Welche Berufsmöglichkeiten junge Onkologen haben

Ob als Arzt in der stationären oder ambulanten Versorgung, als Wissenschaftler in der Krebsforschung oder als Clinician Scientist – für Nachwuchs-Hämatologen und -Onkologen stehen viele Karrierewege offen. Eine kurze Übersicht. Die medizinische Onkologie und Hämatologie erfährt in den letzten Jahren einen dramatischen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Immer neue therapeutische Zielstrukturen und neuartige Tumortherapeutika rücken rasch von der Präklinik in die klinische Patientenversorgung. Die Hämatologie und Onkologie wird somit zunehmend komplexer und die Behandlungsergebnisse für viele Tumorentitäten werden stetig besser. Mit zunehmendem Alter der Bevölkerung und mit immer neuen Behandlungserfolgen sowie einer Verbesserung des krebsspezifischen Überlebens steigen die Zahl der Tumorpatienten und der spezialisierte Versorgungsbedarf kontinuierlich. Hierdurch ergibt sich für angehende Hämatologen und Onkologen nach Ansicht von Dr. Christoph Oing, Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie am Universitären Cancer Center Hamburg und bei der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) Vorsitzender des Arbeitskreises Junge DGHO, eine Vielzahl von Möglichkeiten zur individuellen Karriereplanung und beruflichen Selbstverwirklichung. Als potenzielle Berufsbilder nennt Oing im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ den Arzt in der stationären oder ambulanten Versorgung, den Wissenschaftler in der Krebsforschung oder den Clinician Scientist als Bindeglied zwischen Klinik und Grundlagenforschung. Gezielte Nachwuchsförderung nötig Tumorpatienten haben, wie Oing betont, in Deutschland Zugang zu einem differenzierten Netzwerk ausgezeichneter onkologischer Versorgungsstrukturen: Neben hoch spezialisierten Zentren, wie den Universitätsklinika und anderen Krankenhäusern der Maximalversorgung, zertifizierten onkologischen Spitzenzentren und Organkrebszentren, dem Netzwerk onkologischer Praxen und MVZ sowie onkologischen Rehabilitationseinrichtungen stünden den Patienten meist wohnortnah und flächendeckend optimale Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung. Empfehlung der Redaktion Operation 27.04.2020 | COVID-19 | Nachrichten Weiterbildung zum Internisten in Zeiten von COVID-19 Wie wirkt sich die aktuelle Corona-Pandemie auf den Arbeitsalltag von Assistenzärzten aus. Maximilian Schmutz, Assistenzarzt der Inneren an der Universitätsklinik in Augsburg, kann aus der Pandemie auch positive Dinge mitnehmen, wie er im Interview erzählt. „Um dem steigenden Versorgungsbedarf in der Hämatologie und Onkologie gerecht zu werden, gilt es, die hohe Versorgungsqualität des Gesundheitsstandorts Deutschland zu erhalten, den Nachwuchs unseres Fachgebiets gezielt zu fördern, bereits Studierende für das Fach zu begeistern und damit die Hämatologie und Onkologie zukunftsfähig auszurichten“, postuliert Oing – und verweist auf ein entsprechendes DGHO-Positionspapier zur Zukunft der Medizinischen Onkologie in Deutschland. „Die dynamische und innovative Entwicklung, die gegebene Jobsicherheit und die vielen verschiedenen Tätigkeitsfelder machen die Hämatologie und Onkologie zu einem attraktiven Fachgebiet für junge Mediziner“, hebt Oing hervor. Insbesondere die ambulante Patientenversorgung biete häufig gute Möglichkeiten für familienfreundliche Arbeitszeitmodelle – damit ist er auf einer Längenwelle mit dem Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland (BNHO). „Aber auch an großen Versorgungs- und Forschungseinrichtungen, wie den Universitätskliniken, findet der immer lauter werdende Ruf nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance zunehmend Beachtung“, ergänzt Oing. Darüber hinaus zeige die aktuelle Entwicklung, dass immer mehr Kolleginnen erfolgreich Karriere machten und Führungspositionen besetzten, sich alte Rollenmodelle auflösten und gemeinsam auf eine geschlechtsneutrale Gleichberechtigung hingearbeitet werde. „Die Herausforderung für den Nachwuchs des Fachgebiets ist es also insbesondere herauszufinden, welcher Tätigkeitsbereich den eigenen Karriere- und Zukunftsplänen am ehesten entspricht“, bringt er das Dilemma der jungen Ärzte auf den Punkt – verbunden mit dem Hinweis, dass im Arbeitskreis Junge DGHO und der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO Young Medical Oncologists) eigene Interessenvertretungen für junge Kollegen bestünden, die hier Orientierungshilfen geben könnten. Gezielte Angebote der Fachgesellschaften, wie beispielsweise die DGHO-Juniorakademie oder eigene Veranstaltungen im Rahmen der Fachgesellschaftstagungen böten darüber hinaus exzellente Möglichkeiten, mit Kollegen aus allen Tätigkeitsbereichen – auch aus Österreich und der Schweiz – in Kontakt zu kommen und Inspirationen für die eigene Karriereplanung zu gewinnen. Anforderungsprofil oft unbekannt Mit Blick auf seinen Arbeitskreis berichtet Oing, dass Nachwuchsärzte hoch motiviert seien, ihnen jedoch häufig eine Kenntnis der Aufgaben und Anforderungen in den Tätigkeitsfeldern von Hämatologen und Onkologen fehlten, in denen sie selbst nicht unmittelbar tätig seien. „Ein Austausch, beispielsweise durch Rotationen oder Hospitationen in den verschiedenen Versorgungseinrichtungen inklusive Krankenhäusern und Universitätskliniken, Praxen, Rehabilitationseinrichtungen und industriellen Bereichen wie der Pharmaindustrie, könnte künftig helfen, die persönliche Karriereplanung dahingehend zu unterstützen, ein Tätigkeitsfeld zu finden in dem sich berufliche und private Karriere- und Lebensziele am besten vereinbaren lassen“, regt Oing an. „Es ist erfreulich zu beobachten, dass sich Zufriedenheit in Beruf und Karriere und zeitgleich in Familie und Privatleben nicht gegenseitig ausschließen müssen, dass geschlechtsbezogene Chancenungleichheiten – wenn auch langsam – schwinden, Forschungstätigkeit zunehmend als äquivalente Arbeitsleistung zur klinischen Versorgung anerkannt wird und diese Kernaspekte in der Zukunftsperspektive für unser Fachgebiet mehr und mehr Beachtung finden“, ergänzt er. Quelle: Ärzte Zeitung

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