Erschienen in:
22.05.2018 | Originalien
Pilotstudie zur Erfassung von Schlafstörungen bei Erblindung oder relevanter Sehbeeinträchtigung
verfasst von:
C. Dirks, D. Grünewald, P. Young, Dr. med. A. Heidbreder
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 5/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Schlafstörungen stellen bei Menschen mit schweren Sehbeeinträchtigungen und Blindheit ein relevantes gesundheitliches Risiko dar. Hierbei kann es v. a. durch den Wegfall der Lichtwahrnehmung zu einer Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus kommen, was ausgeprägte Beeinträchtigungen für den Alltag zur Folge haben kann – die sogenannte Non-24h-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung (Non-24). Da epidemiologische Daten für das Auftreten der Non-24 bisher nur aus den USA existieren, war es das Ziel dieser Pilotstudie, epidemiologische Daten für Deutschland für die Häufigkeit des Auftretens von Non-24 und für Schlafstörungen allgemein bei blinden und sehbehinderten Menschen zu erheben.
Methodik
Bei 111 blinden und sehbehinderten Probanden (davon 36 Probanden ohne Lichtwahrnehmung; männlich [m] = 56, 27–85 Jahre, Mittelwert [Mx] = 59,53, Standardabweichung [SD] = 14,69) und 111 sehenden Kontrollprobanden (m = 41, 27–88 Jahre, Mx = 58,32, SD = 14,21) kam ein Set aus validierten Fragebögen zum allgemeinen Gesundheitszustand (SF-36), zu Schlafcharakteristika (PSQI) und Tagesschläfrigkeit (ESS) zum Einsatz. Zudem wurde die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Non-24h-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung anhand eines in deutscher Sprache bislang nicht validierten Fragebogens erhoben.
Ergebnisse
Mit einer Prävalenz von 72,2 % für die Non-24h-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung bei den Probanden ohne Lichtwahrnehmung konnten die Ergebnisse aus den USA repliziert werden. Im Kontrast dazu fanden sich nur bei 21,3 % der Probanden mit Restlichtwahrnehmung Hinweise auf das Vorliegen einer Non-24. Es fanden sich darüber hinaus sowohl in der Gruppe der Menschen ohne Lichtwahrnehmung wie auch in der Gruppe der Menschen mit Sehbehinderungen zahlreiche andere schlafmedizinische Erkrankungen wie Einschlafstörungen (100 % vs. 79,9 %), Durchschlafstörungen (90 % vs. 88,1 %), schlafbezogene Atmungs- und Bewegungsstörungen (19,4 % vs. 32 % und 28,1 % vs. 32,9 %).
Diskussion
Besonders bei den Probanden ohne Lichtwahrnehmung stellt die Non-24h-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung eine häufige Ursache für Ein- und Durchschlafstörungen gepaart mit Tagesschläfrigkeit dar. Hierbei spielt der externe Taktgeber Licht die Schlüsselrolle. Jedoch ist – wie aus den Ergebnissen zu anderen Schlafstörungen hervorgeht – ein gezieltes Nachfragen nach Schlafstörungen bei dieser Patientenklientel wie auch bei Menschen mit Sehbehinderungen generell von Wichtigkeit.