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11.08.2022 | Nierensteinkolik | Nachrichten

Ernährungsempfehlungen

Nierensteinrezidive verhindern: Was hilft?

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Welche Ernährungsempfehlungen, außer dem Rat, viel zu trinken, kann man Patienten und Patientinnen mit Nierensteinen geben, um Rezidive zu verhindern? Ein Team der Mayo Clinic in Rochester hat über 400 Betroffene prospektiv beobachtet. Dabei kristallisierten sich vor allem zwei konkrete diätetische Maßnahmen für die Sekundärprävention heraus.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Wer schon einmal an Nierensteinen erkrankt ist, hat ein 30%iges Risiko, innerhalb von fünf Jahren erneut symptomatische Konkremente zu entwickeln. Konkrete Diätempfehlungen zur Rezidivprophylaxe sind jedoch rar, die Ratschläge, die Betroffene in der Praxis erhalten, basieren zumeist auf Erkenntnissen zur Primärprävention. Ein Team der Mayo Clinic im US-amerikanischen Rochester (Minnesota) hat daher Patientinnen und Patienten mit einer überstandenen Steinerkrankung prospektiv beobachtet und dabei mithilfe eines standardisierten Fragebogens ermittelt, wie sie sich in den Folgemonaten (zwischen 60 und 292 Tage nach der ersten Steinepisode) ernährten.

Kalzium und Kalium als Schlüsselelemente

Nach median vier Jahren hatten von 411 Befragten 73 erneut Nierensteine entwickelt. Von den untersuchten Nährstoffen waren nach Berücksichtigung von BMI, Flüssigkeits- und Energieaufnahme lediglich ein niedriger Kalzium- und ein niedriger Kaliumgehalt der Nahrung signifikant mit Steinrezidiven assoziiert. Nahm man den ROKS*-Score (dieser erfasst nichtdiätetische Risikofaktoren für Nierensteine, u. a. Hochdruck, Osteoporose, Diabetes, Gicht) mit in die Auswertung hinein, blieb die Assoziation allerdings nur für Kalzium signifikant. Klammerte man jedoch Personen aus, die Thiaziddiuretika oder Kalzium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einnahmen, war erneut eine geringere Aufnahme von Kalzium sowie von Kalium mit Steinrezidiven assoziiert.

In einer separaten Auswertung hatte man die 411 Steinpatientinnen und -patienten mit 384 Kontrollpersonen verglichen, die nicht zur Steinbildung neigten. Hier bestätigte sich, was im Prinzip schon frühere Studien ergeben hatten: Das Risiko, (erstmals) an Nierensteinen zu erkranken, stieg in der vollständig adjustierten Analyse signifikant, wenn vergleichsweise wenig Kalzium, Flüssigkeit (auch Kaffee!) und Phytinsäure aufgenommen wurden. Der Schwellenwert für Kalzium betrug 1200 mg pro Tag, bei der Flüssigkeit lag er bei stolzen 3,4 Litern täglich.

Urinanalyse zur Risikoeinschätzung kaum geeignet

Als wenig geeignet, um das ernährungsbedingte Risiko für Nierensteine zu erfassen, erwies sich in der Studie die Urinanalyse. Den Forscherinnen und Forschern zufolge sind die Messwerte abhängig vom Entnahmezeitpunkt und können von Tag zu Tag stark schwanken. „Mit dem Überblick über die täglich aufgenommenen Nahrungsbestandteile lässt sich das Rezidivrisiko besser erfassen als mit einer einzelnen Urinprobe“, so Dr. Api Chewcharat, Nephrologe an der Mayo Clinic, und sein Team.

In Einklang mit bestehenden Ernährungsempfehlungen solle man Steinpatientinnen und -patienten raten, etwa 1200 mg Kalzium pro Tag zu sich zu nehmen, so Chewcharat und Kollegen; dies erscheine „gerechtfertigt, um symptomatische Rezidive zu verhindern“. Bei geringeren Mengen nehme der Anteil des freien Kalziums im Darm ab, was zur verstärkten Aufnahme von Oxalat aus der Nahrung führe und somit die Oxalatausscheidung über den Urin begünstige. Ein höherer Kalziumgehalt in der Nahrung sei außerdem mit höheren Citrat- und pH-Werten im Urin verbunden, was die Bildung von Kalziumoxalatsteinen verhindere.

In der Praxis beschränke sich der ärztliche Rat oft darauf, „mehr Wasser zu trinken“. Nach Chewcharat und seiner Forschergruppe ist das nicht genug: Die Studie habe gezeigt, dass sowohl die empfohlene Menge an Kalzium als auch ausreichend Kalium in der Nahrung hilfreich seien, um symptomatische Nierensteinrezidive zu verhindern.

*Recurrence of Kidney Stone

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welche Nahrungsbestandteile erhöhen bzw. senken bei Patienten und Patientinnen mit Nierensteinen das Risiko für Rezidive?

Antwort: In einer prospektiven US-Studie mit 411 Steinbildnern waren ein niedriger Kalziumgehalt (< 1200 mg/Tag) sowie eine vergleichsweise geringe Aufnahme von Kalium mit einem erhöhten Rezidivrisiko assoziiert. 

Bedeutung: Steinpatientinnen und -patienten sollten, zusätzlich zum Rat, ausreichend zu trinken, die tägliche Aufnahme von etwa 1200 mg Kalzium pro Tag sowie eine kaliumreiche Ernährung empfohlen werden.

Einschränkung: Ernährungsdetails per Selbstauskunft erfasst; Ernährungsgewohnheiten haben sich im Lauf der Studie möglicherweise verändert.

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Literatur

Chewcharat A et al. Dietary Risk Factors for Incident and Recurrent Symptomatic Kidney Stones. Mayo Clin Proc 2022;97(8):1437–1448; https://doi.org/10.1016/j.mayocp.2022.04.016

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