bei NSCLC um drei Monate

Krebsbedingter Herzmuskelschwund: häufig und prognostisch ungünstig

NALIRIFOX verlängert Leben bei Pankreas-Ca. um zwei Monate

Update Onkologie