Erschienen in:
11.12.2019 | Interstitielle Nephritis | Leitthema
Renale Toxizitäten von Checkpoint-Inhibitoren bei onkologischen Therapien
verfasst von:
S. Anker, L. Hannemann, K. Benesova, C. Eckert, K. Jordan, C. Müller‑Tidow, K. Schulte, Dr. N. R. Neuendorff
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Erst seit wenigen Jahren werden Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) im Rahmen onkologischer Therapien eingesetzt. Sie dienen der Reaktivierung der endogenen Tumorantwort. Neben einer effektiven Tumorkontrolle sind diverse immunologisch vermittelte Nebenwirkungen an unbeteiligten Organen, so auch der Niere, beschrieben. Da diese Nebenwirkungen potenziell schwerwiegend sind, ist das frühzeitige Erkennen wichtig.
Methoden
Da die Datenlage im Rahmen der Therapie mit ICI aufgrund nur weniger verfügbarer klinischer Studien zu renalen Toxizitäten spärlich ist, erfolgte eine Literaturrecherche in PubMed, Fallberichte und -serien eingeschlossen. Verwendet wurden die Schlagwörter „Immun-Checkpoint-Inhibitor“, „PD-1-Inhibitor“, „PD-L1-Inhibitor“, „CTLA-4-Antagonist“, „renale Toxizität“, „Nierenversagen“, „irAE“, „ATIN“, „Proteinurie“ und „Nephritis“. Zur Evidenzaufarbeitung wurden insbesondere Fallberichte und -serien priorisiert, in denen eine detaillierte klinische Beschreibung mit Nierenbiopsie und entsprechender histologischer Aufarbeitung erfolgte.
Schlussfolgerungen
Renale Toxizitäten unter ICI-Therapie treten zwar im Durchschnitt lediglich in etwa 2 % der Fälle auf, sind jedoch potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen. Am häufigsten tritt eine akute (tubulo-)interstitielle Nephritis auf. Beim Auftreten einer renalen Toxizität sollten nephrotoxische Medikamente pausiert werden, weiterhin sollte die Durchführung einer Nierenbiospie zum Ausschluss wichtiger Differenzialdiagnosen frühzeitig erwogen werden. Bei höhergradiger Toxizität sind das Pausieren und ggf. das Beenden der ICI-Therapie indiziert. I. d. R. lässt sich die Toxizität gut durch Glukokortikoide kontrollieren. Essenziell erscheint dabei die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Onkologen und Nephrologen.