Lewy-Körperchen-Demenz: Gewisser Erfolg mit neuem Dopaminmodulator

Der Dopaminverstärker Mevidalen scheint Motorik und Alltagsfunktion bei Parkinson- und Lewy-Körperchen-Demenz zu verbessern. Auf die Kognition hat das Medikament jedoch keinen messbaren Einfluss. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Besser wirksame Therapien werden auch bei anderen Demenzformen als Alzheimer dringend gesucht. Für Patienten mit Alpha-Synuclein-bedingten Erkrankungen wie Parkinsondemenz und Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB) sind bislang einzig Cholinesterasehemmer eine Option. Forscher um Dr. Kevin Biglan vom Unternehmen Lilly in Indianapolis haben bei solchen Demenzen, die sie als Lewy-Körperchen-Demenz zusammenfassen (LBD), einen neuen Wirkstoff in Phase 2 klinisch geprüft. Das Medikament mit der Bezeichnung LY3154207 hat zwar die Erwartungen bei der Kognition enttäuscht, aber immerhin Motorik und Alltagsfunktionen verbessert. Mevidalen wirkt als allosterischer Aktivator am Dopamin-D1-Rezeptor – die Substanz erhöht die Affinität für das vorhandene Dopamin und verstärkt somit seine Wirkung, eine dopaminerge Überstimulation wird durch Feedback-Schleifen aber weitgehend ausgeschlossen, der Wirkstoff sollte eher zu einer Normalisierung der dopaminergen Transmission beitragen. Bisherige Untersuchungen konnten eine Verstärkung der frontalen Dopaminaktivität sowie eine vermehrte Acetylcholin-Freisetzung belegen, davon versprechen sich die Forscher auch Vorteile für die Kognition. Darüber hinaus konnte der Wirkstoff die Beweglichkeit erhöhen sowie Tagesschläfrigkeit und Apathie mindern. Für ihre Phase-2-Studie mit der Bezeichnung PRESENCE konnten die Forscher um Biglan 344 LBD-Kranke gewinnen, jeweils die Hälfte hatte eine Parkinsondemenz und eine DLB. Voraussetzung für die Teilnahme war eine leichte bis moderate Demenz (MoCA-Score von 10–23 Punkten). Vier von fünf Patienten waren Männer, fast alle bekamen zuvor eine dopaminerge Medikation, etwa die Hälfte auch Cholinesterasehemmer. Alle erhielten nun zusätzlich zur bisherigen Behandlung entweder Placebo oder Mevidalen in einer von drei Dosierungen (10/30/75 mg). Verbesserungen auf allen UPDRS-Subskalen Als primäreren Endpunkt wählten die Forscher die Veränderung gemessen mit einer speziellen Batterie an Kognitionstests (CDR-CoA). Diese legt einen Schwerpunkt auf die bei LBD besonders betroffenen dopaminabhängigen Domänen wie Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen. Im Therapieverlauf ergaben sich jedoch weder belastbare Unterschiede zwischen den einzelnen Therapiearmen, noch deutete sich ein Dosiseffekt an. Etwas besser sah es beim ADAS-Cog aus: Dieser Wert sank mit der höchsten Dosierung im Vergleich zu Placebo um 1,6 Punkte, mit der mittleren um 1,4 und der niedrigsten um rund 1,1 Punkte, allerdings waren die Unterschiede alle nicht signifikant. Die Studienautoren vermuten, dass die kurze Dauer der Behandlung sowie der hohe Anteil von Patienten mit einer leichten Demenz den Nachweis kognitiver Effekte erschwert haben könnten. Immerhin: Der UPDRS-Gesamtscore verbesserte sich mit allen drei Dosierungen signifikant und dosisabhängig im Vergleich zu Placebo: Mit dem Scheinmedikament blieb der Wert im Schnitt konstant, mit der höchsten Dosierung nahm er um etwa 10 Punkte ab. Der Effekt war in allen drei UPDRS-Subskalen evident, also auch bei den nichtmotorischen Beschwerden (Part I). Schließlich zeigten knapp 60% mit der höchsten Mevidalen-Dosis eine mindestens minimale und 30% eine mindestens moderate Verbesserung beim klinischen Gesamteindruck, unter Placebo traf dies für jeweils 33% und 7% zu. Auch hier waren die Effekte dosisabhängig. Dies fanden die Forscher recht bemerkenswert, da praktisch alle Patienten stabil auf dopaminerge Medikamente eingestellt waren. Empfehlung der Redaktion Demenz – Themenseite Wie therapiert man Alzheimerpatienten leitliniengerecht? Warum sind "keiner" und "nein" bei Dementen tabu? Und was tut sich in der Alzheimertherapie-Forschung? Antworten gibt die Themenseite Demenz. Hier finden Sie Übersichten, News, kommentierte Studienreferate und Kasuistiken. Fatigue, Kopfschmerzen und Erbrechen traten unter Mevidalen etwa häufiger auf als unter Placebo, zudem kam es in der Gruppe mit der höchsten Dosis zu einem Todesfall unklarer Ursache, auch wurde damit eine anhaltende Blutdruckerhöhung beobachtet, sodass die Ärzte die Behandlung mit der 75-mg-Dosis vorzeitig beendeten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann ein allosterischer Modulator am Dopamin-D1-Rezeptor die Kognition von Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz verbessern? Antwort: In einer Phase-2-Studie mit Mevidalen wurden zwar nicht die kognitiven Fähigkeiten verbessert, dafür aber Motorik und Alltagsfunktionen. Bedeutung: Mevidalen eignet sich möglicherweise als Ergänzung zur dopaminergen Medikation. Einschränkung: Kurze Dauer, Probleme mit der höchsten Dosis.

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