Etwa die Hälfte der Personen, die schwer an Corona erkrankt waren, zeigt ein Jahr später noch Lungenauffälligkeiten wie eine verminderte Diffusionskapazität oder Milchglastrübungen und Fibrosen. Darauf deutet eine Metaanalyse von 30 Studien.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Zu den gefürchteten Covid-Langzeitfolgen zählt eine beeinträchtigte Lungenfunktion, derzeit gibt es aber nur recht wenige und zum Teil widersprüchliche Untersuchungen, wie häufig solche Beeinträchtigungen nach einer überstandenen Coronaerkrankung auftreten. Dies mag zum großen Teil an sehr unterschiedlichen Patientenkollektiven in den einzelnen Studien liegen. So kam eine vor kurzem publizierte Arbeit aus Italien zu dem Schluss, dass sich bei stationär behandelten Covidkranken mit einer moderaten Pneumonie nach einem Jahr im Thorax-CT kaum noch Auffälligkeiten zeigen – die Lunge der Betroffenen hatte sich zumeist komplett erholt (siehe Bericht). Eine Metaanalyse aus Korea deutet nun in eine andere Richtung: Danach weist jeweils mehr als ein Viertel der Erkrankten ein Jahr später noch Milchglastrübungen und Fibrosen auf und rund ein Drittel hat noch Probleme mit der Diffusion. Allerdings waren in den hier berücksichtigten Studien die allermeisten Personen schwer oder kritisch coronakrank.
Ein Team um Dr. Jong Hyuk Lee vom Klinikum der Nationaluniversität in Seoul in Korea fand insgesamt 30 prospektive Kohortenstudien, bei denen Covidkranke über mindestens sechs Monate hinweg per Thorax-CT und/oder Lungenfunktionstests nachuntersucht worden waren. 25 der Studien lieferten Angaben zu Lungenfunktionstests, 22 zu CT-Untersuchungen. An den Studien hatten insgesamt 6770 Covidkranke teilgenommen, zwei Drittel hatten einen schweren Verlauf entwickelt und eine Sauerstoffversorgung benötigt, ein Drittel war kritisch krank gewesen und intensivmedizinisch behandelt worden.
45% nach einem Jahr noch mit Auffälligkeiten
In den nachfolgenden Lungenuntersuchungen wurde am häufigsten eine verminderte Diffusionskapazität der Lunge festgestellt – sie lag bezogen auf Kohlenmonoxid (DCO) im Schnitt bei 82% des Erwartungswertes. Sechs Monate nach der Infektion war der DCO-Wert bei 39%, nach einem Jahr noch bei 31% beeinträchtigt, das heißt, er erreichte weniger als 80% des unteren Normwerts. Die Beeinträchtigungen hingen stark mit der Schwere der überstandenen Erkrankung zusammen.
Vitalkapazität (FVC) und totale Lungenkapazität (TLC) waren hingegen weniger stark vermindert, sie erreichten im Schnitt 95% der Erwartungswerte, eine deutliche Einschränkung zeigten nach sechs Monaten 13% bei der FVC und 17% bei der TLC, nach einem Jahr noch jeweils 5% und 11%. Hier ergab sich kein klarer Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung, was aber auch methodische Gründe haben könnte, da nicht in allen Studien nach einem solchen Zusammenhang geschaut worden war.
Insgesamt fanden sich bei 32% der nachuntersuchten Erkrankten Zeichen einer Fibrose – bei 36% nach sechs und 26% nach zwölf Monaten. Betroffen waren vor allem solche Personen, die eine sehr schwere Erkrankung überstanden hatten. In Studien mit einem Anteil von weniger als 50% Schwerkranker betrug der Anteil mit Fibrosezeichen mindestens sechs Monate nach der Infektion nur 18%. Ein höheres Alter und Tabakkonsum gingen ebenfalls mit einem erhöhten Fibroserisiko einher.
Milchglastrübungen traten in den Studien nach sechs Monaten noch bei 39%, nach einem Jahr bei 27% der Untersuchten auf.
Frei von radiologischen und funktionellen Befunden waren die Lungen bei 36% nach sechs und bei 55% nach zwölf Monaten. Fast die Hälfte hatte nach einem Jahr also noch nachweisbare Lungenauffälligkeiten.
Das Team um Lee weist darauf hin, dass nicht bei jeder Person mit Dyspnoe nach Covid eine ressourcen- und strahlungsintensive Untersuchung nötig sei – die Atemnot sei oft auch durch eine dysfunktionale Atmung oder reduzierte kardiovaskuläre Fitness zu erklären. Nach besonders schweren Verläufen könnten sich solche Untersuchungen aber lohnen, vor allem, wenn weitere Risikofaktoren wie ein hohes Alter oder Tabakkonsum vorlägen.
Ein Trost dürfte sein, dass die Auffälligkeiten bei vielen Betroffenen mit der Zeit langsam wieder verschwinden. Wie häufig sich die Lungen auch nach schweren Verläufen komplett erholen und wie lange das dauert, wird sich aber erst in den nächsten Jahren zeigen.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie lange persistieren Lungenauffälligkeiten bei Personen mit schweren Covidverläufen? Antwort: Nach Daten einer Metaanalyse von 30 Studien zeigen nach einem Jahr noch 45% der schwer Erkrankten Auffälligkeiten in Lungentests oder der Bildgebung. Bedeutung: Lungenprobleme können nach einem schweren Covidverlauf noch lange anhalten, gehen mit der Zeit aber langsam zurück. Einschränkung: Teilweise recht heterogene Resultate der einzelnen Studien. |