Mit Schluckauf in die Notaufnahme?

Obwohl nur wenige Patientinnen und Patienten mit Singultus ein Krankenhaus aufsuchen, sollte dem Symptom trotzdem Beachtung geschenkt werden. Denn hinter den andauernden Spasmen des Zwerchfells steckt manchmal eine ernste Erkrankung. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Anhaltender Schluckauf beeinträchtigt das Essen, den Schlaf sowie andere alltägliche Aktivitäten und wirkt sich erheblich auf die Lebensqualität der Betroffenen aus. Viele Patientinnen und Patienten mit länger andauernden Spasmen des Zwerchfells suchen deshalb die Notaufnahme auf. Derzeit fehlen Informationen über die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen wegen Schluckaufs sowie die Ursachen für diese wiederholten myoklonischen Kontraktionen. Dies nahmen Ali Seifi vom University of Texas Health Science Center San Antonio und drei Kollegen zum Anlass, die Inzidenz sowie demografische und klinische Merkmale von US-amerikanischen Patientinnen und Patienten zu bestimmen, die entweder die Notaufnahme zur Behandlung von Schluckauf aufsuchten oder während eines Krankenhausaufenthaltes wegen Schluckaufs behandelt wurden. Für ihre Querschnittsstudie verwendeten die Wissenschaftler Zahlen des U.S. National Inpatient Sample (NIS). Die NIS-Daten stellen eine Stichprobe aus 20% der Krankenhausentlassungen in den USA dar. Während des 14-jährigen Studienzeitraums zwischen 2005 und 2018 verzeichnete die NIS 66.124 Patientinnen und Patienten mit Singultus, die die Notaufnahme aufsuchten. Dies entspricht einem Durchschnitt von 4.723 Krankenhauseinweisungen pro Jahr und einer Inzidenz von 632 Fällen pro einer Million Entlassungen aus dem Krankenhaus. Die Zahl der Aufnahmen wegen Schluckaufs als Hauptdiagnose war mit 895 Erkrankten (1,4%) insgesamt gering. Er wird jedoch bei Tausenden von Patienten, die jedes Jahr in Krankenhäuser eingeliefert werden, als Nebendiagnose angegeben. Die Patientinnen und Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 60 Jahren und waren überwiegend männlich (93%) und weiß (61%). Die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthalts betrug 8,0 Tage, 1.389 Erkrankte starben während ihres Aufenthaltes in der Klinik (2,1% Mortalität im Krankenhaus). 21% der Betroffenen, die mit Schluckauf eingeliefert wurden, gaben an zu rauchen, bei allen Klinikeinweisungen zusammengenommen sind es lediglich 12,5%. Eine Nebendiagnose „Schluckauf“ wurde am häufigsten bei Patienten mit Erkrankungen des Verdauungstraktes gestellt (21,2% aller Aufnahmen mit Schluckauf). Neben der gastroösophagealen Refluxkrankheit (23,1%) wurden in dieser Gruppe auch die Divertikelkrankheit, Darmobstruktionen, Adhäsionen und Rektumkarzinome diagnostiziert. Schluckauf trat auch häufig bei neurologischen Erkrankungen und bei Patientinnen und Patienten auf, die für eine antineoplastische Chemotherapie stationär aufgenommen wurden. „Obwohl Schluckauf bei Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, eine seltene Diagnose ist, machen diese Daten deutlich, wie wichtig eine angemessene Untersuchung des Symptoms ist“, so Ali Seifi und sein Team. Ihre neu gewonnenen Informationen würden Klinikerinnen und Klinikern helfen, relevante Differenzialdiagnosen für die Erkrankten mit anhaltendem oder wiederkehrendem Schluckauf zu entwickeln. Ein besseres Verständnis für Singultus kann auch zu wirksamen pharmakologischen oder konservativen Behandlungen führen, wie etwa dem Einsatz von Phenothiazinen bei anhaltendem Schluckauf oder die Verwendung von Hilfsmitteln wie dem „Forced Inspiratory Suction and Swallow Tool“ (FISST), das vor kurzem vorgestellt wurde und einen vorübergehenden Schluckauf in über 90% der Fälle beendet. Dabei müssen die Patientinnen und Patienten Flüssigkeit durch ein Trinkrohr aufsaugen, dass am Ende mit einem Ventil versehen ist. Es wird angenommen, dass dieses Gerät durch eine starke Stimulation des Vagusnervs wirkt und so den Nervenbogen unterbricht, der dem Schluckauf zugrunde liegt. Jedoch sind laut Seifi und Kollegen weiterhin physiologische und klinische Studien erforderlich, um die Pathogenese des Schluckaufs, seinen Zusammenhang mit Krankheiten und die bestmögliche Behandlung dieses manchmal lästigen Zustands genauer zu beschreiben. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie viele Patientinnen und Patienten suchen wegen anhaltendem Schluckauf die Notaufnahme auf und was liegt den Spasmen zugrunde? Antwort: In den USA lag die Inzidenz für Schluckauf bei 632 Fällen pro einer Millionen Krankenhausentlassungen. Meist handelte es sich um eine Nebendiagnose, häufig lagen gastrointestinale Erkrankungen vor. Bedeutung: Der Ursache von Schluckauf sollte in weiteren Studien nachgegangen werden. Einschränkung: Das Symptom Schluckauf wurde im NIS eventuell nicht bei allen Patientinnen und Patienten vermerkt, vor allem, wenn es sich um eine Nebendiagnose handelte.

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