Neuer PD-1-Hemmer verbessert Therapie bei Ösophaguskarzinom

Checkpointhemmer sind bei fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus in der EU bisher nur bei einer relativ hohen PD-L1-Expression zugelassen. In einer Phase-3-Studie zeigten sich jedoch mit dem PD-1-Rezeptorblocker Serplulimab auch bei moderater PD-L1-Expression Überlebensvorteile. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Für Personen mit einem fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (esophageal squamous cell carcinoma, ESCC) ist mit Pembrolizumab bereits ein Checkpointhemmer in der Erstlinientherapie in Kombination mit einer Chemotherapie zugelassen, in der EU jedoch nur bei einer relativ hohen PD-L1-Expression (Combined Positive Score, CPS, ≥ 10). Möglicherweise können aber auch Personen mit einer geringeren PD-L1-Expression von solchen Medikamenten profitieren, berichten Forschende um Dr. Yan Song vom Nationalen Krebszentrum in Peking. Sie haben in einer Phase-3-Studie den in China entwickelten PD-1-Rezeptorblocker Serplulimab bei Erkrankten mit einem CP-Score ≥ 1 untersucht und konnten dabei ebenfalls deutliche Vorteile beim progressionsfreien Überleben (PFS, plus 0,5 Monate) und beim Gesamtüberleben (OS, plus 3,5 Monate) feststellen. An der Studie mit der Bezeichnung ASTRUM-007 nahmen 551 Personen aus 70 Zentren in China teil, alle hatten ein metastasiertes oder inoperables ESCC mit einem CP-Score ≥ 1, bei etwa 55% lag er unter 10 – diese wären also für eine Pembrolizumab-Therapie nicht infrage gekommen. Die allermeisten (85%) hatten bereits Fernmetastasen, zwei Drittel waren aktive oder ehemalige Raucher, 85% Männer. Zwei Drittel bekamen Serplulimab (3 mg/kg) einmal alle zwei Wochen für maximal zwei Jahre, die übrigen Placebo. Zusätzlich erhielten alle Erkrankten eine Standardchemotherapie mit Cisplatin und 5-FU an den ersten beiden Tagen eines Zwei-Wochen-Zyklus – vorgesehen waren maximal zwölf Zyklen. Im Median wurde über sechs Monate in der Gruppe mit dem PD-1-Hemmer und über viereinhalb Monate in der Kontrollgruppe behandelt. Vorteile auch bei CPS-Wert unter 10 Die Analyse nach 15 Monaten Nachbeobachtungszeit ergab ein medianes PFS von 5,8 Monaten in der Serplulimab-Gruppe und 5,3 Monaten in der Kontrollgruppe, das Progressionsrisiko war mit dem PD-1-Blocker nach Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren um 40% reduziert, und die Differenz erwies sich als statistisch signifikant. Nach einem Jahr lebten noch 26% mit dem PD-1-Hemmer progressionsfrei, aber nur 9% ohne diesen. Zum Analysezeitpunkt waren 44% in der Serplulimab-Gruppe und 57% in der Kontrollgruppe gestorben. Im Median lebten die Betroffenen jeweils 15,3 und 11,8 Monate, die Differenz von 3,5 Monaten war ebenfalls statistisch signifikant, die Berechnungen ergaben ein um 32% reduziertes Sterberisiko in der Gruppe mit dem PD-1-Hemmer. Unter Serplulimab zeigte sich auch öfter eine objektive Response (bei 58% versus 42%) sowie eine längere Dauer der Response (6,9 versus 4,6 Monate). Interessant sind die Resultate vor allem bei Betroffenen mit einem CP-Score < 10: Hier ergaben sich ähnliche Vorteile beim medianen PFS (5,7 versus 5,3 Monate) und OS (14,2 versus 11,4 Monate), verglichen jeweils mit der Standardtherapie. Deutlich größer waren allerdings die Unterschiede bei Personen mit einem CP-Score ab 10: Das mediane PFS betrug jeweils 7,1 und 5,3 Monate, das OS je 18,6 und 13,9 Monate, was sich in Differenzen von 1,8 und 4,7 Monaten übersetzte. Grad-3-Toxizitäten sah das Team um Song etwas häufiger unter Serplulimab als in der Kontrollgruppe (bei 53% versus 48%), immunbezogene Nebenwirkungen wurden bei 35% mit und 18% ohne den Checkpointhemmer beobachtet. Empfehlung der Redaktion Monoklonale Antikörper in der Krebstherapie – Themenseite Eine bahnbrechende Erfindung in der onkologischen Therapie stellen Antikörper dar. Auf unserer Themenseite finden sie Berichte zu neuen Wirksamkeitsstudien, zu Nebenwirkungsanalysen sowie lehrreiche Übersichtsarbeiten zu den verschiedenen therapeutischen Antikörpern in der Onkologie. Der Antikörper wird derzeit von Henlix Biotech und Shanghai Henlius Biotech gegen eine Reihe von Tumorerkrankungen klinisch geprüft. Zugelassen ist Serplulimab in China bereits bei kleinzelligen Lungentumoren in der Erstlinie sowie bei Mikrosatelliten-instabilen soliden Tumoren nach Versagen von Standardtherapien. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich die Behandlung von Personen mit fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus und einer moderaten bis hohen PD-L1-Expression (CPS ≥ 1) durch einen PD-1-Hemmer verbessern? Antwort: Mit dem PD-1-Hemmer Serplulimab zusätzlich zu einer Cisplatin-5-FU-Chemotherapie ließ sich das mediane progressionsfreie Überleben um 0,5 Monate und das Gesamtüberleben um 3,5 Monate verlängern. Bedeutung: Serplulimab könnte sich als Zusatztherapie schon bei mäßiger PD-L1-Expression eignen. Einschränkung: Bisher nur Resultate aus China.

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