Erschienen in:
15.12.2021 | Verletzungen des Urogenitaltraktes
Führt eine urologische Begleitverletzung beim Schwerstverletzten zu einer Outcomeverschlechterung?
Eine multivariate Risikoanalyse
verfasst von:
Ulrike Fochtmann, Pascal Jungbluth, Mirko Maek, Werner Zimmermann, Rolf Lefering, Sven Lendemans, PD Dr. med. Bjoern Hussmann, TraumaRegister DGU Sektion Notfall- Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (Sektion NIS) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
In der aktuellen Literatur werden schwerstverletzte Patienten mit urogenitalen (UG) Begleitverletzungen nur selten betrachtet. Fokussiert sind die Analysen dann häufig auf Nierenverletzungen, sodass andere UG-Traumen wie z. B. Harnleiterverletzungen nur marginal untersucht wurden. Diese Studie möchte Patienten mit UG-Verletzungen charakterisieren und den Effekt dieser Verletzungen auf Letalität und Liegedauer analysieren.
Material und Methodik
Einschlusskriterien dieser retrospektiven Analyse aus dem TraumaRegister DGU® waren: Injury Severity Score (ISS) ≥ 16 im Zeitraum von 2009-2016 mit Angaben zu Alter und Liegedauer. In einer deskriptiven Analyse wurden Patienten mit und ohne UG-Verletzung verglichen. Der Effekt von UG-Verletzungen auf die Letalität und die Liegedauer im Krankenhaus erfolgte mit multivariaten Regressionsanalysen.
Ergebnisse
Die Einschlusskriterien erfüllten 90.962 Patienten. Davon wiesen 5,9 % eine UG-Verletzung auf (n = 5345). Bei Beckenfrakturen reicht die Prävalenz bis 19 %. Patienten mit einem UG-Trauma waren im Schnitt 10 Jahre jünger (42,9 vs. 52,2 Jahre) und schwerer verletzt (31,8 vs. 26,4 Punkte im ISS). Die multivariaten Analysen zeigten, dass die UG-Beteiligung beim Schwerstverletzten keinen unabhängigen Risikofaktor für die Letalität darstellt, aber insbesondere bei Blasen- und Genitalverletzungen eine längere Liegedauer resultiert.
Schlussfolgerung
Die UG-Verletzungen stellen keinen zusätzlichen Risikofaktor bezüglich der Letalität dar, nach Adjustierung für bekannte Prognosefaktoren können sie aber zu einer verlängerten Krankenhausliegedauer beim Schwerstverletzten führen.