Zytoreduktion verbessert Chancen bei Ovarialkrebs-Rezidiv

Patientinnen mit rezidiviertem Ovarialkarzinom können von einer erneuten Operation profitieren. Die Voraussetzung dafür ist, dass eine R0-Resektion möglich erscheint. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine zytoreduktive Operation, gefolgt von einer platinbasierten Chemotherapie, kann Patientinnen mit einem ersten Rezidiv eines Ovarialkarzinoms zu längerem Überleben verhelfen als die alleinige systemische Therapie. Das hat die DESKTOP(Descriptive Evaluation of Preoperative Selection Criteria for Operability in Recurrent Ovarian Cancer)-III-Studie ergeben, für die sich ein internationales Team von Gynäkoonkologen unter Federführung der deutschen Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO) zusammengefunden hat. Allerdings muss die Chance bestehen, dass der Rezidivtumor vollständig entfernt werden kann. Bisher war die Rolle der Chirurgie bei Rezidiven von Ovarialkrebs nicht klar definiert. Das könnte sich nun ändern. An DESKTOP III waren 407 Patientinnen mit Ovarialkrebs beteiligt, die nach einem platinfreien Intervall von mindestens sechs Monaten einen Rückfall erlitten hatten. Alle hatten einen positiven AGO-Score, was die Möglichkeit einer Komplettresektion anzeigt. Das bedeutet: Der Performance-Status der Eastern Cooperative Oncology Group liegt bei 0 (keine Einschränkung), die Aszitesmenge überschreitet nicht 500 ml, und bei der Erstoperation ist der Tumor vollständig entfernt worden bzw. handelte es sich um ein Karzinom im Stadium I/II. 206 Patientinnen wurden randomisiert der Operation zugewiesen, 201 erhielten nur eine Chemotherapie. Das Gesamtüberleben, primärer Studienendpunkt, betrug in der Op.-Gruppe median 54 und in der Gruppe mit alleiniger Chemotherapie 46 Monate. Die Nachbeobachtungszeit lag median bei 69,8 Monaten (Spanne: 59,8 bis 80,4 Monate). Das Sterberisiko von operierten Patientinnen war um 25% reduziert (Hazard Ratio 0,75; 95%-Konfidenzintervall 0,59–0,96; p = 0,02).) Der Kaplan-Meier-Schätzung nach leben nach 84 Monaten noch rund ein Drittel der operierten und ein Viertel der chemotherapierten Patientinnen. Nutzen nur nach vollständiger Rezidivresektion Offenbar nützt die Operation aber nur jenen Patientinnen, deren Rezidivtumor tatsächlich makroskopisch vollständig reseziert wird. Die mediane Überlebenszeit beträgt dann 62 Monate. Gelingt es hingegen nicht, das Krebsrezidiv vollständig zu entfernen, leben die Patientinnen im median noch 28 Monate und damit kürzer als die allein mit Chemotherapie behandelten Frauen. Die Lebensqualität nach einem Jahr unterschied sich nicht zwischen den Gruppen, die perioperative Mortalität lag bei null. „Alle Patientinnen mit einem ersten Rezidiv eines Ovarialkarzinoms nach einem platinfreien Intervall von sechs Monaten oder mehr sollten womöglich daraufhin abgeklärt werden, ob die Operation eine Option für sie darstellt“, schreibt das DESKTOP-III-Team um Philipp Harter von den Kliniken Essen-Mitte. Dabei könne auf den AGO-Score zurückgegriffen werden. Patientinnen, die für den Eingriff infrage kämen, sollten über die Möglichkeit informiert werden, sich in einem erfahrenen Zentrum für gynäkologische Onkologie einer zytoreduktiven Operation zu unterziehen. Im Gegensatz dazu sollten Patientinnen, bei denen eine inkomplette Resektion sehr wahrscheinlich ist, vor einer potenziell schädlichen chirurgischen Behandlung bewahrt werden. Die Resultate gelten nota bene für die geschilderte Situation von Patientinnen mit einem Ovarialkrebs-Erstrezidiv. Sie sind, wie die DESKTOP-III-Forscher betonen, nicht auf das Intervall-Debulking nach Chemotherapie und auch nicht auf die Rezidivtherapie nach späteren Therapielinien übertragbar. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich ein erstes Rezidiv eines Ovarialkarzinoms nach einem platinfreien Intervall sinnvoll chirurgisch behandeln? Antwort: Ja, die Operation scheint Patientinnen mit einem erstrezidivierten Ovarialkrebs zu nützen, vorausgesetzt, das Rezidiv lässt sich komplett resezieren. Bedeutung: Patientinnen mit Erstrezidiv eines Ovarialkarzinoms sollten auf die Möglichkeit hin untersucht werden, ob sie für eine operative Therapie infrage kommen. Dabei kann der AGO-Score helfen. Einschränkung: Die Resultate sind nicht auf das Intervall-Debulking und nicht auf die Rezidivtherapie nach späteren Therapielinien übertragbar.

Springer Medizin

Zytoreduktion verbessert Chancen bei Ovarialkrebs-Rezidiv

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