Vorteile für minimal invasive Chirurgie bei Pankreaskrebs

Welche längerfristigen Überlebenschancen Patienten mit Adenokarzinom des Pankreas nach minimal invasiver verglichen mit offener Operation haben, ist in einer belgischen Studie untersucht worden. Der offene Eingriff schnitt dabei schlechter ab. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Zum Zeitpunkt der Diagnose kommen nur etwa 25–30% der Patienten mit Pankreaskrebs für eine Operation mit kurativer Intention infrage. Ob sich in solchen Fällen die Prognose nach einem minimal invasiven Eingriff von der nach offener Operation unterscheidet, hat ein Team um Halit Topal von der Abteilung für Viszeralchirurgie der Universitätsklinik Löwen untersucht. Die retrospektive Analyse erstreckte sich auf 396 Patientinnen und Patienten, die sich zwischen 2010 und 2019 aufgrund einer Krebsdiagnose einer Pankreasresektion – Pankreatikoduodenektomie, distale oder totale Pankreatektomie – unterziehen mussten. Der Krebs galt zu diesem Zeitpunkt als resektabel oder grenzwertig resektabel. 196 wurden minimal invasiv und 196 offen operiert. Der mediane Follow-up betrug 56,8 Monate. Den Ergebnissen lag ein Propensitätsmatching zugrunde, in welches die Faktoren Tumorstadium, Lymphknotenstatus, Typ der Op., gleichzeitige vaskuläre Resektion, neoadjuvante und adjuvante Chemotherapie, Alter, Geschlecht und Begleitkrankheiten einflossen. Das mediane Gesamtüberleben betrug nach laparoskopischen Eingriffen im Median 30,7 und nach offener Operation 20,3 Monate. Der Unterschied war statistisch signifikant und lief auf ein in der Nachbeobachtungszeit um 30% verringertes Sterberisiko nach minimal invasiven verglichen mit offenen Eingriffen hinaus (Hazard Ratio [HR] 0,70). Nach einem, drei und fünf Jahren lebten noch 80,3% vs. 72,6%, 44,0% vs. 27,5% und 23,3% vs. 17,4% der Patienten. Der Vorteil zugunsten des laparoskopischen Vorgehens blieb signifikant, nachdem die Ergebnisse zusätzlich nach dem Kalenderjahr der Operation (HR 0,74) und dem Typ der Chemotherapie (FOLFIRINOX vs. andere; HR 0,71) abgeglichen worden waren. Länger krankheitsfrei nach minimal invasiver Operation Beim krankheitsfreien Überleben fielen die Resultate für Patienten nach minimal invasiven Eingriffen mit median 14,8 vs. 10,7 Monaten ebenfalls günstiger aus (HR 0,71). Nach einem, drei und fünf Jahren betrugen die Anteile wie folgt: 56,6% vs. 43,4%, 22,6% vs. 14,0% und 18,5% vs. 10,8%. Auch hier änderte ein Abgleich nach Jahr und adjuvanter Chemotherapie nichts Wesentliches an den Ergebnissen. Empfehlung der Redaktion Pankreaskarzinom – Themenseite Das Pankreaskarzinom stellt noch immer eine große therapeutische Herausforderung dar. Aktuelle Fachinformationen zur Diagnose, Therapie und zum Management von Pankreaskrebs, sowie CME-Kurse und Fachliteratur finden Sie auf der Themenseite. Metastasen entwickelten 59,6% der Patienten nach minimal invasiver und 71,1% nach offener Chirurgie. Bis dahin waren median 18,9 vs. 13,4 Monate vergangen. 20,7% vs. 24,2% entwickelten lokoregionäre Rezidive. Dieser Unterschied war nicht signifikant, der Median der bis dahin verstrichenen Zeit zum Studienabschluss nicht erreicht. Ebenfalls keine relevanten Unterschiede zeigten sich bei der Kurzzeitmortalität nach 30 Tagen (0,5% vs. 1,5%) und 90 Tagen (3,0% vs. 5,0%). Signifikante operationstechnische Unterschiede mit Blick auf Resektionsränder oder die Zahl der entfernten Lymphknoten gab es nicht. „In dieser Studie mit 396 Patientinnen und Patienten mit mindestens grenzwertig resezierbarem Adenokarzinom des Pankreas war das minimal invasive Vorgehen mit besserem Gesamt- und krankheitsfreiem Überleben assoziiert als die offene Operation“, fassen Topal et al. ihre Ergebnisse zusammen. Grund hierfür sei unter anderem das geringere chirurgische Trauma bei laparoskopischen Eingriffen, wodurch weniger tumoraktivierende Faktoren freigesetzt würden. Minimal invasive Operationen sollten zentralisiert und Chirurgen ermutigt werden, vor der Implementierung in die tägliche klinische Praxis die Lernkurve für die minimal invasive Chirurgie von Pankreaskrebs zu durchlaufen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Unterscheiden sich die Überlebenschancen von Patienten mit Adenokarzinom des Pankreas je nachdem, ob sie minimal invasiv oder offen operiert worden sind? Antwort: In der vorliegenden Studie lebten Patienten nach minimal invasivem Eingriff im Schnitt insgesamt länger und auch länger krankheitsfrei als Patienten nach offener Operation. Bedeutung: Die minimal invasive Resektion von Adenokarzinomen des Pankreas scheint für die Patienten vorteilhaft zu sein. Einschränkung: Es handelt sich um eine retrospektive und daher nicht randomisierte Studie.

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