Erschienen in:
21.12.2020 | Hämangiom | Leitthema
Vaskuläre Malformationen: neue Behandlungsansätze
verfasst von:
P. H. Höger
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 2/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Vaskuläre Malformationen (VMF) werden häufig pauschal als (kapilläre oder kavernöse) „Hämangiome“ bezeichnet. Klassifikation und moderne Therapieoptionen sind bisher wenig bekannt.
Ziel der Arbeit
Vorstellung der aktuellen Klassifikation vaskulärer Anomalien der International Society for the Study of Vascular Anomalies (ISSVA) und neuer Ansätze einer genspezifischen Therapie.
Ergebnisse
Die VMF werden unterteilt in solitäre (kapilläre, venöse, lymphatische und arteriovenöse), kombinierte und komplexe/syndromale Malformationen. Ihnen liegen meist somatische Mutationen im PI3K/mTOR- bzw. im RAS/MAPK/ERK-Signalweg zugrunde, deren Nachweis nur aus betroffenem Gewebe möglich ist. Die medikamentöse Behandlung dient dem Ziel der Verkleinerung der VMF, um kosmetische und/oder funktionelle Störungen zu beseitigen oder zu vermeiden bzw. eine spätere operative Intervention zu ermöglichen, sofern diese erforderlich wird. Für Mutationen im PI3K/mTOR-Signalweg (meist „Slow-flow“-VMF) ist eine orale oder – bei oberflächlichen VMF – topische Behandlung mit Sirolimus wirksam. Für Mutationen im RAS/MAPK/ERK-Signalweg (überwiegend „Fast-flow“-VMF) ist Sirolimus nicht geeignet. Hier zeichnet sich die Wirksamkeit von MAP-Kinase-Inhibitoren wie Trametinib ab, die aus der Melanomtherapie bekannt sind. Diese Behandlung kommt für primär nichtoperable, potenziell lebensbedrohliche (Herzinsuffizienz, Blutung) arteriovenöse Malformationen in Betracht.
Schussfolgerungen
Neue Erkenntnisse zur Molekulargenetik von VMF öffnen die Option einer „targeted therapy“. Voraussetzung für deren Etablierung sind kontrollierte klinische Studien, die bisher fehlen.