Erschienen in:
08.09.2022 | Editorial
Neue Versorgungsformen mitgestalten
verfasst von:
Dr. med. Uwe Meier, Prof. Dr. med. Martin Südmeyer
Erschienen in:
NeuroTransmitter
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Ausgabe 9/2022
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Auszug
Wir leben in bemerkenswerten Zeiten. Der Begriff der Zeitenwende ist gerade populär. Corona hat uns bereits aus der Ruhe und Gewissheit eines mikrobiologisch kontrollierbaren Lebens gerissen und vor Augen geführt, wie schnell und umfassend sich die Routinen des Alltagslebens ändern können (und für nicht wenige haben sich auch die existenziellen Lebensbezüge gewandelt). Kaum hatten wir Zeit gehabt, mit einer Pandemie leben zu lernen, erfahren wir jetzt, angestoßen durch den Ukrainekrieg, das nächste Erdbeben im Kanon unserer als selbstverständlich geglaubten Lebensgewissheiten. Wir haben uns in den letzten sieben Dekaden so sehr an Wohlstand und Frieden gewöhnt, dass wir beides verinnerlicht haben, als wären es Naturkonstanten wie ein mit Wasser prall gefüllter Rhein. Nun müssen wir sehen, wie fragil nicht nur Friedensprozesse, sondern auch ökonomische und ökologische Systeme sein können. Staunend erleben wir, wie Energiepreise explodieren und die Inflation galoppiert. Fast gleichzeitig wird uns gewahr, dass es überall an Fachkräften mangelt. Die Bahn lässt reihenweise Fahrten ausfallen, Flugzeuge heben nicht ab, Gepäck stapelt sich in den Airports, Handwerkertermine werden Mangelware, Lieferketten brechen zusammen. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Im "Spiegel" 38/2022 hat ein Kolumnist gerade das aus früheren Jahren vertraute Sommerloch zurückgesehnt, das uns alljährlich mit lauter Belanglosigkeiten gelangweilt hat. Stattdessen überschlagen sich die Kriegs- und Katastrophennachrichten und auch die Politik stimmt ungewohnte Töne an. Man stimmt uns ostentativ auf kalte Duschen und Wohnungen ein und versucht, uns mit Ausgleichsgaben bei Laune zu halten. Wie lange kann das funktionieren? …