Erschienen in:
11.09.2017 | Leberzirrhose | Schwerpunkt
Hormonstörungen bei Lebererkrankungen
Relevanz für die klinische Praxis
verfasst von:
N. Dauth, A. Vermehren, Prof. Dr. J. Bojunga
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Die Leber hat eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels und ist zudem Zielorgan unterschiedlicher Stoffwechselstörungen. Die Wechselwirkungen und Rückkopplungsmechanismen zwischen der Leber und endokrinen Organen spiegeln sich dadurch wider, dass eine Fehlfunktion des einen Organsystems häufig relevante Auswirkungen auf das andere hat. Die Hypo- und Hyperthyreose sind häufig mit Veränderung der Leberfunktion assoziiert. Schilddrüsenerkrankungen müssen daher in der Abklärung unklar erhöhter Transaminasen ausgeschlossen werden. Lebererkrankungen können zudem den Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone verändern. Ethanol wirkt ebenso nicht nur toxisch auf die Leber, sondern führt auch zu einem veränderten Metabolismus von Schilddrüsenhormonen. Ethanol kann zudem den Kortisolstoffwechsel beeinflussen und zum klinischen Bild eines Pseudo-Cushing-Syndroms führen. Kontrovers wird die Wechselwirkung von Leber und Nebennierenrindeninsuffizienz diskutiert, insbesondere als sog. hepatoadrenales Syndrom. Zunehmende Bedeutung haben Knochenerkrankungen bei Leberschäden, insbesondere die Osteoporose. Sexualhormone haben einen relevanten Einfluss auf die Leberfunktion und können toxische Leberschäden verursachen bzw. zu Adenomen und anderen Lebertumoren führen. Chronische Lebererkrankungen führen zu einem veränderten Sexualhormonstoffwechsel. Dies kann z. B. eine Feminisierung bei Männern und Unfruchtbarkeit und Amenorrhoe bei Frauen induzieren. In der klinischen Praxis sollte man daher die zahlreichen komplexen Wechselwirkungen zwischen der Leber und dem endokrinen System berücksichtigen. Hierfür müssen die entsprechenden Manifestationsformen erkannt werden, um Komplikationen frühzeitig zu therapieren und eine weitere Verschlechterung der Organsystems zu verhindern.