Erschienen in:
07.06.2022 | Nierenkarzinom | Leitthema
Patientenabgeleitete Mikrotumoren
Eine Möglichkeit der Vorhersage des medikamentösen Therapieansprechens – ein Fallbericht
verfasst von:
Dr. Eva Erne, Nicole Anderle, Christian Schmees, Arnulf Stenzl
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 7/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die personalisierte Tumortherapie rückt immer mehr in den Fokus onkologischer Behandlungsstrategien. Schnelle und effektive Plattformen zur Vorhersage des individuellen Ansprechens eines Patienten auf eine medikamentöse Tumortherapie sind jedoch weitestgehend nicht verfügbar. Für dreidimensionale (3D-)Zellkulturmodelle wurden bereits verschiedene vielversprechende Ansätze beschrieben, bei denen sich Eigenschaften und Strukturen der Modelle dem des Originaltumors in hohem Maße gleichen.
Fragestellung
Wir zeigen anhand eines Fallberichts exemplarisch die möglichen Potenziale und Ergebnisse eines neuartigen Testsystems unter der Verwendung von patientenabgeleiteten Mikrotumoren (PDMs) und autologen tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TILs) auf.
Material und Methode
Aus dem Tumorfrischgewebe einer klarzelligen Nierenzellkarzinommetastase wurden PDMs und TILs isoliert. Es wurden histologische und immunphänotypische Charakterisierungen der PDMs und TILs durchgeführt. Des Weiteren wurde funktionelle In-vitro-Substanztestungen mit typischen Medikamenten/-kombinationen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit dem In-vivo-Therapieansprechen des Patienten verglichen.
Ergebnisse
Im durchgeführten Zytotoxizitätsassay der Nierenzellkarzinommetastasen-PDMs und TILs zeigt sich ein signifikantes Therapieansprechen (p = 0,0004) auf die Therapie mit einem PD-1-Inhibitor („programmed death 1“) und Lenvatinib im Vergleich zur Kontrolle. Die erhobenen Ergebnisse in der Zellkultur korrelierten positiv mit den In-vivo-Daten, welche ebenfalls ein Ansprechen beim Patienten zeigten. Es besteht die Möglichkeit, dass patientenabgeleitete Modellsysteme ein Therapieansprechen vorhersagen könnten und daraus in Zukunft gegebenenfalls auch eine optimierte Therapieentscheidung abgeleitet werden könnte.