Erschienen in:
25.05.2020 | Pädiatrische Neurologie | Originalien
Wie viele Patienten mit Epilepsie gibt es in Deutschland, und wer behandelt sie?
Vergleich der EPIDEG-Studien 1995 und 2010
verfasst von:
Margarete Pfäfflin, Hermann Stefan, Prof. Dr. Theodor W. May
Erschienen in:
Clinical Epileptology
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Epidemiologische Studien zur Epilepsie sind in Deutschland immer noch rar. Die erste EPIDEG-Studie (EPIDemiology of Epilepsies in Germany) wurde 1995 durchgeführt, um die Prävalenz behandelter Patienten mit Epilepsie zu schätzen und ihre Versorgungssituation zu erfassen.
Ziel der Arbeit
Die EPIDEG-Studie wurde 2010 wiederholt, um zu untersuchen, ob sich die Prävalenz der Epilepsien und die Versorgungssituation geändert haben.
Methoden
Basierend auf einer Zufallsauswahl, erhielten 3991 Ärzte verschiedener Fachrichtungen einen kurzen Erhebungsbogen, mit dem die Anzahl der behandelten Patienten mit Epilepsie, überwiesenen Patienten, Patienten mit Anfällen und Patienten mit neu diagnostizierter Epilepsie im letzten Jahr erfasst wurden. Die Responderrate betrug 31,3 %. Die statistische Auswertung erfolgte mit explorativ-deskriptiven Verfahren.
Ergebnisse
Die geschätzte Prävalenz behandelter Epilepsien war im Jahr 2010 mit 5,5 pro 1000 höher als 1995 mit 4,7 pro 1000. Jedoch war 2010 der Anteil von anfallsfreien (>1 Jahr) Patienten bei Neurologen (70,3 % vs. 60,1 %) und Hausärzten (71,4 % vs. 57,6 %) deutlich höher als 1995, während dieser bei Kinderärzten (62,1 % vs. 62,3 %) unverändert blieb. Die geschätzte Anzahl der Patienten, die an Neurologen überwiesen oder von diesen behandelt werden, ist von 193.000 auf 266.000 angestiegen. Inzwischen wird auch eine große Anzahl von Kindern mit Epilepsie von Neuropädiatern (mit)behandelt. Die Anzahl von Epilepsiepatienten pro Neurologe ist in den neuen Bundesländern weiterhin höher als in den alten Bundesländern, was die geringere Arztdichte von Neurologen in den neuen Bundesländern widerspiegelt. Entsprechendes gilt für Neuropädiater.
Schlussfolgerungen
Die Anzahl der Epilepsiepatienten in Deutschland ist gestiegen, wozu vermutlich die älter werdende Bevölkerung beigetragen hat. Die gleichzeitige Zunahme anfallsfreier Patienten weist auf eine verbesserte Behandlung und Versorgung hin.