Erschienen in:
05.10.2022 | Rektumkarzinom | Leitthema
Kolonpouchrekonstruktionen nach tiefer anteriorer Rektumresektion
verfasst von:
PD Dr. Dr. U. J. Roblick, A. Schmidt, K. C. Honselmann
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 11/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die koloanale Anastomosierung wurde über viele Jahrzehnte klassischerweise als End-zu-End-Anastomose angelegt. Trotz erfolgreicher chirurgischer Wiederherstellung der Darmpassage nach tiefer Rektumresektion und totaler mesorektaler Exzision (TME) kann eine physiologische Kontinenz- und Evakuationsfunktion mit End-zu-End-Anastomose in vielen Fällen nicht erreicht werden. Konsekutive Beschwerden wie fäkale Inkontinenz, Urge-Probleme, Evakuationsschwierigkeiten und hohe Stuhlfrequenz (sog. „low anterior resection syndrome“, LARS) sind die Folge. Das als „LARS“ bezeichnete Symptombild nach TME wird in der Literatur in bis zu 60 % der Fälle beschrieben. Das gehäufte Auftreten imperativen Stuhldrangs, häufiger Stuhlgänge und die Probleme mit fäkaler Inkontinenz haben die Chirurgen motiviert nach alternativen Anastomosentechniken zu suchen. Seit-zu-End-Anastomosierung, Koloplastiepouch und der Kolon-J-Pouch haben in verschiedenen Studien zeigen können, dass sie der End-zu-End-Anastomose bezüglich der funktionellen Ergebnisse überlegen sind. Aktuelle Studien zeigen, dass die Seit-zu-End-Anastomose (auch wenn kein Pouch im eigentlichen Sinn) und die beiden Pouchtechniken zu vergleichbaren Ergebnissen bezüglich des funktionellen Outcomes und der Rate an Insuffizienzen führen. Die Alternative zur koloanalen Anastomose nach TME ist die abdominoperineale Resektion. Die meisten, vor allem jüngeren Patienten präferieren den Versuch des Erhaltes der Kontinenz mit dem Risiko der geschilderten funktionellen Probleme. Werden die Patienten gut selektiert, kann mit den heutigen Techniken die totale mesorektale Exzision so durchgeführt werden, dass die Kontinuität erhalten bleibt und durch die pouchanalen Anastomosenoptionen sowie die Seit-zu-End-Anastomose eine für einen großen Teil der Patienten gute Defäkationsfunktion erreicht werden kann.