PD-L1-Antikörper ohne Zusatznutzen bei Ovarialkarzinom

Derzeit gibt es keinen Grund, Frauen mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Ovarialkarzinom zusätzlich zur Standardtherapie auch Atezolizumab anzubieten. Der PD-L1-Hemmer führt nicht zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Erneut ist eine Studie mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor zur Therapie von Ovarialkarzinomen negativ ausgegangen: In der Phase-3-Studie IMagyn050 war es im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben (PFS) ohne Belang, ob die Frauen außer der Standardchemotherapie plus Bevacizumab den PD-L1-Hemmer Atezolizumab oder ein Placebo erhielten. Auch beim Gesamtüberleben war kein Unterschied zu erkennen, die finalen Ergebnisse liegen dazu aber noch nicht vor. Die Studienteilnehmerinnen mit Ovarialkarzinomen im FIGO-Stadium III oder IV hatten sich entweder einer Debulking-Op. unterzogen oder sollten eine neoadjuvante Therapie mit Intervall-Op. erhalten. Alle wurden mit Paclitaxel/Carboplatin plus Bevacizumab behandelt. 651 Patientinnen bekamen zusätzlich Atezolizumab, 650 Placebo, jeweils alle 3 Wochen für 22 Zyklen. PFS nicht verändert Die erste Datenauswertung erfolgte, nachdem 664 PFS-Ereignisse aufgetreten waren – bei 50% der Atezolizumab- und 52% der Placebopatientinnen. Das mediane PFS lag bei 19,5 gegenüber 18,4 Monaten, eine statistisch unbedeutende Differenz. Auch wenn von den Teilnehmerinnen beider Gruppen nur diejenigen 60% mit PD-L1-positiven Tumoren (≥ 1% PD-L1-exprimierende Zellen) berücksichtigt wurden, ergab sich mit 20,5 versus 18,5 Monaten lediglich eine nichtsignifikante Differenz im PFS. Von Vorteil war die Checkpoint-Blockade allerdings bei einer hohen PD-L1-Expression von mindestens 5%: Hier war das PFS bei der Primäranalyse noch nicht erreicht, mit Placebo betrug es 20,2 Monate; das entsprach einem um 36% reduzierten Risiko für Progression oder Tod. Empfehlung der Redaktion Ovarialkarzinom – Themenseite Eierstockkrebs ist das gynäkologische Malignom mit der höchsten Mortalität. Effiziente Screening-Maßnahmen stehen derzeit leider nicht zur Verfügung, doch in der Behandlung tut sich etwas. Bleiben Sie auf dem Laufenden und informieren Sie sich auf unserer Themenseite zu allem, was Sie über Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Ovarialkarzinoms wissen müssen. Die Daten zum Gesamtüberleben (OS) waren bei der Zwischenanalyse noch nicht reif. Insgesamt waren 17% der Frauen gestorben. Die 2-Jahres-Überlebensraten waren weder in der Gesamtkohorte (81% mit Atezolizumab vs. 79%) noch bei PD-L1-Positivität (82% vs. 83%) signifikant verschieden. Gibt es noch eine Chance für Atezolizumab? Das Sicherheitsprofil der Therapien entsprach den bisherigen Erfahrungen. Die Durchführung der Basistherapie wurde durch die Hinzunahme des PD-L1-Inhibitors nicht beeinträchtigt. Bei den häufigsten Nebenwirkungen von Grad 3 oder 4 (Neutropenie, Hypertonie, Anämie) gab es keinen Unterschied zwischen Atezolizumab- und Placeboarm. Ein Todesfall (infolge einer Myasthenia gravis) wurde auf die Behandlung mit dem PD-L1-Hemmer zurückgeführt, in der Placebogruppe gab es ebenfalls einen therapieassoziierten Tod. Das Resümee der Studienautoren um Kathleen Moore von der Universität in Oklahoma City fällt eindeutig aus: „Derzeit gibt es keine Evidenz für Immun-Checkpoint-Hemmer bei neu diagnostizierten Ovarialkarzinomen.“ Optimistischer sind die Verfasser eines begleitenden Editorials, Panagiotis Konstantinopoulos (Dana Faber Cancer Institute, Boston) und Stephen Cannistra (Beth Israel Deaconess Medical Center, Boston). Sie verweisen auf den möglichen Nutzen bei Patientinnen mit hoher PD-L1-Expression. Außerdem gebe es aus anderen Studie Hinweise, dass Checkpoint-Hemmer auch bei geringer PFS-Verbesserung eine beträchtliche OS-Verlängerung erzielen könnten. Die von ihnen „begierig erwarteten“ OS-Ergebnisse von IMagyn050 sollen 2023 vorliegen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Verbessert die Hinzunahme von Atezolizumab zur Standardchemotherapie plus Bevacizumab die Wirksamkeit bei neu diagnostizierten Ovarialkarzinomen im FIGO-Stadium III oder IV? Antwort: Atezolizumab ist im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben (PFS) nicht besser als ein Placebo, weder in der Gesamtgruppe noch bei PD-L1-positiven Tumoren. Lediglich bei hoher PD-L1-Expression scheint der Checkpoint-Hemmer einen positiven Effekt zu haben. Bedeutung: Bei neu diagnostizierten Ovarialkarzinomen gibt es derzeit keine Evidenz für den Einsatz von Atezolizumab. Einschränkung: Daten zum Gesamtüberleben noch nicht final auswertbar.

Springer Medizin

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